Sparzwang

Betriebsbedingt: Neue Kündigungsstrategie bei der Telekom

04.04.2008

Die Telekom hat seit der Privatisierung Mitte der 90er Jahre ein Riesen-Umbauprogramm abgewickelt. Jedes Jahr mussten den einstigen Monopolisten rund 10.000 Beschäftigte verlassen - ein Ende ist nicht absehbar. Erst kürzlich beteuerte Telekom-Chef Obermann, dass der Umbau weitergehen muss. Grund sind die Personalkosten, die mit zuletzt 15,4 Milliarden Euro deutlich höher sind als bei vergleichbaren Konkurrenten wie France Télécom und Telefónica. Die Lücke - die Analysten auf einen Milliardenbetrag taxieren - ist einer der Gründe, warum die T-Aktie auf der Stelle tritt.

Beim weiteren Umbau zeigt sich Personalchef Sattelberger kreativ: So rief er etwa eine Plattform für die Vermittlung von Telekom-Beamten an Bund und Länder ins Leben. Auf viel Gegenliebe stößt das Projekt offenbar nicht. Während Frankreich und Spanien Beamte aus ihren Telekomkonzernen massiv zurück in den Staatsdienst holten, lässt die Bundesregierung die Telekom mit dem Problem allein. Dabei wird die Notwendigkeit für den Personalumbau nicht einmal von den Gewerkschaften bestritten. Aus Sattelbergers Umfeld verlautete nun, dass verstärkt über Kündigungen nachgedacht werden sollte. Denn allmählich sind die Alternativen ausgeschöpft, wie ein Manager sagt, der ungenannt bleiben will.

Der Spielraum für die Konzernführung ist aber begrenzt, da viele Telekom-Mitarbeiter verbeamtet oder durch entsprechende Vereinbarungen zwischen ver.di und dem Konzern geschützt sind. Kündbar sind nach Einschätzung von Arbeitsmarktexperten allenfalls zehn Prozent der deutschen Belegschaft - also weniger als 15.000 Mitarbeiter. Da diese aber jung und flexibel seien, wolle der Konzern an ihnen festhalten, hieß es im Personalressort.

Der Kulturwandel kann auch den Gewerkschaften nicht schmecken; mit öffentlicher Kritik halten sie sich daher zurück. Denn durch das schärfste Instrument im Personalwesen steigt der Druck auf die Belegschaft. "Konfrontiert mit einer Kündigung akzeptieren Mitarbeiter schneller eine Vertragsauflösung", sagt der Telekom-Manager. Zudem könnten die Abfindungen geringer ausfallen. Die enormen Kosten für den Umbau, der das Unternehmen Jahr für Jahr Milliarden kostet, würden sich damit verringern. (dpa/ajf)