Betriebsbedingte Kuendigungen nicht ausgeschlossen IBM Deutschland will Personal um 6000 Mitarbeiter reduzieren

26.11.1993

MUENCHEN (CW) - In den naechsten zwei Jahren wird die IBM Deutschland weitere 6000 Arbeitsplaetze abbauen, nachdem bereits in diesem und letztem Jahr 5600 Stellen gestrichen worden sind. Erstmals spricht der DV-Hersteller auch von betriebsbedingten Kuendigungen.

Die Geschaeftsentwicklung in einem "kritischen konjunkturellen Umfeld" ist laut IBM Anlass fuer diese einschneidenden Sparmassnahmen, die recht schnell durchgefuehrt werden sollen. So plant die IBM, bereits 1994 rund 4500 der insgesamt 6000 Stellen abzubauen. Zum 1. Januar 1994 sind bei der deutschen IBM samt Tochtergesellschaften 21 000 Vollzeitmitarbeiter beschaeftigt.

Bisher setzte das Unternehmen darauf, die Angestellten durch recht attraktive Aufloesungsvertraege und fruehzeitige Pensionierung zum Gehen zu bewegen. Sollte sich die Geschaeftslage nicht verbessern, schliesst der krisengeplagte DV-Riese erstmals betriebsbedingte Kuendigungen nicht mehr aus. Bisher erfolgte der Stellenabbau durch freiwillige Personalprogramme.

In erster Linie ist der Produktionsbereich vom Personalabbau betroffen. So plant die IBM Mitte naechsten Jahres, die Fertigung von Glaskeramik-Bauelementen, die in Mainframes Verwendung finden, in Boeblingen/Sindelfingen auslaufen zu lassen. Allein in diesem Bereich arbeiten 850 Mitarbeiter.

Selbstaendige erhalten von IBM eine Starthilfe

Momentan haben IBM-Mitarbeiter ab 50 drei Alternativen, das Unternehmen zu verlassen. Sie koennen bis 55 halbtags arbeiten und sich die anteilige Rente auszahlen lassen. Zudem besteht die Moeglichkeit, gleich mit 50 den Aufloesungsvertrag zu unterschreiben und damit eine Abfindung zu erhalten (siehe Seite 48). Entscheidet sich der Mitarbeiter, als Selbstaendiger zu arbeiten, bekommt er eine finanzielle Starthilfe von seinem ehemaligen Arbeitgeber. Allerdings, so eine IBM-Sprecherin, behaelt sich das Unternehmen vor, Mitarbeiter in wichtigen Positionen von diesem Programm auszuschliessen.