Betrachtungen über die freie Marktwirtschaft

03.11.1989

Dieser Tage hat IBM es nicht leicht: Da muckt auf ihrem ureigenen Terrain - dem Mainframe-Sektor - Tandem auf. Vollmundig verkünden sie, ihre neuen Großrechner seien in allen Belangen leistungsfähiger als IBMs stärkste 3090. Doch nicht genug der Worte, gab Tandem bei der Vorstellung der Cyclone auch gleich ein Beispiel neu erlebten Selbstbewußtseins: das kalifornische Straßenverkehrsamt, dessen Datenbank Millionen von Autos samt deren Halter und Delikte verwalten muß, traute diese Aufgabe doch eher Tandem als IBM zu. Im direkten Vergleich zog IBMs 3090-400 S den kürzeren gegen Tandems VLX-Rechner mit 28 Prozessoren. Dabei hatte Tandem mit dem Vorgängermodell zur Cyclone ja sozusagen erst die Ersatzmannschaft ins Feld geschickt. Genüßlich rechnete Tandem vor, wie schnell, wie leistungsfähig man im Vergleich zu de IBM-Mainframe nun erst sei. Mit der DEC-Serie 9000 und Control Datas Cyber-2000-Rechner tauchen weitere Kandidaten im Rennen der Großrechnerboliden auf.

Im PC-Bereich hingegen gestaltete sich die Vormachtstellung von IBM bis heute nie so erdrückend. Mit der Einführung des alternativen Bus-Standards EISA zu IBMs proprietärem Mikrokanal-Bus starten verschiedene Hersteller unter der Ägide von Compaq den nächsten Angriff auf die Festung in Armonk. Die Diskussion um die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Bus-Architekturen wird mit der Vorstellung der EISA-PCs in Gang kommen. Eine andere Frage von Bedeutung ist aber, welche eher verdeckten Wege ein Hersteller wie IBM geht, um unliebsame Konkurrenz aus dem Wettbewerb zu werfen. Qualitätsargumente stehen da nicht immer ganz oben auf der Liste. Um so mehr ist es für den Anwender von Bedeutung, welche Strategien ein Unternehmen einschlägt, um seine Produkte in den Markt zu drücken. Da kann man von der IBM noch einiges lernen. Und es gilt auch hier Bacons Losung: Wissen ist Macht.