Sparzwang

Betriebsbedingt: Neue Kündigungsstrategie bei der Telekom

04.04.2008
Gerüchten zufolge will das Management der Deutschen Telekom stärker als bisher auf die Kostenbremse treten. Auch betriebsbedingte Kündigungen seien inzwischen eine Option, wie es heißt.

Bei der Deutschen Telekom bahnt sich ein Kulturwandel an: Nachdem das Unternehmen in den vergangenen Jahren rund 120.000 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut hat, wird intern nun verstärkt über die Option betriebsbedingter Kündigungen gesprochen, wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX aus Konzernkreisen erfuhr. Beschäftigt damit habe sich auch der Telekom-Vorstand. Konzernchef René Obermann scheut aber den Konflikt mit der Bundesregierung, die auf einen sozialverträglichen Personalumbau besteht. Öffentlich trat Personalvorstand Thomas Sattelberger daher zuletzt auf die Bremse: Zwar gebe es weiter Anpassungsbedarf - auf ein neues großes Abbauprogramm werde der Konzern nach Abschluss des laufenden Verfahrens, das bis zum Jahresende den Abgang von 32.000 Mitarbeitern vorsieht, aber verzichten.

Bislang hat sich die Telekom als Hort des sozialverträglichen Personalumbaus präsentiert. Dabei ist der Tabubruch längst geschehen: Wie aus einem internen Personalbericht für das Jahr 2007 hervorgeht, gab es bei der Geschäftskundensparte T-Systems im vergangenen Jahr bereits betriebsbedingte Kündigungen. Dabei habe es sich um "wenige Ausnahmen" gehandelt, heißt es in dem Bericht. Eine konkrete Zahl nennt das Unternehmen nicht. Der Vorgang ist kein Einzelfall, im Jahr 2003 kündigte die Telekom bei der Tochter Berkom rund 130 Beschäftigten betriebsbedingt. Konfrontiert mit dem Rauswurf, akzeptierten viele Mitarbeiter eine Abfindung.

Auch in diesem Jahr schreckt der Konzern nicht vor Kündigungen zurück: Wie aus Konzernkreisen verlautet, wurde einigen Dutzend Beschäftigten betriebsbedingt gekündigt. Betroffen ist wieder T-Systems, die durch einen rigiden Umbau auf den Wachstumspfad geführt werden soll. Der neue Sparten-Vorstand Reinhard Clemens macht dabei folgende Rechnung auf: Je stärker das Wachstum ausfällt, desto weniger Stellen fallen weg. "Wir werden versuchen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, aber wir werden Mitarbeiter entlassen, wenn dies zwingend notwendig ist", sagte er kürzlich.

Ein Sprecher ergänzte am Freitag: "Grundsätzlich strebt die Telekom an, den Personalumbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten." Dies soll auch für die rund 4.000 Mitarbeiter der T-Systems-Sparte CSS (Computing Services und Solutions) gelten. Diese wurden im vergangenen Herbst aufgefordert, Angaben zu ihrem Sozialstatus zu machen. Damit sollte ihnen deutlich gemacht werden, wer von einer betriebsbedingten Kündigung als erstes betroffen wäre.