Kolumne

"Besinnung auf Kernaufgaben"

16.11.2001
Christoph Witte Chefredakteur CW

Die IT-Verantwortlichen, die immer noch davon ausgehen, dass die drohende Rezession kurz ausfallen wird und ihre Unternehmen sie mit kleineren Korrekturen auf der Kostenseite überstehen können, werden eines Besseren belehrt. In der IT wird nicht nur gespart, die Prioritäten verschieben sich. Belegt wird das beispielsweise durch die Ergebnisse einer jährlichen Studie, mit der CSC Ploenzke ermittelt, was den CIOs weltweit auf den Nägeln brennt (siehe Seite 44). In den vorangegangenen Jahren änderte sich die Liste dieser Prioritäten kaum, höchstens ein paar Details verschoben sich gegenüber dem Vorjahr. Das ist dieses Mal anders: 2000 standen weltweit noch die Themen CRM und SCM auf der Agenda ganz oben, während sich in Europa IT-Manager ganz heftig Gedanken über eine E-Business-Strategie machten. In diesem Jahr geht es dagegen nicht um neue Technologien oder Prozesse. Die IT-Verantwortlichen haben sich weltweit eigenen Angaben zufolge zuvörderst vorgenommen, ihre Abteilungen zu optimieren. Am zweitwichtigsten ist es ihnen, die Effektivität ihres Unternehmens zu verbessern. Die Europäer sehen das ähnlich, auch hier macht sich offenbar keiner mehr Gedanken um E-Business. Weltweit geht es den IT-Managern eher um Prosaisches: Sicherheit ist unter die zehn wichtigsten Themen aufgestiegen und herausgefallen ist die Frage, wie IT genutzt werden kann, um Wettbewerbsvorteile zu erreichen.

Offenbar besinnt sich die IT auf ihre ursprüngliche Aufgabe, Prozesse im Unternehmen so gut wie möglich zu unterstützen. Neuartige Projekte, in denen die IT im Mittelpunkt von Prozessen steht - beispielsweise E-Procurement oder Collaborative Computing - werden dagegen nur noch auf Sparflamme gekocht. Zum einen liegt das daran, dass es sich zurzeit einfach niemand leisten kann, zu experimentieren oder in Projekte zu investieren, deren Ausgang ungewiss ist. Andererseits ist die Business-Welt aber auch mal wieder enttäuscht von der Informationstechnik - dieses Mal allerdings zu Unrecht. Die IT kann nichts dafür, dass die Träume von der Geldmaschine Internet geplatzt sind - gleichwohl hat sie darunter zu leiden. Aber darüber zu lamentieren hilft nicht. Jetzt gilt es, jedes Projekt jederzeit an seinem Beitrag zum Unternehmenserfolg messen zu können. Die IT-Teams, die das nicht schaffen, geraten in den nächsten zwölf Monaten in arge Bedrängnis.