Bewältigung von Belegbergen bei der Versicherung:\Barmenia schreitet mit Inforex zum Dialog

03.04.1980

Die Datenerfassung ist nach wie vor ein zentrales Problem jeder DV-Organisation. Eine Versicherungsgesellschaft hat in der Erfassung erhebliche Belegvolumina zu bewältigen. Die Barmenia-Versicherung, Wuppertal, gehört zu den mittleren Unternehmen der Versicherungswirtschaft. Sie besteht aus den miteinander verbundenen Zweigen Kranken-, Lebens-, Allgemeine und der Versicherungs-Vermittlungs-Gesellschaft.

Die Barmenia-Gruppe ist im gesamten Bundesgebiet einschließlich West-Berlin tätig. Alle vier Unternehmen arbeiten in enger Personalunion in Vorständen, Geschäftsführung Fachbereichen zusammen. Gegenwärtig betreut die Barmenia rund eine Million Versicherte, davon etwa 600 000 Krankenversicherte. In den Hauptverwaltungen der vier Unternehmen arbeiten etwa 900 Mitarbeiter, im Innendienst der 31 Bezirksdirektionen in 28 Städten sind etwa 1000 und im hauptberuflichen Außendienst rund 800 Mitarbeiter tätig. Hinzu kommen nebenberuflich tätige Außendienst-Mitarbeiter.

In der Hauptverwaltung arbeitet die Barmenia mit zwei Honeywell Bull-Großrechnern (Systeme 66/20) und umfangreicher Peripherie. Hier werden die Verlragsarbeiten, das Inkassowesen und speziell für die Krankenversicherung die Leistungserrechnung und -auszahlung durchgeführt. Als interne Aufgaben sind unter anderem mathematisch-statistische Programme und die Gehalts- und Provisionsabrechnungen zu nennen. Die beiden Großrechner sind miteinander verbunden. Sie können jeweils die Funktionen des anderen mit übernehmen und gemeinsam auf die gesamte Peripherie zugreifen.

Im Bereich der Datenerfassung haben die Barmenia-Versicherungen zunächst mit IBM-Lochern begonnen - zeitweise waren bis 45 Geräte im Einsatz. 1969/70 erfolgte dann eine Umstellung auf das "Key-Tape "-System von Honeywell Bull (Daten-Einzelerfassungs-Plätze mit Magnetband). 1971/72 begann eine erneute Umrüstung, und zwar auf das intelligente Datensammelsystem Inforex 1302. Die bereits mit dem Key-Tape-System realisierten Einsparungseffekte konnten mit dem Inforex-Datensammelsystem weitergeführt und verbessert werden.

So hat sich die Zahl der Datentypistinnen in den vergangenen zehn Jahren um rund zwanzig Mitarbeiterinnen reduziert. Gegenwärtig beschäftigt die Barmenia noch 22 Datentypistinnen, was einerseits auf die effektivere Gerätetechnik, zum anderen auf organisatorische Maßnahmen wie die Straffung von Arbeitsabläufen und die Modernisierung von Belegen zurückzuführen ist. Gleichwohl werden bestimmte Arbeitsspitzenentsprechend einer Kapazität von etwa fünf Datentypistinnen - im Lohndienst in verschiedenen Servicebetrieben (Fremderfassung) bearbeitet.

Zur Zeit sind bei den Barmenia-Versicherungen 32 Erfassungsgeräte Modell, Inforex 2904 installiert. Davon stehen 21 in der zentralen Datenerfassung und elf in dezentralen Fachabteilungen innerhalb der Hauptverwaltung (sechs in der Inkasso-Abteilung und fünf im Rechnungswesen). Die 32 Erfassungs-Plätze sind online mit drei Zentraleinheiten Modell Inforex 1302 verbunden, diese wiederum kommunizieren offline (Magnetband-Datenträgeraustausch) mit den Honeywell Bull-Systemen 66/20. Die Eingabeplätze bestehen aus einem Arbeitstisch mit seitlichem Ablagefach, einem Kontrollbildschirm und fester Tastatur. Im August 1979 hat die Versicherung die Erfassungsgeräte gekauft.

Die einzelnen Arbeitsplätze sind über eine Stichleitung mit den Zentraleinheiten Inforex 1302 verbunden und können in bis zu 600 Meter Entfernung von den Zentraleinheiten aufgestellt werden. Bei diesen Zentraleinheiten - maximal 16 Eingabeplätze können an eine Zentraleinheit angeschlossen werden - handelt es sich um Datensammelsysteme mit einem eigenen Prozessor, einem Magnetplattenspeicher und einer Magnetbandeinheit. Die erfaßten Daten werden zunächst auf den Magnetplattenspeichern zwischengespeichert, geprüft, dann auf die Magnetbänder übertragen und von dort dem zentralen EDV-System überspielt.

Zentrale oder dezentrale Datenerfassung bei heterogener Struktur

Die organisatorischen Probleme einer Versicherung wie der Barmenia ergeben sich aus der Tatsache, daß hier vier Unternehmen unter einem Dach vereinigt sind. Von Bedeutung ist ferner, daß jedes einzelne Unternehmen mit seinen unterschiedlichen Zweigen (zum Beispiel Sachversicherungen mit Kfz-, Hausrat- Gebäudeversicherungen) in sich sehr differenziert strukturiert ist und von daher erhöhte Anforderungen an die Betriebs und Datenverarbeitungs-Organisation stellt. "Keines der einzelnen Versicherungs-unternehmen und -zweige ist mit einem anderen zu vergleichen", konstatiert Bruno Slembeck, Leiter des Dezernats für Datenverarbeitung der Barmenia- Versicherungen .

Daher war es zunächst das Bestreben der Versicherungs-Gruppe eine moderne und leistungsfähige organisatorische und datentechnische Basis für die Vertrags-, Inkasso- und Leistungsbearbeitung aller Unternehmen zu schaffen, bevor eine Weiterentwicklung in Richtung auf Dialogverarbeitung erfolgen sollte. "Dieser Level ist jetzt erreicht", berichtet Slembeck, "wir wollen nun - die Vorbereitungen laufen bereits - den nächsten Schritt tun und die einzelnen Sachbereiche sukzessive auf Dialogverarbeitung umstellen." Gleichwohl werde die Versicherung auf eine zentrale Datenerfassung nicht verzichten können.

Dezernatsleiter Slembeck bezeichnet die gegenwärtig installierten Datenerfassungs-Systeme als für die Barmenia optimal. "Natürlich beobachten wir ständig den Markt, schon allein, um die Entwicklung nicht zu verpassen. Wir konnten jedoch bisher nicht feststellen, daß für die bei uns vorherrschenden Aufgaben wirtschaftlichere Systeme auf dem Markt sind." Slembeck bezeichnet die bisherige Ausfallquote der Datenerfassungs- und Datensammel-Konfiguration als "nicht erwähnenswert". Somit ergibt sich die für jede DV-Organisation gewünschte Kombination aus Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und Bedienerfreundlichkeit.

Verantwortlichkeit

WUPPERTAL (CW) - "Wenn ich heute die Entscheidung über den Kauf der Datenerfassungssysteme noch einmal zu treffen hätte, wäre ich sehr vorsichtig." Dies erklärte Bruno Slembeck, Leiter der Datenverarbeitung bei der Barmenia-Versicherung, Wuppertal, auf die Frage, ob sich bei seiner Bindung an Inforex nicht ein Gefühl der Unsicherheit einstelle nachdem die Schwierigkeiten der US-amerikanischen Muttergesellschaft Inforex Inc., Burlington/Massachusetts, bekannt geworden sind (siehe Computerwoche Nr.44/79 vom 2. November 1979, Seite 1). Mit der Entscheidung für die Geräte, deren Nutzungsdauer Slembeck mit zehn bis 15 Jahren angibt, müsse er leben. Die Geräte halte er für gut, was sich in seinem Kaufentschluß gezeigt habe.