Betriebe verlangen Wissen ueber Benutzeranforderungen SAP-Spezialisten sind von der Rezession weniger betroffen

04.03.1994

MUENCHEN (CW) - Der Strukturwandel in der Informationstechnik, weg von massgeschneiderten Systemen, hin zur Standardsoftware, spiegelt sich auch im Stellenmarkt fuer DV-Spezialisten wider. Waehrend die Zahl der Jobangebote fuer Software-Experten in den letzten zwoelf Monaten insgesamt um ein Drittel zurueckging, blieb die Nachfrage nach SAP-Anwendungsprogrammierern auf nahezu gleichem Niveau.

Diente der SAP-Einsatz urspruenglich als Rationalisierungsinstrument der Informationsverarbeitung, die sich den vorgegebenen Organisationsstrukturen anzupassen hatte, so ist mittlerweile der Umkehreffekt zu beobachten. "Die Standardsoftware ist zum Vehikel dafuer geworden, die Organisation selbst zu optimieren", stellt Hans Werner Schmidtmeyer von der PDV Personalberatung in Hamburg fest. Die Organisationsstruktur passe sich nunmehr dem Produkt an.

Die Nutzung von Standardsoftware verlangt den Experten mehr als nur Standardwissen ab. "Speziell in der Analysephase sind Mitarbeiter gefragt, die Kenntnisse ueber Datenmodelle, Designtechniken und relationale Datenbanken haben", betont Guenther Leky, SAP-Entwickler in Hamburg.

Auch Hans Dieter Crede, IT-Group-Manager bei der Langnese Iglo GmbH, stellt besondere Anforderungen an SAP-Spezialisten: "Das modulbezogene Know-how setze ich als vorhanden voraus. Wichtig waeren Kenntnisse in unserer Maschinenumgebung und ganz besonders fundiertes Wissen ueber die grosse Palette der technischen Tools sowie der Abap-Programmierung."

Gute Ausbildung gilt als wichtige Voraussetzung

An SAP-Spezialisten stellen Arbeitgeber hohe Qualifikationsanforderungen, wie aus den EMC-Stellenmarktanalysen hervorgeht. Die Ergebnisse zeigen, dass bei diesen Profis haeufiger (35 Prozent) als bei anderen (20 Prozent) ein Informatikstudium vorausgesetzt wird. Ansonsten ist vor allem eine betriebswirtschaftliche Ausbildung erwuenscht.

Deutlich wird aus den EMC-Auswertungen die Anbindung des SAP-Know- hows an den IT-Bereich. 92 Prozent der Ausschreibungen fuer SAP- Programmierer stammten aus den Org./DV-Abteilungen der Anwender und der Softwareproduktion der IT-Anbieter. Nur vereinzelt waren auch Fachabteilungen vertreten.

"Wuenschenswert waere, SAP-Anwendungen in Regie der Fachabteilungen einzusetzen", meint dazu Leky. "Da es sich aber beim Walldorfer Produkt um ein komplexes System handelt, fehlt das dafuer erforderliche DV-spezifische Know-how."

Dass der Stellenwert von SAP-Software von Branche zu Branche unterschiedlich hoch ist, auch darauf deuten die EMC-Auswertungen hin. In den Industriebranchen ist der Angebotsanteil fuer SAP- Programmierer hoeher als im Dienstleistungsbereich. Das mag damit zusammenhaengen, dass in der Industrie nicht nur der kaufmaennische, sondern auch der produktionstechnische Bereich in das Gesamtsystem der IT-Verarbeitung integriert werden muss.

In der Nahrungs- und Genussmittelindustrie beispielsweise waren im vergangenen Jahr 13 Prozent aller offenen Jobs fuer DV-Spezialisten an SAP-Programmierer gerichtet. Der Anteil beim Handel machte nur 5,5 Prozent aus und in der Elektroindustrie gerade 2,7 Prozent.

Viel staerker als bisher werden nach Auffassung des Iglo-Managers Crede Kenntnisse in den Bereichen Performancing, Benchmarking, Networking, Unix und Datenbanken wichtig. In der Client-Server- Umgebung sei eine ganzheitliche Betrachtung gefragt.