SKW Trostberg heuerte E-SAP an

Beschaffungsplattform hilft Prozesskosten sparen

01.12.2000
MÜNCHEN (qua) - Seit Ende Oktober kaufen die vier deutschen Stammwerke des Chemiekonzerns SKW Trostberg AG ihre Büro- und Verbrauchsmaterialien mit Hilfe eines internen Beschaffungsmarktplatzes ein. Die Lösung wurde von der SAP-Tochter E-SAP erstellt.

Eine deutliche Verringerung der Prozesskosten bei der Beschaffung von Büro- und Verbrauchsmaterialien erwartet der Prozessfertiger aus dem Chiemgau von der soeben eingeführten SAP-Lösung "Business-to-Business Procurement" (BBP) im derzeit aktuellen Release 2.0 b. Der technische Projektleiter auf SKW-Seite, Konrad Stitzl, sieht Einsparpotenziale "vor allem im Rechnungswesen, insbesondere in der Rechnungsprüfung, die nun verschlankt und gestrafft ist". Auf konkrete Zahlen wollte er sich aber noch nicht festlegen.

Die Lösung ermöglicht es ausgewählten SKW-Mitarbeitern und Sekretariaten, ihre Bestellungen direkt in das System einzugeben. Dazu nutzen sie einen im Intranet hinterlegten Katalog und ein damit verbundenes Warenkorbsystem sowie einen an die SKW-Prozesse angepassten elektronischen Workflow, der das Genehmigungsverfahren steuert. Auch für die Bestätigung des Wareneingangs loggen sich die autorisierten Mitarbeiter in das Procurement-System ein. Über ein Gutschriftverfahren wird dann automatisch der Rechnungsbeleg eingebucht. Eine manuelle Rechnungsprüfung entfällt damit.

"Im Prinzip ist kein Gut von der elektronischen Beschaffung ausgeschlossen", konstatiert Rudolf Spranger, als IT-Verantwortlicher derzeit im operativen SKW-Bereich Chemie tätig. Vorerst lassen sich zwar nur Büromaterialien mit einem Höchstwert von 800 Mark über die Beschaffungsplattform bestellen, in Kürze sollen jedoch auch PCs, Peripheriegeräte und Softwareanwendungen so geordert werden.

Die Idee für einen internen Beschaffungsmarktplatz hatte SKW schon vor mehr als einem Jahr. Wie Spranger berichtet, wurde damals ein interdisziplinärer Arbeitskreis gegründet, der die Möglichkeiten für eine Realisierung beleuchten sollte.

Das eigentliche Realisierungsprojekt lief hingegen nur knapp zwei Monate. Innerhalb dieses Zeitraums wurden die Beschaffungsprozesse festgeklopft, die Katalog- und Workflow-Software an die Vorgaben des Kunden adaptiert und die Gesamtlösung an das R/2-Release 5.0 f angebunden, das bei den Oberbayern derzeit noch im Einsatz ist. Laut Spranger kostete das Projekt weniger als 300000 Mark - einschließlich der Nutzungsgebühren für die Software sowie der Beratungsleistungen.

Auf der To-do-Liste steht jetzt noch die Integration mit dem ab Mitte nächsten Jahres alleinig genutzten R/3-Backend. Für diese Aufgabe wird eigenen Angaben zufolge ebenfalls E-SAP die Verantwortung übernehmen.

Die Beschaffung von unmittelbar produktionsrelevanten Teilen wird SKW definitiv nicht über dieses System erledigen. Eine dafür geeignete Lösung möchte das Unternehmen auch erst in Angriff nehmen, wenn die bevorstehende Fusion mit der Degussa-Hüls AG stattgefunden hat. In diesem Zusammenhang wird mit einiger Sicherheit auch die Teilnahme an unternehmensübergreifenden E-Marketplaces ein Thema sein. Degussa-Hüls hat sich immerhin schon als Gründungsmitglied für Elemica eingetragen, eine im Entstehen begriffene Internet-Plattform für den Einkauf von Grund- und Zwischenprodukten in der chemischen Industrie.

CHEMIE IM CHIEMGAUDie SKW Trostberg AG mit Hauptsitz im oberbayerischen Trostberg beschäftigt an weltweit 300 Standorten rund 18000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 1999 erwirtschaftete das Chemieunternehmen einen Umsatz von knapp sieben Milliarden Mark - zu rund 70 Prozent außerhalb der deutschen Landesgrenzen. Unter dem Strich blieben davon 326 Millionen Mark übrig. SKW Trostberg gehört zum Münchner Stromkonzern Eon. Er will seine Anteile auch behalten, wenn die Chemiker - wie geplant - mit der Degussa-Hüls AG, Düsseldorf, fusionieren.