IT-Investitions-Modell versus IT-Gebrauchs-Modell

Besitzen? Nein danke!

26.01.2010
Wer nicht mehr vorab in IT investieren muss, sondern nur noch das bezahlt, was er tatsächlich an Leistungen nutzt, kommt preiswerter davon. Aber ob der CIO so eine First-Class-IT für einen Economy-Preis bekommt, steht keineswegs fest.

Manchmal ist Stagnation eine gute Nachricht: Zum Beispiel wenn die IT-Budgets in EMEA nicht um acht Prozent wie im Vorjahr fallen, sondern sich laut Gartner für 2010 bei 1, 3 Prozent einpendeln (Gartner-Umfrage Die IT muss sparen - na und? ). Damit nicht genug der guten Botschaften, die Gartneranalysten schieben nach, dass die CIOs trotz des niedrigen Budget-Niveaus - es entspricht in etwa dem des Jahres 2005 - recht gut klarkommen werden. Den Grund dafür sieht Gartner in einer Verschiebung des Einkaufsmodells: Der IT-Markt befindet sich demnach im Übergang von einem IT-Investment-Modell zu einem IT-Gebrauchs-Modell. Der im Budgetzusammenhang wichtige Unterschied liegt im Bezahlen. Während der Anwender beim Investmentmodell vor (teilweise Jahre) der Nutzung der IT-Funktionen investieren muss, um Hardware, Software etc. zu kaufen, zahlt er im Gebrauchsmodell erst dann, wenn er die IT nutzen kann und nur soviel wie er braucht. Klingt gut und hört sich preiswerter an. Aber gibt es Beispiele? Ja - Callcenter, Desktop-Services, Software as a Service, Speicher und Rechnerkapazität, kann man im neuen Modell erwerben. Noch weisen nicht alle den für die Enterprise-IT notwendigen Reifegrad auf, die angebotenen Service Levels reichen etlichen Unternehmen noch nicht aus. Aber der Trend zum Gebrauchsmodell ist unverkennbar da und wird sich in den kommenden Jahren verstärken.

Nur - werden sich jetzt die CIOs fragen, die in den vergangenen Jahren schon ein paar Euro investiert haben - wie komme ich jetzt in den Genuss des IT-Gebrauchs-Modells? Geht das nur über den Zwischenweg Outsourcing, um die Legacy-Systeme loszuwerden? Oder muss das Gebrauchsmodell sukzessive eingeführt werden? Gleichgültig, für welchen Weg sich der CIO entscheidet, er sollte bald mit seinen Planungen beginnen. Eine Vorgehensweise scheint hier sinnvoll, die von außen nach innen führt, bei den peripheren Systemen der Enterprise IT beginnt und sich erst später um die differenzierenden IT-Lösungen kümmert. Für E-Mail, Collaboration-Tools und Office-Anwendungen könnte es also bald schon wie bei HR- und Finanzbuchhaltung immer öfter heißen: Benutzen ja, besitzen nein danke.

Ob dieser Trend den CIO aber bereits heute Geld spart, und sie deshalb schon in 2010 weniger Druck auf ihren Budgets spüren, ist leider zu bezweifeln. Attraktive Preise werden sich erst einstellen, wenn mehr Anbieter miteinander konkurrieren und die Anwender Managed Services, Hosting und Cloud-Angebote in größerem Rahmen annehmen. Das wird sicher bald geschehen, aber es dauert noch länger als zwölf Monate, bevor es die Budgets wirklich entlastet.

Weitere Meinungsbeiträge und Analysen finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu.

Foto:Richard Moross