Ron Sommers Erbe trägt bei T-Mobile erste Früchte

Bewegung im US-Mobilfunkmarkt

27.02.2004
MÜNCHEN (CW) - Die Telekom-Tochter T-Mobile hat in den USA Marktanteile gewonnen. Durch die Übernahme von AT&T Wireless durch Cingular rückt der Carrier nach der Zahl der Kunden auf Platz vier vor. Das teure Erbe von Ron Sommer wird inzwischen längst nicht mehr so kritisch beurteilt wie früher.

Knapp vier Jahre ist es her, dass Gerüchte über den Zukauf eines US-amerikanischen Mobilfunkers durch die Deutsche Telekom die Runde machten. Ein Jahr später, im Mai 2001, war der Deal perfekt: Konzernchef Sommer sammelte die Firmen Powertel und Voicestream für zusammen knapp 35 Milliarden Dollar ein. Dabei kam ihm zugute, dass der eigene Aktienkurs eingebrochen war und so der Kaufpreis im Nachhinein günstiger als zunächst befürchtet erschien. Sommer selbst rettete der Handel nicht - im Gegenteil, er musste seinen Platz räumen.

Doch die Kritik von einst an der teuren Expansion in Übersee ist inzwischen verstummt, T-Mobile USA gilt sogar als Hoffnungsträger des Konzerns. Im vierten Quartal ist es dem Unternehmen gelungen, seinen Wettbewerber Nextel vom fünften Platz der Rangliste zu verdrängen - T-Mobile hat die rote Laterne abgegeben. Nextel konnte im Schlussquartal 2003 rund 550000 neue Kunden gewinnen und insgesamt 12,9 Millionen Nutzer vorweisen. Hingegen stieg die Zahl der T-Mobilisten um über eine Million auf 13,1 Millionen. Nur Marktführer Verizon Wireless legte stärker zu. Zwar wirkt die Differenz zu Nextel gering, aber die Tendenz ist klar: Das US-Management ist in der Lage, vollmundige Ankündigungen auch umzusetzen.

Nextel indes arbeitet profitabel und hat sich auf umsatzstarke Geschäftskunden konzentriert. Das Unternehmen nahm im vergangenen Geschäftsjahr 10,8 Milliarden Dollar ein, 24 Prozent mehr als 2002. Der operative Gewinn stieg um ein Drittel auf 4,2 Milliarden Dollar, und netto blieben schließlich 1,5 Milliarden Dollar übrig. T-Mobile stellt seine Zahlen für das abgelaufene Jahr am 10. März vor. Ein positiver freier Cashflow wird nicht vor 2005 erwartet.

Beide Unternehmen spekulieren derweil auf Kundenzugewinne, während die großen Konkurrenten Cingular Wireless (Nummer zwei) und AT&T Wireless (Nummer drei) mit ihrer Fusion beschäftigt sind. Der neue Konzern, der unangefochten zur Nummer eins im US-Markt aufsteigt, verfügt ebenso wie T-Mobile über ein Netz auf Basis des GSM-Standards - aber zurzeit schon etwa 45 Millionen Kunden. Dahinter rangiert die 45-prozentige Vodafone-Beteiligung Verizon mit knapp 38 Millionen Nutzern, gefolgt von Sprint PCS mit 16 Millionen Kunden.

Interessant ist die Frage, was künftig aus den beiden kleinen Playern wird. Bis die Reibungsverluste bei Cingular-AT&T eingedämmt sind, muss es T-Mobile USA gelingen, an Masse zuzulegen. Bei Nextel hingegen steht die Entscheidung an, ob die Business-Nische aufgegeben oder verteidigt wird. Beide Carrier sind zudem weiterhin immer für ein Übernahmegerücht gut. Analysten sind sich folglich uneins, ob die AT&T-Übernahme den Kleinen nützt oder schadet: Die Investment-Bank Dresdner Kleinwort Wasserstein setzte sofort ihre Kaufempfehlung für die Telekom herauf, andere Marktbeobachter rechnen mit steigendem Druck. (ajf)