Rechenzentrum Finanzverwaltung NRW druckt offline:

Betriebssystem GPOS sichert wirtschaftlichen Einsatz

16.03.1979

DÜSSELDORF (CW) - In einem der größten und modernsten Datenverarbeitungszentren Europas, im Rechenzentrum der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, arbeiten zur Zeit im Drei-Schicht-Betrieb zwei periphere Prozessor-Systeme MDS 2408 mit acht Schnelldruckern MDS 2446. Je vier der acht Schnelldrucker mit einer Leistung von jeweils 75 000 Zeilen pro Stunde werden im Multiprogramming mit dem General Purpose Operating System (GPOS) über nur eine Zentraleinheit MDS 2408 gesteuert. Wie hier, so fallen auch in nahezu allen anderen Anwendungsbereichen ein /ausgabeintensive Datenaufbereitungsarbeiten an, die die Durchsatzrate am Hauptcomputer reduzieren. Durch die Verlagerung dieser Arbeiten auf periphere Prozessor-Systeme, mit denen ebenso softwaregesteuerte DFÜ-Funktionen im Parallelbetrieb durchgeführt werden können, wird der Hauptcomputer von peripheren Aufgaben beträchtlich entlastet.

Seit dem Frühjahr 1973 sind bei der Finanzverwaltung MDS-Offline-Druckersysteme im Einsatz. Anfangs waren es die Schnelldrucker MDS 2501 mit angeschlossener Magnetbandstation. Als freiprogrammierbare Offline-Systeme konnten sie erstmals genormte

9-Spur-Magnetbänder verschiedener Rechnersysteme im EBCDIC ausdrucken, wobei es sich vor allem um Daten zum Lohnsteuerjahresausgleich handelte.

Zwei Jahre später wurde zur weiteren Entlastung der beiden EDV-Großrechnersysteme ein peripheres Prozessor-System MDS 2405 mit Zentraleinheit, Magnetbandstation sowie einem Schnelldrucker unter der Multiprogramming Betriebs-Software Piston installiert. Unter Piston können zwei unterschiedliche Jobs gleichzeitig abgewickelt werden. Der Drucker wurde mit einer speziellen OCR-A-Druckwalze ausgerüstet, die zusätzlich herkömmliche Ziffern enthielt. Dadurch ließen sich im Mahnverfahren Überweisungsbelege erstellen, die später sowohl von Klarschriftlesern der Bundespost als auch auf Datensammelsystemen der Westdeutschen Landesbank erfaßt werden konnten. Mit der Einführung neuer Programmsysteme zur Steuerfestsetzung und -erhebung wurden wesentliche Druckdateien von einer älteren Großrechneranlage auf ein neues Rechnersystem verlagert, wobei bis dahin eingesetzte nicht programmierbare Druckerstationen abgelöst werden sollten. Aufgrund einer Ausschreibung fiel Ende November 1975 die Entscheidung zugunsten weiterer peripherer Prozessor-Systeme unter Steuerung des General Purpose Operating Systems (GPOS).

Acht Drucker mit zwei Systemen

Die Struktur des Betriebssystems GPOS erlaubt durch Multiprogramming-Betrieb mit entsprechender Zentraleinheit und speziellen Druckprogrammen den gleichzeitigen Einsatz von bis zu sieben Schnelldruckern an einem System MDS 2408. Parallel könnten Datenübertragungen oder Konvertierarbeiten durchgeführt werden, sofern die Gesamtzahl von sieben Jobs nicht überschritten wird. Für die Finanzverwaltung erwies sich die Möglichkeit, acht Drucker mit nur zwei Systemen zu betreiben, als besonders wirtschaftlich. Die Verlagerung der umfangreichen Druckaufbereitungsaufgaben von den beiden Hauptcomputern auf die Systeme MDS 2408 führte zu einer erheblichen Entlastung der Hauptsysteme.

Um die zur Verarbeitung benötigten Protokolle EDV-gerecht führen zu können und gleichzeitig dem Datenschutzgesetz zu entsprechen, wurden in das Standard-Betriebssystem zusätzlich Statistikfunktionen integriert. Die sich daraus ergebenden Daten liefern eine lückenlose Dokumentation und Kontrolle aller Systemaktivitäten und werden über jeweils einen der an die beiden MDS-Zentraleinheiten direkt angeschlossenen MDS Data Recorder auf Magnetband aufgezeichnet. Durch einen vom GPOS unabhängigen Lauf können diese Daten auf der MDS 2408 sortiert und mit einem speziellen Auswertungsprogramm ausgedruckt werden. Dadurch entfallen zusätzliche umfangreiche Operator-Eintragungen wie Nachweis über Druck- und eventuelle Ausfallzeiten, Operatorname und -nummer Maschinen-, Partition-, Programm- und Druckdateinummern.

Schon bei der Initialisierung führt GPOS, bevor es sich selbst speicherresident lädt, einen Funktionstest durch der nach einwandfreiem Durchlauf einen Systemstart auf der Basis fehlerfreier Hardware-Funktionen garantiert. Das System meldet seine Betriebsbereitschaft über die Konsolschreibmaschine. Nach Eingabe von Uhrzeit, Datum und einer frei zu vergebenden Systemnummer kann mit dem Laden der einzelnen Jobs begonnen werden.

Die nacheinander zu aktivierenden Jobs werden per Namensaufruf vom Systemträger (Band oder Platte) geladen. Jeder von einem Job belegte Speicherbereich wird vom GPOS verwaltet und zugeordnet; er unterliegt keiner vorbestimmten Einteilung. Alle Jobs können jederzeit geladen, gestartet, unterbrochen, fortgeführt oder abgebrochen werden.

Konsolschreibmaschine steuert alle Aktivitäten

Um beispielsweise große Datenmengen schneller abzuarbeiten oder die gleichen Daten auf verschiedenen Druckersystemen auszugeben (OCR-A, Groß-/ Kleinschreibung), läßt sich der gleiche Job mehrmals laden. Bei wiederholt durchzuführenden Jobs entfallen die Rüstzeiten, denn beendete Jobs werden erst auf Operatoranforderung hin aus dem Speicher entfernt. Da sich die Peripherie vom Operator zuordnen läßt, kann auch bei Hardwareausfällen eine besondere Flexibilität erreicht werden. Die Konsolschreibmaschine, Mittelpunkt der gesamten Kommunikation des Benutzers mit dem System und den Jobs, läßt sich ebenso wie die angeschlossenen MDS Data Recorder zur Steuerung und Protokollierung aller Systemaktivitäten einsetzen. Arbeitsablauf und Status der Peripherie sind damit nachzuvollziehen. Neben der Möglichkeit, den Funktionsablauf der Jobs jederzeit über Konsoleingabe zu steuern, können mit Hilfe einer Systemfunktion sowohl der Status der aktiven Jobs als auch die momentane Parameter- und Peripheriezuordnung im Klartext sichtbar gemacht werden.

Mit dem Einsatz der peripheren Prozessor-Systeme MDS 2408 unter dem Betriebssystem GPOS werden damit bei der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen die umfangreichen Druckarbeiten wesentlich flexibler abgewickelt.