Anwendungen entwickeln für Apple Watch & Co.

Best Practices für Smartwatch-Apps

17.11.2016
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Alle Funktionen auf die kleinen Helferlein zu bringen, ist kein gutes Vorgehen. Beachten Sie den Kontext und den Träger, um beim Entwickeln von Smartwatch-Apps erfolgreich zu sein. Hier einige Tipps.

Viele Softwareentwickler und Anwender erwarten bei Smart-Watches Computer am Handgelenk mit einem großen Funktionsumfang. Sie vernachlässigen dabei allerdings, dass es sich bei Apple Watch & Co. um ein sehr persönliches Gerät handelt. Einen Nutzen hat eine Smart-Watch daher nur, wenn sie in den passenden Situationen auf die Bedürfnisse des Anwenders reagiert und Interaktionen sowie Informationen selektiv und zielgerichtet anbietet. Die Hersteller haben dies bereits erkannt und ein neues Bedienkonzept entwickelt, das diese Anforderungen berücksichtigt.

App-Entwickler aufgepasst: Die Apple Watch ist einer Erweiterung des iPhones und soll diese nicht ersetzen.
App-Entwickler aufgepasst: Die Apple Watch ist einer Erweiterung des iPhones und soll diese nicht ersetzen.
Foto: Lukas Gojda - shutterstock.com

Aufgrund der Verbreitung erlauben Sie mir, mich bei meinen Ausführungen auf die Apple Watch als Beispiel zu beziehen. Die Apple Watch ist eine Ergänzung des iPhones und bedingt ein verändertes Nutzerverhalten. Anwender werden nicht auf die Uhr starrend durch die Gegend laufen. Deshalb ist es erforderlich, dass Watch-Apps Interaktionen und Informationen möglichst kurz und umstandslos abwickeln. Dauert die Interaktion länger, muss der Anwender zum iPhone greifen.

KISS - Keep it short and simple

Zu diesem Zweck stellt Apple etwa mit Handoff einen Mechanismus bereit, der den nahtlosen Wechsel zwischen den unterschiedlichen Geräteklassen erlaubt. Dadurch kann ein Anwender beispielsweise die Schlagzeile einer News auf seiner Uhr lesen und zum iPhone wechseln, auf dem die den Artikel bereits geöffnet hat.

Entwickler und Software-Architekten müssen die App-Oberfläche daher auf das Wesentliche reduzieren. Es dürfen auch nicht sämtliche Funktionen einer App den Weg auf die Apple Watch finden, sondern nur ein sinnvolles Subset. Als Vorgehensmodell bietet sich das KISS-Prinzip (Keep it short and simple) an. Bei allen Planungen muss die Frage im Vordergrund stehen, welche Interaktion der Anwender wirklich benötigt.

Flaches ansprechendes Design

Flat-Design ist auf mobilen Geräten längst nicht mehr nur ein Trend, sondern Standard. Die Schnörkel von einst in den Nutzeroberflächen sind durch klare Formen abgelöst worden. Dies gilt auch für die Apple Watch, die durch ihr eingeschränkten Nutzerinterface auch nur wenig Raum für technische und optische Schnörkel lässt.

Apps sollten ihre Informationen und Interaktionen kontrastreich darstellen, um die Lesbarkeit zu erhöhen und die Augen des Anwenders zu führen. Kontraste sorgen dafür, dass sich anklickbare Elemente von nicht anklickbaren Elementen abgrenzen und Informationen direkt ins Auge fallen. Dies bedingt auch eine Minimierung unterschiedlicher Farbtöne. Stark gesättigte Farben mit Helligkeits- und Sättigungs-Abstufungen helfen beim Umgang mit einem kleinen Display.

Abweichende Farbtöne dürfen nur dann verwendet werden, wenn diese die Aufmerksamkeit gezielt lenken sollen. Die Erwartungen und Gewohnheiten der Anwender bestimmen das UI-Design maßgeblich. Eine Anlaufquelle für entsprechende Piktogramme könnte die Webdatenbank Flaticon (http://www.flaticon.com) sein.

Wie bei all seinen Endgeräten legt Apple auch bei der Watch großen Wert darauf, eine barrierefreie Nutzung zu ermöglichen. Nutzer mit Farbsehschwäche oder schwachen Augen können den Anzeigenmodus anpassen sowie das beliebte Voice-Over nutzen. So gibt beispielsweise das Mickey-Maus-Zifferblatt beim Antippen die aktuelle Uhrzeit als Sprachausgabe aus. Ist eine solche Hilfe aktiv, greift sie übergreifend in der Watch und verändert das Erscheinungsbild von Apps. Dies hilft dem Anwender sowohl beim Navigieren durch Apps als auch beim Konsumieren der Inhalte. Entwickler sollten daher Apps auch für diesen Anwendungsfall optimieren.