Windows-7-Migration

Besser klassisch oder virtuell?

17.12.2010
Von 
Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.

Woran's hakt - und wer profitiert

Dennoch ist auch die Desktop-Virtualisierung kein Allheilmittel: Der Umstieg auf ein zentrales Desktop-Modell bedeutet mehr, als einfach nur die Clients ins Rechenzentrum zu verlagern - und sollte wohl überlegt sein. So verändert die Virtualisierung der Desktops fast alle Bereiche des System-Managements - vom Betriebssystem-Deployment über die Verteilung der Anwendungen bis zur Verwaltung der Benutzerprofile. Darüber hinaus erfordert der Umstieg die Fähigkeit, virtualisierte Server zu betreiben, eine Kompetenz, die dem herkömmlichen Desktop-Management fremd ist.

Schon die Anwender-Software kann zum Problem werden. Manche Programme funktionieren zwar über Windows 7, aber nicht über ein Remote-Protokoll. Probleme bereiten in VDI-Umgebungen auch immer wieder anspruchsvolle Anwendungen wie grafikintensive Programme oder Videos.

Kaum geeignet sind virtualisierte Desktops deshalb bei Arbeitsplätzen mit sehr speziellen Hardwareanforderungen wie CAD-Arbeitsplätzen. Ein einfaches, möglichst standardisiertes Software-Portfolio ist eine notwendige Voraussetzung für VDI. Am meisten dürften große Unternehmen profitieren, die ähnliche Arbeitsplätze haben und bei denen viele Mitarbeiter mehr oder weniger die gleichen Anwendungen nutzen.

Auch die Lobeshymnen auf die einfachere Administration und die niedrigeren IT-Kosten für den Betrieb müssen etwas relativiert werden. "Die prognostizierten Einsparungen lassen sich auch hier nur realisieren, wenn eine hohe Standardisierung erreicht wird", sagt Robert Sieber, Technology Consultant beim SHD System-Haus-Dresden. Denn obwohl virtuell, ist auch jede virtuelle Maschine zu 99 Prozent wie ein physikalischer Client: Sie benötigt einen Virenschutz und Updates, Software muss verteilt und gewartet werden. Bleibt alles beim Alten, sinken die Kosten auf keinen Fall - im Gegenteil: Speicherbedarf, Stromverbrauch von Servern und Storage sowie die Lizenzierungen können sogar zu Kostensteigerungen führen.

Eine "Lösung von der Stange" gibt es bei der Desktop-Virtualisierung also nicht. Soll sie erfolgreich sein, müssen zunächst die bestehenden Prozesse gründlich analysiert und die angestrebten Ziele präzise definiert werden. Sinn macht es, sich einen unabhängigen Partner oder Architekten zu holen, der einen Überblick über das Angebot von Herstellern wie VMware, Citrix oder Microsoft hat. Er sollte auch über das notwendige technische Know-how verfügen und vor allem die Geschäftsanforderungen des Unternehmens in IT-Anforderungen übersetzen, damit die Lösung ganzheitlich und zukunftsfähig entwickelt wird.

Mehr dazu, wann sich eine Desktop-Virtualisierung lohnt, lesen Sie in diesem Computerwoche-Beitrag. Wie Sie virtuelle Clients planen erfahren Sie hier.