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Betrug im Hause Lernout & Hauspie von 1996 bis 2000

11.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC wirft der mittlerweile nicht mehr existierenden belgischen Softwarefirma Lernout & Hauspie (L&H) betrügerische Geschäfte vor. In einer zivilrechtlichen Klage, die vor allem als symbolisch gewertet wird, versucht sich die Behörde durch eine gerichtliche Verfügung gegen mögliche künftige Angriffe des Unternehmens zu schützen. Learnout & Hauspie habe von 1996 bis zum zweiten Quartal 2000 Umsatz und Gewinn aufgebläht, behauptet das Gremium. In der Folge sei der Aktienkurs so stark gefallen, dass die Marktkapitalisierung um 8,6 Milliarden Dollar zu Lasten der Anleger einbrach. Drei konkrete Beispiele führt die SEC an: zum einen habe L&H Umsätze von 60 Millionen Dollar mit zwei belgischen Firmen angegeben, die in dieser Form nicht verbucht

werden durften. Zum anderen habe es in den Jahren 1998 und 1999 Angaben über 102 Millionen Dollar Lizenzumsatz von mysteriösen Kunden gegeben, die vornehmlich in Singapur angesiedelt waren. Diese in der Bilanz als "Language Development Companies" (LDC) aufgeführten Firmen hätten so gut wie keine Mitarbeiter gehabt, geschweige denn irgendwelche Produkte hergestellt. Zudem berichtete L&H in den Jahren 1999 und 2000 von Einnahmen der koreanischen Niederlassung in Höhe von 178 Millionen Dollar, die laut SEC "zum Großteil falsch waren". Welche Folgen sich jetzt aus den bislang gewonnenen Erkenntnissen ergeben, ist noch unklar. Die SEC selbst kündigte weitere Untersuchungen an, die gemeinsam mit dem belgischen Justizminsterium sowie US-Staatsanwälten fortgeführt werden. (rs)