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Bewegliche Ziele im Visier

12.02.2003
Von Gisela Wörner
Sicher haben CIOs selten einen leichten Job - aber der von Gisela Wörner ist beson-ders schwierig: Die Eon AG, für deren IT sie verantwortlich zeichnet, befindet sich in einer Phase permanenter Veränderung. Die Aufgabe, unter diesen Umständen eine IT-Strategie zu entwickeln, erinnert an die Plackerei des Sisyphos.

Konsolidieren, standardisieren, einschränken“, so definierte Wörner schon vor anderthalb Jahren ihre Hauptaufgaben als Chief Information Officer. Diese Stellenbeschreibung hat nichts von ihrer Gültigkeit verloren - im Gegenteil. Der aus Veba und Viag zusammengefügte Eon-Konzern ist im Begriff, sich auf seine Versorgungskompetenz zu konzentrieren. Folglich trennt er sich von branchenfremden Aktivitäten und akquiriert neue Unternehmen. Für die Informationstechnik bedeutet das: Sie muss eine Organisation abbilden, die sich permanent verändert. Da ist eine ordnende Hand gefragt. Wörner lässt keinen Zweifel daran, dass sie über die nötige Qualifikation verfügt: Sie strahlt natürliche Autorität aus und scheut sich nicht, an-zuecken. Andererseits bevorzugt sie in ihren eigenen Worten einen „kooperativen Führungsstil mit der Fähigkeit zum Delegieren und zum rechtzeitigen Eingreifen“.

Quasi durch die kalte Küche Entsprechend der klassischen Definition des CIO überlässt Wörner die operative Verantwortung für die IT-Systeme den Chefinformatikern der Einzelgesellschaften. So kann sie genügend Zeit auf ihre Hauptaufgabe verwenden: die strategische Verantwortung für die IT des Gesamtkonzerns.

Nach dem Ziel ihrer Arbeit gefragt, antwortet die IT-Managerin: einen Mehrwert für das Konzern-geschäft initiieren und umsetzen. Erfolg bedeutet für sie, als Partner und Berater der Vorstände respektiert zu werden sowie die eigenen Ratschläge und Konzepte verwirklicht zu sehen. Dafür benötigt sie eigenen Angaben zufolge keinen großen Stab: „Ich glaube nicht, dass die Durchsetzungskraft des CIO mit der Zahl der direkten Mitarbeiter zunimmt.“ Effektiver sei ein kleines, „hochkarätiges“ Team, das konzeptionell denken könne.

Zur Informationstechnik kam Wörner vor mehr als 30 Jahren quasi durch die kalte Küche: Als Directrice in diversen Unternehmen der Beklei-dungsindustrie hatte sie schon in den 60er Jahren CAD-Systeme und Programme zur Optimierung von Schnittmustern eingesetzt. Von der Technik begeistert, begann sie 1970 eine DV-Grundausbildung bei der Siemens AG. Dort arbeitete sie zunächst im Softwarevertrieb, dann als Beraterin sowie schließlich als Produkt-Managerin für die Entwicklung und Markteinführung von Standardsoftware.

1989 wechselte Wörner zur CSC Ploenzke AG, wo sie etwa sieben Jahre lang den Bereich Industrieberatung leitete. Sie verließ das Consulting-Unternehmen 1996, um als CIO bei der Viag AG einzusteigen. Nach der im Jahr 2000 vollzogenen Fusion von Viag und Veba übernahm sie die oberste IT-Management-Funktion für den Gesamtkonzern, der seinen Hauptsitz in Düsseldorf hat. Ihre Wochenenden verbringt sie allerdings gern in München, wo ihr Mann und ihre Freunde leben. Sportlichen Ausgleich für ihr Berufsleben findet sie beim Joggen, Radfahren und Golfspielen.

Zur Person

Als Quereinsteigerin an die IT-Spitze eines Großunternehmens: Gisela Wörner endeckte ihre Affinität zur Informationstechnik als Directrice in der Textilindustrie. Über Siemens und Ploenzke fand sie zur Viag AG, wo sie ihre erste CIO-Position bekleidete. Heute entwirft sie das Schnittmuster für die Informationstechnik der Eon AG.