Besonders SW-Unternehmen sind aktiv Aufkaeufe und Merger haben in der DV-Branche Hochkonjunktur

01.10.1993

FORT LEE (IDG) - Der rasche technologische Fortschritt, verbunden mit der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage, zwingt die DV- Unternehmen dazu, enger zusammenzuarbeiten oder zu expandieren. Im ersten Halbjahr 1993 fanden 30 Prozent mehr Merger und Aufkaeufe statt als im selben Zeitraum 1992.

Insgesamt zaehlte das amerikanische Marktforschungsunter- nehmen Broadview Associates in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in der DV-Branche 296 Fusionen und Akquisitionen im Wert von 12,6 Milliarden Dollar. Im ersten Halbjahr gab es dagegen nur 227 Aufkaeufe und Zusammenlegungen, bei denen insgesamt neun Milliarden Dollar aufgewendet wurden.

Vor allem Softwarehersteller und Dienstleistungs-Unternehmen zeigten sich kauffreudig. Zu den begehrten Objekten gehoerten, so Broadview Associates in seiner Untersuchung, in erster Linie Hersteller von Client-Server-Software und Anbieter von PC- Applikationen. Auch in der Telekommunikationsbranche tat sich einiges. Hier fanden zwar nicht so viele Aufkaeufe statt, dafuer aber kapitalintensivere. Rund 60 Prozent der fuer Akquisitionen aufgebrachten Summe von 12,6 Milliarden Dollar kamen aus diesem Sektor.

Den groessten Expansionsdrang im ersten Halbjahr 1993 zeigte die Novell Inc. Sie kaufte im Sommer die System-V-Schmiede Unix Systems Laboratories per Aktientausch mit AT&T und elf weiteren Unternehmen, die eine Minderheitsbeteiligung an USL besassen. Zudem erwarb Novell den Video-Spezialisten Fluent Inc. sowie die beiden Hersteller von Entwicklungstools Serius Corp. und Software Transformation Corp.

Mindestens 156 Millionen Dollar zahlte die Sterling Software Inc. fuer ihre Neuerwerbung Systems Center. Fuer Aufsehen sorgte auch der Aufkauf von Tandys Pen-Schmiede Grid durch die AST Research Inc. Allerdings kommt Broadview in der Untersuchung zu dem Schluss, dass sich nur ein kleiner Teil der Uebernahmen in diesen finanziellen Groessenordnungen abspielten. Die meisten aufgekauften Unternehmen haetten einen Wert von unter zehn Millionen Dollar. Es ist kaum zu erwarten, dass sich der Konzentrationstrend abschwaecht. So plant beispielsweise die Bachman Information Systems Inc. den Kauf von Cooperative Solutions, die Symantec Corp. ist an der Fifth Generation Inc. interessiert, und es ist anzunehmen, dass Novell noch weitere Plaene in der Schublade hat.

Der Markt fuer Client-Server ist lohnend und birgt noch grosse Potentiale. Das haben auch die traditionellen Anbieter erkannt. "Jetzt wollen sich vor allem die grossen Softwarehersteller ihre Position in diesem erfolgsversprechenden Segment sichern", meint Peter Stoneberg, Mana- ging Director von Broadview. Sie haetten herausgefunden, dass es guenstiger ist, kleinere innovative Unternehmen zu kaufen, als die entsprechenden Produkte selbst zu entwickeln.