Bitkom auf der CeBIT 2014

Betreiber von Rechenzentren drohen ins Ausland abzuwandern

12.03.2014
Von 
Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.
Der Standort Deutschland ist für Betreiber von Rechenzentren auf dem internationalen Parkett problematisch. Hohe Stromkosten und fehlende Fachkräfte hemmen Investitionen für den weiteren Ausbau nationaler Datenzentren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Auftrag des Bitkom erstellt wurde.

Laut Bitkom ist der Standort Deutschland zwar ein Wachstumsmarkt, doch im internationalen Vergleich gerät dieser immer stärker unter Druck. Das ergibt eine Studie, die das Borderstep Institut im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. In dieser wurden 75 Rechenzentrumsbetreiber aus den Bereichen Colocation, Cloud-Computing und Hosting befragt. Öffentliche oder private Betreiber von Rechenzentren haben an der Studie nicht teilgenommen, da sie sich dem internationalen Wettbewerb nicht stellen müssen..

"Rechenzentren bilden eine Basisinfrastruktur für fast jede wirtschaftliche Aktivität", so Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf. So ist es nicht verwunderlich, das im Jahr 2013 rund 7,8 Milliarden Euro an Investitionen in deutsche Rechenzentren geflossen sind. Davon gaben die IT-Verantwortlichen rund sieben Milliarden Euro allein nur für Hardware wie Server, Storage oder Netzwerkkomponenten aus. Der Rest entfällt auf den Neubau und Modernisierung.

Doch vergleich man das Wachstum der Rechenzentrumsflächen der wichtigsten Knoten in Europa wie London, Frankfurt, Paris, Amsterdam oder Madrid bildet Deutschland das enttäuschende Schlusslicht. Laut Studie wuchs Frankfurt zwischen 2008 und 2013 um etwa 20 Prozent, dagegen London um 29 und Amsterdam um rund 75 Prozent.

Befragt nach der Bewertung der wichtigsten Standortfaktoren in Deutschland wie Stromversorgung, Strompreis, Rechtssicherheit, Datenschutz, Anbindung Internetknoten und Fachkräfte sind die Teilnehmer der Studie in vielen Bereichen zufrieden. Als kritisch wurden jedoch zwei Punkte bewertet: Der hohe Strompreis und der latente Fachkräftemangel. So sind etwa 80 Prozent der Befragten Rechenzentrumsbetreiber mit den Strompreiskosten in Deutschland gegenüber dem Auslandsvergleich unzufrieden. Auch die Verfügbarkeit von Fachkräften in Deutschland bemängeln 27 Prozent der Beteiligten.

Demzufolge beantworteten insgesamt 45 Prozent die Frage nach einer möglichen Verlagerung ihrer Rechenzentren ins Ausland mit "Ja" oder "Vielleicht". Für 55 Prozent der Befragten steht dieser Aspekt nicht zur Diskussion. Das doch teils negative Ergebnis verwundert wenig, denn die Energiekosten lieg zum Beispiel in Frankreich rund 50 Prozent unter dem Niveau von Deutschland. Darüber hinaus muss man berücksichtigen, dass etwa 30 bis 50 Prozent der Kosten in einem Rechenzentrum für die Energiebeschaffung anfallen, und somit einen enormen Kostenfaktor darstellt.

Um nachhaltig den Standort Deutschland für Rechenzentrumsbetreiber attraktiver zu gestalten, fordert der Bitkom gezielte Maßnahmen: " Deutschland muss seine Datennetze stärker ausbauen und mehr Schulabsolventen in IT-nahen Berufen ausbilden. Zusätzlich müssen die Abgaben auf Energiepreise auch für jene Industrien gesenkt werden, die zwar nicht zum produzierenden Gewerbe gehören, aber energieintensiv sind." (hal)