Haben Computer ein Bewusstsein?

Besser Mensch

12.09.2014
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Haben Computer ein Bewusstsein?

Richtig spannend wird es bei der Frage, ob ein Computer ein Bewusstsein und einen freien Willen entwickeln könne. Hierzu gibt es eine nette Anekdote: Als IBMs Rechner "Watson" im Februar 2011 beim amerikanischen Fernsehquiz "Jeopardy" gegen die besten jemals angetretenen Kandidaten gewonnen hatte, fragte eine deutsche Zeitung beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) an, wie lange es denn noch dauere, bis Computer den Menschen sagten, was sie zu tun hätten. Die trockene - und vielleicht nicht ganz ernst gemeinte - Antwort eines Wissenschaftlers lautete: "Das dauert noch ewig. Mindestens zehn Jahre."

In Wirklichkeit sagen die Computer den Menschen auch heute schon, was sie zu tun haben - oder tun es selbst, Die abermillionenfach getätigten Transaktionen an Börsen im Millisekundentakt beispielsweise können schon längst nur noch maschinell erledigt werden. Und hier ist nicht einmal künstliche Intelligenz am Werk. Gartner-Analystin Fenn fragt sich, wie der Mensch jemals herausfinden will, wann bei einem Computer bewusstes Handeln vorliegt und wann ein KI-System eigene Zielvorstellungen und Emotionen in einer für Menschen nachvollziehbaren Weise offenbart. Der Turing-Test von vor 64 Jahren feiert hier fröhliche Urständ.

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Foto: jim, Fotolia.com

Strom abstellen schwer gemacht

Aus den Tamagotchi-Zeiten der 90er Jahre weiß man, dass Menschen zu Computern eine emotionale Beziehung aufbauen, wenn deren Verhalten irgendwie "menschlich" zu sein scheint. Holländische Wissenschaftler haben zudem in einem Versuch herausgefunden, dass es Menschen schwerfällt, einer "Roboterkatze" den Strom abzustellen, wenn diese um Gnade bettelte. Wenn die Katze intelligent und liebenswert wirkte, bekam der Mensch umso mehr Skrupel, den Schalter umzulegen. Der Phantasie darüber, was passiert, wenn wir irgendwann KI-gesteuerte Roboter um uns herum haben, ist also keine Grenze gesetzt.

Im Film "Her" kann das Betriebssystem Samantha im Prinzip nur sprechen, sehen und "denken". Das allein aber sind bereits Fähigkeiten, mit denen ein Computer heute schon weitreichende Analysen über den emotionalen Zustand eines Menschen anstellen kann. Ein Team um Marian Bartlett von der University of California veranstaltete hierzu einen Test. Es ließ einen Computer anhand der Mimik von Probanden Schmerzsignale einschätzen. Die Videos der Testpersonen wurden auch Menschen vorgeführt. Diese lagen bei der Beurteilung, wer von den Probanden Schmerzen nur simulierte, in der Hälfte der Fälle daneben, der Computer hingegen bei 85 Prozent richtig.

Gartner-Analystin Fenn sieht in der künstliche Intelligenz und intelligenten Maschinen die bestimmenden Trends der kommenden Dekade. Das wirft unweigerlich auch die Frage auf, wie Unternehmen künftig ihre Prozesse gestalten und Entscheidungen treffen werden. Dann nämlich, wenn Menschen und Computer Seite an Seite stehen und kooperieren. Bis solch eine Konstellation Realität ist, seien noch viele Herausforderungen zu bewältigen. Jedenfalls sei es, so Fenn gutgläubig, immer der Mensch, der auch künftig Entscheidungen trifft. Wenn sie sich dabei mal nicht irrt.