VDI-Umfrage

Beste Aussichten für Informatiker

04.03.2013
Die Wirtschaft sucht händeringend Softwareentwickler. Weil die schwer zu bekommen sind, lagern Konzerne aus, oft auch ins Ausland, und KMUs bilden ihre Mitarbeiter weiter. Höhere Gehälter erachtet kaum niemand als zentrale Strategie gegen den Fachkräftemangel.

Die gute Auftragslage und positive Wirtschaftsprognosen für die IT-Branche bescheren Informatikern weiterhin sehr gute Perspektiven. "Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Informatiker befand sich mit über 191.000 im Jahr 2011 auf Rekordniveau - und ein Ende dieses kontinuierlichen Anstiegs ist nicht in Sicht", sagte Ina Kayser, Arbeitsmarktexpertin im VDI, auf einer Pressekonferenz zum CeBIT-Start. Im Dezember 2012 habe es fast 20.500 offene Stellen für Informatiker gegeben. Im gesamten vergangenen Jahr hat der VDI Monat für Monat permanent über 20.000 unbesetzte Positionen gezählt, und das trotz des Abschwungs der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Im Durchschnitt gab es je arbeitslosem Informatiker 3,7 offene Stellen.

Standort Deutschland ist gesund

An dieser Situation dürfte sich so bald nichts ändern. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind gut, und sie werden es auch wohl bleiben. Einer aktuellen Befragung des VDI Verein Deutscher Ingenieure unter 550 IT-Experten zufolge, schätzen rund 70 Prozent der Befragten die internationale Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standorts Deutschland als gut oder sehr gut ein. 20 Prozent der Experten meinen, dass sie sich bis 2015 sogar noch verbessern wird. "Die IT-Branche wird somit 2013 im Vergleich zur deutschen Wirtschaft überdurchschnittlich wachsen", betonte Dieter Westerkamp, stellvertretender Leiter Technik und Wissenschaft im VDI. "Wachstumspotenziale in der IT sehen unsere befragten Experten besonders in den Bereichen IT-Sicherheit, Cloud Computing, Embedded Systems und im Ausbau von Smart Grids."

Studium statt Wehrpflicht

Ina Kayser (rechts), Arbeitsmarktexpertin im VDI: "Absolventen werden vom Markt regelrecht aufgesogen."
Ina Kayser (rechts), Arbeitsmarktexpertin im VDI: "Absolventen werden vom Markt regelrecht aufgesogen."

Sorge bereitet den Unternehmen der anhaltende Fachkräftemangel. Zwar ist die Zahl der Studienanfänger sprunghaft von weniger als 40.000 im Jahr 2010 auf über 50.000 im Jahr 2011 gestiegen, doch das ist den Sondereffekten durch doppelte Abiturjahrgänge in einigen Bundesländern und der weggefallenen Wehrpflicht geschuldet. Von einer Informatikerschwemme ist der Markt weit entfernt, die "Absolventen wurden regelrecht vom Markt aufgesogen", beobachtet Kayser.

Laut der VDI-Umfrage bleibt die Lage am Arbeitsmarkt aus Sicht der Arbeitgeber angespannt. Nur 25 Prozent unserer Befragten meint, dass die Verfügbarkeit von IT-Spezialisten aktuell noch gut oder gar sehr gut ist. Rund 22 Prozent sprechen explizit von einer schlechten Verfügbarkeit - hauptsächlich aufgrund der nicht ausreichenden Anzahl an Bewerbern. Knapp 70 Prozent gehen zudem davon aus, dass der Bedarf bis 2015 weiter steigen wird.

Dieter Westerkamp (links): Mit dem Offshoring verliert der Standort Deutschland Wertschöpfung.
Dieter Westerkamp (links): Mit dem Offshoring verliert der Standort Deutschland Wertschöpfung.

Gesucht werden Fachkräfte vor allem in der Software-Entwicklung, aber auch in der IT-Sicherheit und dem IT-Projekt-Management herrscht ein hoher Bedarf an Spezialisten. Die Strategien gegen den Fachkräftemangel variieren je nach Unternehmensgröße. Großunternehmen setzen vor allem auf Outsourcing (53,2 Prozent) und Offshoring (40,2 Prozent). Die Verlagerung ins Ausland "ist sicher keine positive Entwicklung, weil damit Wertschöpfung für den Standort Deutschland verloren geht", warnt Westerkamp.

Einstiegsgehälter steigen

Besser machen es die kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs). Sie investieren vornehmlich in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter (46,6 Prozent) sowie in flexible Arbeitszeit- und Geschäftsmodelle (30,1 Prozent). Bewerber mit besseren Verdienstmöglichkeiten zu locken, oder erfahrene Mitarbeiter mit Extrazahlungen zu binden, ist dagegen selten eine aus Sicht der Arbeitgeber sinnvolle Strategie. Bei der Frage nach ihrer Strategien zur Fachkräftesicherung kreuzten nur 6,9 Prozent der Konzerne und 10,5 Prozent der KMUs den Punkt "höhere Gehälte" an. "Geld ist in diesem Zusammenhang kein Thema", räumte Kayser ein. "Die Gehälter steigen nur, wenn der Markt das hergibt, und der Markt ist zurzeit nicht bereit, höhere Preise zu zahlen." Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen sei aber zuletzt gestiegen, betonte die VDI-Managerin. Ein Diplom-Informatiker mit Uni-Abschluss verdient laut VDI-Erhebung ein Jahr nach seinem Berufseinstieg durchschnittlich 42.000 Euro. Ein FH-Absolvent kann mit bis zu 40.000 Euro rechnen.