Ausstellungsverbund zahlt sich für den Leipziger Veranstalter aus

Besucherrekord auf der Ostmesse BIK

04.10.1996

Für den Veranstalter der ostdeutschen Computermesse, die Leipziger Messe GmbH, sind letzte Zweifel beseitigt: Mit dem erneut veränderten Konzept "steht jetzt die BIK". Die Veranstaltung werde künftig einen festen Platz im Markt haben. Während das DV-Treffen seit seiner Premiere 1990 jährlich immer mehr Interessenten verlor und eher konzeptlos vor sich hindümpelte, scheint es nun wieder aufwärts zu gehen: Mit 233 Ausstellern und 16600 Besuchern (1995: 157 Anbieter und knappe 8000 Gäste) meldete die BIK in diesem Herbst "ein Rekordergebnis".

Den Zuwachs honorierten auch die Besucher, die nicht nur aus engerem DV-Interesse, sondern zum Teil auch "aus Neugier auf das neue Messezentrum" gekommen waren. Auch beim Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Jürgen Rüttgers, fand das vielseitige Programm Anerkennung: Gemeinsam mit der BIK wurden die Innovationsmesse, die Elektrofachmesse Efa, die internationale Fachausstellung für Gebäudeausrüstung TGA sowie der Kongreß für optische Sensorik ausgerichtet.

Derartige Präsentationen, erklärte Rüttgers, seien vor allem für den Osten des Landes "immer noch von großer Bedeutung". Was Forschung und Entwicklung angehe, gebe es zwischen Ost und West in qualitativer Hinsicht zwar keine Unterschiede. Doch die Basis in den neuen Ländern "ist noch zu dünn", sagte der Politiker in Leipzig. Vielen Firmen fehle es an großen Partnern. Daher müßten die Forschungs- und Entwicklungsausgaben in den neuen Ländern zu etwa 80 Prozent "von den kleinen und mittleren Unternehmen getragen werden".

Der Forschungsminister will deshalb für die Förderung dieser Firmen auch im kommenden Jahr etwa 600 Millionen Mark ausgeben. Daß dieses "Geld gut angelegt ist" (Rüttgers), demonstrierten auf der BIK Aufsteiger wie die Thüringer Netconsult Communications GmbH.

Das 1992 gegründete Unternehmen, inzwischen mit Tochtergesellschaften in den USA, Frankreich, England und Hongkong aktiv, präsentierte eine international anerkannte Standardlösung für den Electronic Commerce im Internet. Mit "Intershop Online" kann der Anwender ein virtuelles Kaufhaus einrichten und verwalten. Die Lösung läuft auf Plattformen wie Windows NT, Unix oder Apple-Network-Servern.

Integriert sind Herstellerangaben zufolge ein Katalog-Manager, ein Warenwirtschaftssystem, das Datenbanksystem Sybase 11 sowie ODBC- Treiber. Über die gängigen WWW-Browser ist das Kaufhaus "von jedem beliebigen Ort" aus anzusteuern. Vor allem in den USA scheinen die Jenaer mit ihrem Produkt (Preis: unter 5000 Dollar) sehr gut anzukommen. Die Nachfrage nach Lizenzen sei bestens, heißt es. Hierzulande wird der elektronische Intershop zu Preisen von 8000 Mark (Windows NT) und 13000 Mark (Unix) angeboten.

Spektakuläre Produkte waren für den Messegänger in Leipzig ansonsten kaum zu entdecken. Weder IBM, Siemens noch Siemens- Nixdorf hatten Neuheiten parat. Etwas Wirbel gab es am Stand von Microsoft, als eine "erste technische Version" von Office 97 vorgestellt wurde. Wie die modernisierte Variante im Netz arbeitet und ob die User damit ihre Web-Seiten müheloser gestalten können, konnte man in Leipzig nicht in Erfahrung bringen.

Den Grund erläuterte ein Vertreter der PC-Ware GmbH, des ostdeutschen Systemcenters von Microsoft: Die Messeleitung habe es nicht geschafft, einen Internet-Anschluß zur Verfügung zu stellen. Der Veranstalter seinerseits gab der Telekom die Schuld am Fehlen einer ISDN-Leitung für die Aussteller.