DIRLEWANGERBERICHT

Betriebssystem1. Teil

09.09.1977

Dr. Werner Dirlewanger, Institut für Informatik, Universität Stuttgart.

Im vorliegenden Beitrag zu "Anforderungen an die Nachfolger der jetzigen Großrechner" wird auf Teilbereiche zum Thema Betriebssystem (dies ist, siehe CW Nr. 32, derjenige Teil der zur Hardware gehörigen Ausstattung an Grundprogrammen, der im weitesten Sinne Benutzeraufträge verwaltet und mittels der Hardware bearbeitet) eingegangen.

Systemgenerierung

- Es müssen einfach handzuhabende Mittel zur Neugenerierung oder Erstellung geänderter Versionen des Betriebssystems vorhanden sein. Die Generierung muß im laufenden Betrieb möglich sein.

- Besondere Maßnahmen sind zur leichten Adaption verschiedenster Terminals und Remote-Batch-Stationen nötig (Schnittstellenbeschreibungen und Eigenschaftsbeschreibungen der Geräte auf der Ebene höherer Sprachen zur Steuerung des Systemgenerators).

- Ablauf und Ergebnis der Generierung sollen automatisch vollständig und detailliert dokumentiert werden.

- Für das Betriebssystem soll (für Rechenzentrumszwecke) eine stets vollständige und dem aktuellen Stand entsprechende Programmdokumentation des Betriebssystems vorliegen.

Laden des Betriebssystems

- Das Laden muß von verschiedenen Datenträgern (Band Platte,...) leicht und schnell möglich sein; Betriebs- und Programmiersystem sollen getrennt geladen werden können (sodaß etwa die Programmbibliothek nicht bei jedem Systemaufbau neu geladen werden muß).

- Das Laden aller Rechner des Systems (also auch von entfernt aufgestellten Frontenrechnern usw.) soll vom Hauptbedienpult des Zentralrechners aus möglich sein.

- Der Urstart soll schnell und einfach (möglichst nur ein Tastendruck, keine weiteren Tätigkeiten wie Band/Platte einlegen, Eingabe von Operateurkommandoserien,...) gehen.

Restart des Betriebssystems

- Alle Aspekte eines problemlosen und schnellen Restarts (beispielsweise nach Störung, Fehler, absichtlicher Betriebsunterbrechung,...) sollen schon bei der Konzeption des Betriebssystems berücksichtigt werden.

- Restarts sollen möglichst nur durch einen Tastendruck (keine weiteren Manipulationen des Operateurs) erfolgen. Im Falle von Rechnerverbundsystemen sollen bei Bedarf die Rechner einzeln regestartet werden können.

- Für Fälle wie "Fehler", "Unterbrechung", "Systemzusammenbruch" sollen verschiedene Stufen des Restarts (verschiedene Grade der Normierung von Systemlisten und der Hardware) verfügbar sein.

- Nach Systemstörung soll für den Restart ein möglichst

weitgehendes Retten aller im Störzeitpunkt in Bearbeitung befindlichen Batch- und Interaktivjobs, sowie der im Rechner abgelegten nicht bearbeiteten (Batch-)Jobs sichergestellt sein. Eine genaue Buchführung über "verlorene" und "beschädigte" Jobs, über ihren Bearbeitungszustand im Störmoment, sowie Angaben, inwieweit die zugehörigen permanenten Files schon verändert wurden, sind unerläßlich.

- Nach Restart soll bei Bedarf nur eine Teilmenge der vorher in Bearbeitung befindlichen Jobs weiterbearbeitet werden können, während die restlichen (in weiterbearbeitbarer Form) abgespeichert werden ("Tiefschlaf" von Jobs auf Platte/ Band).

Steuerung und Überwachung

- Der Betrieb muß im wesentlichen ohne eine regelmäßige Steuertätigkeit des Operateurs selbsttätig laufen. Adäquates Verhalten für die vorkommenden Fehler zur Selbstbehebung muß im Betriebssystem eingebaut sein.

- Der Operateur soll nur globale Steuerungsmöglichkeiten haben und anwenden, etwa: Verteilung der insgesamt erzeugten CPU-Leistung prozentual gezielt auf verschiedene Jobströme (zum Beispiel 20 Prozent auf Batchjobs, die von RJE-Station A kommen; 30 Prozent auf alle restlichen Batchjobs, der Rest auf die Menge der interaktiven Jobs). Die Nutzung anderer Betriebsmittel (wie Hauptspeicher-, Plattenbelegung) soll analog dazu gesteuert werden können.

- Alle Systemmeldungen (reguläre Ereignisse, Störungen, Eingriffe des Personals,...) sollen unverlierbar auf geeignetem Medium in weiterverarbeitbarer Form abgelegt werden.

- Automatische Analyse der Auftragslast und Feedback auf die Steuerungsparameter des Betriebssystems ist nötig.

- Bei erkennbar ungünstigem Verhalten des Operateurs soll er vom Betriebssystem gewarnt werden, wobei Verbesserungshinweise gegeben werden (Etwa: "Zusätzliche Batchlast ohne Degradation des Interaktivbetriebes zur Zeit möglich").

- Operateuranweisungen des Betriebssystems sollen auf mehrere Konsolen aufgeteilt werden können (beispielsweise: Bandstationskonsole, Hauptoperateurkonsole, Druckerbedienerkonsole,...

- Jede Operation eines (Haupt- oder Peripherie-)Operateurs soll unter Angabe von Uhrzeit, Datum Beschreibung der Aktion und Name des Operateurs dokumentiert werden (so im allgemeinen Dayfile oder an sonstiger geeigneter Stelle), wobei die Ablage "unverlierbar" und für Maschinen weiterverarbeitbar erfolgen muß.