Betrifft CW Nr. 47 vom 21. November 1986, Seite 35: "DV-Schulungskonzepte: bedarfsgerecht" Über die Unterstützung unseres Projektes "Modellqualifizierung für moderne Bürotechnologie" durch Herrn Maisberger, den Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von CDI, f

16.01.1987

Betrifft CW Nr. 47 vom 21. November 1986, Seite 35: "DV-Schulungskonzepte: bedarfsgerecht"

Über die Unterstützung unseres Projektes "Modellqualifizierung für moderne Bürotechnologie" durch Herrn Maisberger, den Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von CDI, freuen wir uns. Diese Unterstützung verdient ausdrücklich hervorgehoben zu werden, deutet sich darin doch eine kleine Revolution an. Zwei Mitbewerber im heißumkämpften DV-Schulungsmarkt ziehen offensichtlich am selben Strang, auch wenn Herr Maisberger dies lieber verschweigt und sich auf die "reine" Wissenschaft beruft. Damit der geneigte CW-Leser an diesem Novum trotzdem teilhaben kann, teile ich also mit, daß das Projekt von dem Aus- und Weiterbildungszentrum (AWZ) der Nixdorf Computer AG durchgeführt (und aus Mitteln des Humanisierungsprogramms des Bundesforschungsministeriums gefördert) wurde.

Der Forderung von Herrn Maisberger nach "bedarfsgerechter" und "benutzergerechter" DV-Schulung können wir ebenso wie das AWZ von Nixdorf ohne Abstriche voll anschließen. Was uns allerdings verblüfft, ist die Lösung, mit der CDI diese Forderung umzusetzen gedenkt: der Computer-Führerschein. Das wesentliche Ergebnis unseres Projektes ist ja gerade, daß eine Wissensvermittlung, die sich nicht auf die tägliche Arbeitspraxis und die Erfahrungen der Benutzer bezieht, an deren Bedarf vorbeigeht. Nun mögen wir phantasielos sein, aber wir können uns auch bei größter Mühe nicht vorstellen, wie mit einem notwendigerweise standardisierten Massenprodukt wie dem Computer-Führerschein diese Nähe zum Benutzer hergestellt werden kann. Die Erfahrungen aus dem Projekt machen deutlich, daß echte Benutzerschulung nur eine maßgeschneiderte Lösung sein kann!

Der Computer-Führerschein mag seine Berechtigung dort haben, so Neueinsteiger einen Überblick über die "Computer-Verkehrsordnung" erhalten sollen; ob man damit allerdings für die Praxis gewappnet ist, erscheint uns fragwürdig. Man stelle sich vor: Wir erwerben den Auto-Führerschein im "Trockenkurs" und werden dann in den wirklichen Verkehr entlassen... Genauso aber sieht gegenwärtig meist DV-Schulung aus: Nach dem "Trockenkurs" beim Hersteller oder im DV-Bildungsinstitut sind die meisten Benutzer dann, wenn es richtig losgeht mit der Praxis auf sich allein gestellt, denn: Geschult ist geschult! Genau da aber finge benutzergerechte, bedarfsorientierte DV-Schulung erst an. . .

Veronika Lullies, Sozialwissenschaftliche Projektgruppe