Merrill Lynch setzt auf das zweite Halbjahr

Bessere Zeiten für Big Blue

16.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Für den Analysten Steven Milunovich von Merrill Lynch ist klar: IBM kann verlorenen Boden gutmachen - allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte.

Der Optimismus von Milunovich bezieht sich nicht nur auf die Gewinne von Big Blue, auch das Umsatzwachstum des Konzerns könne künftig wieder in den zweistelligen Bereich gelangen. Diese Nachrichten hören die Armonker gerne, denn das erste Quartal des Geschäftsjahres 2000 war eher mäßig verlaufen: Der Umsatz sank um 4,8 Prozent auf 19,35 Milliarden Dollar, der Gewinn konnte lediglich durch Sondereinnahmen um 3,3 Prozent gesteigert werden.

In einem Gespräch mit Finanzanalysten hatte IBM-Chef Louis Gerstner vergangenen Monat zugeben müssen, Fehler gemacht zu haben. Besonders betroffen von der Unternehmenspolitik war der Hardwarebereich, wo die Umsätze mit Servern um elf und mit Mainframes um 29 Prozent nachgaben. Die Dienstleistungssparte Global Services büßte ebenso wie die PC-Division rund 13 Prozent ihrer Umsätze ein. Hier sieht Milunovich auch die große Schwachstelle des Konzerns: "Selbst wenn sich die IBM im PC-Bereich umstrukturiert, wird sie doch niemals so effizient arbeiten wie Dell oder Gateway", prognostizierte der Analyst.

Allerdings ist er optimistisch, dass sich das Blatt im zweiten Halbjahr wenden könnte. Nach Milunovichs Einschätzung werden die IBM-Umsätze im dritten Quartal um mindestens neun und im Folgezeitraum um 14 Prozent steigen - sollte es der Konzernleitung gelingen, die größten Probleme zu lösen und Umstrukturierungen durchzusetzen. Das Festplattengeschäft werde ab der Jahresmitte anziehen, außerdem bekomme Big Blue langsam die Verluste bei DRAM-Speichern in den Griff. Zudem rechnet der Analyst damit, dass der Markt für Server und Mainframes nach der Flaute wegen des Jahr-2000-Wechsels wieder wachsen wird.