Count-Benutzerforum diskutiert Probleme der Netzwerkbetreiber:

Bessere Informationspolitik der Post notwendig

10.02.1984

Das herstellerunabhängige Benutzerforum für Netzwerktechnologie und Kommunikation e. V. (Count) will Netzwerkbetreibern ein höheres Maß an Planungssicherheit vermitteln. Zu diesem Zweck wurde kurz vor Weihnachten eine Diskussionsrunde mit der Deutschen Bundespost gestartet. Es ist vorgesehen, die Reihe dieser Gesprächsrunden jeweils mit marktbestimmenden Faktoren fortzusetzen. Dieser Bericht informiert über das erste Treffen in

Frankfurt.

Die Aussprache mit Vertretern der Post - Günther Schmidt vom Bundespostministerium und Herbert Becker vom Fernmeldetechnischen Zentralamt (FTZ), Darmstadt - bildete den Anfang der Veranstaltung. Die Fragen, die Hans-Jürgen Bendlin von der Fiducia AG, Karlsruhe, und Dieter Steuer, Ing.-Büro für Tele- und Datenkommunikation, Hannover, vorbereitet hatten, behandelten folgende Themen:

Die einzelnen Dienste für Datenkommunikation hinsichtlich Verfügbarkeit, Qualität, Entstörungssituation und weiterem Ausbau.

Im Mittelpunkt der Diskussion standen Probleme der Anwender bei der Umstellung von analoger auf digitale Leitungsführungen im HfD-Netz. Übereinstimmend wurde von mehreren Teilnehmern über einen Anstieg der Leitungsstörung - vor allem in den Monaten Juni und Juli vergangenen Jahres - sowie über Schnittstellenprobleme auf der Endgeräteseite und über die mangelnde Verfügbarkeit entsprechender Verbindungswege, insbesondere auf der unteren Netzebene - berichtet.

Die Vertreter der Post wiesen darauf hin, daß der Bedarf nach Verbindungen dieser Art schneller als in der Planung vorgesehen gewachsen sei. Durch ein verstärktes Investitionsvolumen in Höhe von 30 bis 35 Prozent wolle man aber diesem Engpaß abhelfen. Allerdings habe die Bedarfsdeckung höhere Priorität als die Verfügbarkeit des Dienstes.

Im Hinblick auf die Schnittstellenproblematik wies die Post darauf hin, daß die Einführung der Digitalisierung im IDN-Netz rechtzeitig angekündigt worden sei. Die Diskussion machte aber deutlich, daß die Anwender heute unter einer gewissen "Grauzone" in bezug auf den gewährleisteten Leistungsumfang einer FTZ-Zulassung zu leiden haben.

Von Anwenderseite wurde außerdem angeregt, daß das geplante Ende des Umstellungstermins von Ende 1985 notfalls verschoben werden sollte, um so eine ausreichende Dichte an Verbindungsmöglichkeiten im HfD-Netz sicherzustellen. Mehrfach wurde die Informationspolitik der Post kritisiert und die Bitte geäußert, daß man in Zukunft über zu erwartende Engpässe und Umstellungsmaßnahmen rechtzeitig und gezielt unterrichtet werde.

Bei Datex-L wurde über Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Umstellung von der Bit-weisen Durchschaltung auf die Zeichenorientierte Durchschaltung berichtet. Die Mischung alter und neuer Technik gibt im Hinblick auf X.21-Schnittstellen vorübergehend noch Probleme.

Die Diskussion über Datex-P drehte sich im wesentlichen um regionale Engpaßsituationen wie zum Beispiel im Raum Frankfurt sowie um ein erträgliches Maß an Netzausfällen. Zum Teil sind auch Wartezeiten für Neuanschlüsse von elf bis 13 Monaten zu beklagen.

Die Postvertreter wiesen in diesem Zusammenhang auf die Fortschritte hin, die man von den neuen Softwarereleases (Release 4A im November 1983 und das beabsichtigt lease 4B in diesem Jahr) erwarte. Die tatsächlichen Knotenausfälle sollten dadurch aber nicht beschönigt werden.

Breiten Raum in der Diskussion nahm vor allem die Forderung der Anwender ein, eine durchgängige Entstörung aller Netzabschnitte auch außerhalb der Regelarbeitszeit durch die Post zu gewährleisten.Dies ist auf Grund von "Rund-um-die-Uhr-Services", zum Beispiel beim Betrieb von Geldausgabeautomaten oder beim beabsichtigten Btx-Rechnerverbund, unumgänglich.

Die Vertreter der Post zeigten Verständnis für die Wünsche, wiesen aber darauf hin, daß dies eine Reihe notwendiger Abklärungen innerhalb der Bundespost, vor allem auch mit den Personalrätin, erforderlich mache. Dieser Prozeß sei im Gange, aber noch nicht abgeschlossen.