Bewerbung: IT-Profis müssen noch üben

14.12.2004
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.
Die Chancen gestandener IT-Experten für eine berufliche Veränderung sind nicht schlecht. Viele Kandidaten allerdings finden keinen Job, weil sie sich als Bewerber ungeschickt präsentieren.

Hier lesen Sie ...

  • warum erfahrene IT-Fachkräfte sich als Bewerber schwer tun;

  • was die veränderte Rolle der IT für eine erfolgreiche Selbstvermarktung bedeutet;

  • wie man Personaler auf sich aufmerksam macht.;

Was dem Headhunter in den virtuellen Briefkasten flatterte, las sich viel versprechend: Informatikdiplom, attraktive Berufsstationen ohne Lücken - selbst mit rund 70000 Euro Jahresgehalt schien der knapp 40-jährige SAP-Spezialist nicht zu teuer. Schnell griff der Personalberater zum Telefon und arrangierte ein Treffen. Doch der erfahrene IT-Experte enttäuschte: Gesenkten Blickes wich er Fragen aus und äußerte sich abfällig über seine früheren Arbeitgeber. "Fachlich top, aber ein schwieriger Kauz", war dem Personalberater binnen Sekunden klar: "Den kann ich keinem Unternehmen anbieten."

Kein Einzelfall, wie Marktbeobachter bestätigen. Denn auf dem Personalmarkt tummeln sich nicht nur Bewerber, die überzeugende Referenzen vorweisen oder sich durch professionelles Networking auszeichnen. Auch Kandidaten, die weder wie "aus dem Ei gepellt" in Erscheinung treten noch durch Eloquenz bestechen, wollen einen neuen Job. Besonders berufserfahrene IT-Fach- und Führungskräfte tun sich schwer auf dem glatten Bewerbungsparkett. "Ihr Problem ist die Vermarktung der eigenen Person und Skills", urteilt Hermann Fuss, Partner der Personalberatung Allocate GmbH in München.

Dabei sind die Chancen gar nicht übel. Laut dem Branchenverband Bitkom will jedes zweite Software- und Dienstleistungsunternehmen neue Mitarbeiter einstellen. Gestandene IT-Experten mit guten Kontakten und weitem Horizont sind durchaus gefragt. Dass solche Bewerber sich manchmal etwas unbeholfen präsentieren, diesen Eindruck teilen auch Verantwortliche der einstellenden Unternehmen wie Michael Louis, Geschäftsführer von Mindjet International GmbH, Alzenau. Er registriert gewisse Schwierigkeiten, sich auf neue Aufgaben und Kollegen einzustellen, "wenn jemand jahrelang nur in einer Firma gearbeitet hat".

Doch auch eine vielseitige Berufserfahrung schützt vor unvorteilhafter Selbstdarstellung nicht, erläutert Uwe Kloos, Personalleiter der BMW-Tochter Softlab in München. So gebe es immer wieder Bewerber, die im Verlauf ihrer bisherigen Karriere zwar viele Rollen eingenommen hätten, ihren persönlichen Beitrag zum Erfolg aber "nicht auf den Punkt bringen können".