Betrifft CW-Nr. 50 vom 14.12. 1979: Kolumne "Software-Klamotte" Sie haben unter der Überschrift "Software-Klamotte" sehr eindeutig erklärt, daß es nach Ihrer Meinung keine brauchbare Standard-Software gibt, daß es keine Standard-Software gibt, die auf Anl

11.01.1980

Betrifft CW-Nr. 50 vom 14.12. 1979: Kolumne "Software-Klamotte"

Sie haben unter der Überschrift "Software-Klamotte" sehr eindeutig erklärt, daß es nach Ihrer Meinung keine brauchbare Standard-Software gibt, daß es keine Standard-Software gibt, die auf Anlagen verschiedener Hersteller eingesetzt werden kann und daß es keine Standard-Software gibt die in der Lage wäre, die organisatorische Umwelt, in die sie hineingepflanzt wird, "exakt abzubilden".

Außerdem sagen Sie, daß es selbst den überzeugtesten PR-Aposteln der Branche nicht einfiele, von Software-Qualität zu sprechen, was das Angebot an Standard-Anwendungsprogrammen angehe.

Sie verstärken Ihre Aussage dadurch, daß Sie sagen, Ihr uneingeschränktes Nein sei "wasserdicht, lupenrein, jedes Zugeständnis ausschließend". Weiter sagen Sie, daß es sich sogar erübrige, in die Beweisführung hierfür einzutreten, so offenkundig sei der Dissens zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Ihr Artikel wird sicherlich nicht nur bei einigen Software-Anbietern, sondern auch bei einer großen Zahl von Anwendern, welche bewährte Standard-Anwendungs-Software-Systeme benutzen, auf Unverständnis stoßen. Gerade als Fachjournalist sollte man nicht nur objektiv sein, sondern sich vor allem genauestens informieren, bevor man derartig pauschale Diffamierungen öffentlich ausspricht. Ihre Ausführungen sind nicht nur fachlich unbegründet, sie lassen auch den Verdacht aufkommen, daß Sie persönlich aus irgendwelchen Gründen eine Abneigung gegen Software-Anbieter hegen. Vielleicht haben Sie einmal schlechte Erfahrungen gemacht oder es wurde Ihnen von solchen schlechten Erfahrungen berichtet. Dies aber zu verallgemeinern und eine ganze Branche pauschal schlecht zu machen, steht einer Fachzeitschrift wie der COMPUTERWOCHE sehr schlecht an.

Natürlich gibt Bereich der angebotenen Standard-Software viele schwarze Schafe und sicherlich auch viele "Klamotten". Aber es gibt eben auch qualifizierte Standard-Anwendungs-Software, welche sich auf dem Markt bereits durchgesetzt hat. Hierzu gehört unter anderem das Personal-Abrechnungs und Informations-System "Paisy", welches nun schon 200mal installiert werden konnte. Im Rahmen dieser 200 Installationen wickeln zirka 3500 (dreitausendfünfhundert!) Firmen und Institutionen ihr Personalwesen ab. Allein im Jahre 1979 konnten 50 Neuinstallationen durchgeführt werden. Mit allen Kunden bestehen (teilweise schon seit sieben Jahren) Wartungsverträge, in deren Rahmen nicht nur gesetzliche und systemtechnische Anpassungen, sondern vor allem laufend Verbesserungen und Modernisierungen geliefert werden. Der Anwender kann im Rahmen eines solchen Wartungsvertrages ohne Umstellungsaufwand (außer Umwandlungsläufen) auf Hardware-Systeme anderer Hersteller "umsteigen". Hier wird ein echter Beitrag zur Entlastung der EDV-Anwender von einem Teil ihrer drückenden Wartungsprobleme geleistet.

Damit Sie sich ein Bild von der Anwendungsbreite und von der "Mündigkeit" der Benutzer machen können, fügen wir diesem Schreiben einen Auszug unserer Kundenliste bei. Sie werden feststellen, daß nicht nur kleine und mittlere Firmen, sondern auch Großfirmen und Welt-Konzerne mit "Paisy" arbeiten. Sie können davon ausgehen, daß diese Anwender genügend qualifizierte Mitarbeiter beschäftigen, die in der Lage sind, die Qualität der angebotenen Software zu beurteilen. Es ist ohne weiteres berechtigt, aus der großen Zahl von Installationen den Schluß Abzuleiten, daß es sich bei "Paisy" um Software hoher Qualität handelt. Auch wenn Sie meinen, daß eine Beweisführung für Ihre Behauptungen nicht notwendig sei: Der Beweis des Gegenteils wird allein durch die große Verbreitung von "Paisy" erbracht.

Selbst wenn Ihnen von diesem oder jenem Anwender diese oder jene negative Information über dieses oder jenes Software-System zugetragen worden ist, ist dies noch lange kein Beweis für oder gegen die Qualität des jeweiligen Software-Systems. Als Anbieter von Standard-Software hat man immer wieder auch mit Anwendern zu tun, die eben die Regeln, die sich bei dem Einsatz von Standard-Software ergeben, nicht beachten und meinen, Standard-Software müsse genauso betrachtet werden wie selbst entwickelte Programme. Daß dies nicht der Fall sein kann ergibt sich aus der Sache selbst.

Wie gesagt, einige schwarze Schafe machen noch keine allgemeine Misere und selbst bei vielen schwarzen Schafen berechtigen einige weiße Schafe zu der Aussage, daß der Einsatz von Standard-Anwendungs-Software sehr wohl in der Lage ist, einen erheblichen Teil der drängenden Probleme der Anwender auf relativ einfache und kostensparende Weise zu lösen.

Bleibt abschließend festzustellen, daß Sie mit Ihrem Artikel ganz sicher keinen Beitrag zur Milderung oder Bewältigung der "Software-Krise" geleistet haben. Eher dürfte das Gegenteil der Fall sein.

Henning Stodte, Softmark-Henning Stodte 2807 Achim