Betonung auf "Block Building"-Ansatz anstatt auf Paketierung:3Com: OS2-Manager läßt Anwendern freie Wahl

02.09.1988

SANTA CLARA (IDG) - Zu einer Lobeshymne auf ihren OS/2-LAN-Manager gerieten jüngste Äußerungen der 3Com Corporation. Besonders hervorgehoben wurde der sogenannte "Block-Building"-Ansatz, mit dem man potentiellen IBM-Anwendern die OS/2 Extended Edition streitig machen könne.

Der 3Com-President William Krause in einem Interview gegenüber der Network World: "IBM hab sich entschieden, bestimmte Softwarefunktionen wie das Datenbank-Management oder die Host-Kommunikation in seiner Extended Edition zu bündeln. Wir dagegen setzen mehr auf den Building-Block-Ansatz und wollen den Benutzer nicht dazu zwingen, sofort alles auf einmal zu kaufen." Nicht jeder, dem an der Host-Kommunikation gelegen sei, benötige zugleich auch ein Datenbank-Management. So könne der Anwender des OS/2-LAN-Managers beispielsweise nachträglich 3+SNA ergänzen. Auf Kundenseite artikuliert sich laut 3Com zunehmend der Wunsch nach Alternativen zu IBMs OS/2 Extended Edition und den LAN-Server-Produkten.

Bei 3Com ist man davon überzeugt, daß die LAN-Manager-Produkte besonders für große Organisationen mit Multivendor-Umgebungen geeignet sind, wohingegen die IBM-Version prinzipiell nur die typischen IBM-Anwender "reize". Weiterhin vertritt der Netzwerk-Spezialist die Auffassung, daß die Branche durch Technologiedefizite auf dem Gebiet der verteilten Rechnerumgebungen blockiert gewesen sei. Krause: "Vor neun Monaten gab es OS/2 noch nicht, und Intel kam zu spät mit seinen 80386-Chips auf den Markt. Dadurch entstand ein Time-lag und die Gelegenheit für Gesellschaften wie 3Com und Microsoft, gemeinsam den LAN-Manager auf den Markt zu bringen." Brancheninsider sind unterdessen skeptisch, ob 3Com in der Lage sein wird, den LAN-Manager in IBMs Systemarchitektur einzubinden.

Doug Gold, Manager eines Forschungsprogramms im Bereich Industriekommunikation wendet ein: "IBM hat seinen LAN-Server so positioniert, daß man in einer SAA-Umgebung nur dann operieren kann, wenn man den LAN-Server zusammen mit der OS/2 Extended Edition laufen läßt." 3Com versucht hier jedoch, etwaige Zweifel zu zerstreuen. Dazu Krause: "Der LAN-Manager hat auch SAA-Fähigkeiten. Die gesamte Benutzeroberfläche ist SAA-verträglich."

Um seine Argumentation zu stützen, beruft sich der 3Com-President darauf, daß der LAN-Manager eigentlich eine Kern-Technologie des IBM-LAN-Servers darstelle. Allerdings müsse er in diesem Zusammenhang zu bedenken geben, daß SAA derzeit nicht voll definiert oder noch nicht verfügbar ist. Er gehe aber davon aus, daß sich der LAN-Manager, mit dessen Auslieferung im September oder Oktober gerechnet werden könne, aufgrund der grundsätzlichen Verträglichkeit auch auf zukünftige Spezifikationen "verstehe". Widersprochen wurde bei diesem offiziellen Statement auch Gerüchten, nach denen es beim LAN-Server Probleme mit der Performance gebe.

Ein weiteres Thema hieß Open Systems Interconnection. Die Corporation plant, den OSI-Support auf das gesamte Produktspektrum - und insbesondere auf 3+open -auszudehnen. Neben dieser Protokoll-Welt soll aber auch das nach 3Com-Meinung innerhalb der nächsten fünf Jahre zukunftsträchtige TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol) und der neue Standard für Glasfaser-Netze FDDI (Fiber Distributed Data Interface) unterstützt werden.