Berufseinsteiger finden die IT langweilig

10.09.2008
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Noch nie gab es eine Altersgruppe, die IT so selbstverständlich nutzte wie die heute 14- bis 29-Jährigen. Dennoch sind nur die wenigsten Vertreter der Generation Digital daran interessiert, einen IT-Job zu ergreifen.

Karriere in der IT? Nein danke, das ist was für Eigenbrötler. Außerdem ist Informatik viel zu schwierig und passt nur für Männer. Okay, die Jobperspektiven sind gut, aber ich weiß nicht, was die seltsamen Berufsbezeichnungen bedeuten." Solche und ähnliche Vorbehalte hegen junge Bundesbürger gegenüber der Informatik und der IT-Branche. Das hat die repräsentative Studie "Generation Digital" ergeben, für die TNS Emnid im Auftrag des IT-Dienstleisters Computacenter Jugendliche und Berufseinsteiger zwischen 14 und 29 Jahren befragte.

Null Ahnung von der Branche

So können sich zwar 30 Prozent der Befragten vorstellen, einen informationstechnischen Beruf zu ergreifen. Von dieser Gruppe jedoch hält nur jeder Fünfte die IT-Branche für ein attraktives Berufsfeld. Zwar verbindet eine deutliche Mehrheit der Befragten mit der Branche gute Karrierechancen, aber laut Studie wissen sie zu wenig über konkrete Berufsbilder sowie mögliche Ausbildungs- und Karrierewege. Die Folge: Die Anforderungen, die die IT-Branche an den Nachwuchs stellt, werden falsch eingeschätzt, der gesamten Branche haftet ein veraltetes Image an.

Einen Informatiker setzen die Befragten immer noch mit einem Eigenbrötler gleich, der wenig Kontakt zu anderen Menschen hat. Im Vergleich zu Berufen wie Unternehmer, Arzt, Anwalt und Lehrer ist das Ansehen des Informatikers in der Gesellschaft nach Meinung der jungen Erwachsenen von allen abgefragten Berufen am niedrigsten. Dieses Image überträgt sich auf die gesamte Branche. "Die negativen Imagefaktoren überwiegen offenbar im Entscheidungsprozess pro oder kontra IT-Beruf", erklärt Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer der TNS Emnid Medien- und Sozialforschung GmbH. "Zudem hat nur eine Minderheit eine genaue Vorstellung, was sich hinter den oft kryptischen Berufsbezeichnungen in der ITK-Branche verbirgt."

Sind IT-Berufe Männersache?

Ein weiterer Grund für das mangelnde Interesse an IT-Berufen ist, dass Jugendliche die Voraussetzungen für eine IT-Karriere falsch einschätzen. So halten mehr als drei Viertel der Befragten Programmierkenntnisse für wichtig, um einen IT-Beruf ergreifen zu können. Laut der Computacenter-Studie sehen 74 Prozent der Befragten gute Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften als Grundlage einer IT-Karriere, über die Hälfte der Jugendlichen glaubt, dort ein abgeschlossenes Informatikstudium nachweisen zu müssen. Dazu kommt, dass über 80 Prozent der Befragten der Meinung sind, die Informationstechnik sei nur etwas für Männer.

"Diese Zahlen zeigen, dass kaum jemand eigentlich weiß, was die Leute in der ITK-Branche so treiben", sagt Oliver Tuszik, Vorstandsvorsitzender von Computacenter Deutschland. "Unter unseren rund 4000 Mitarbeitern in Deutschland gibt es sehr viele Quereinsteiger in die IT, die wenigsten sind von Haus aus Informatiker."

Dabei ist die grundsätzliche IT-Affinität der Jugendlichen sehr hoch. Unabhängig von Geschlecht und Altersgruppe nutzt nahezu jeder (94 Prozent) einen Computer. Der PC ist auch im Beruf oder in der Ausbildung selbstverständlich. Die meisten Befragten haben bereits in der Schule mit dem Computer Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Internet-Recherche betrieben. Zwei Drittel der Jugendlichen schreiben oder empfan-gen täglich oder mehrmals in der Woche E-Mails, jeweils 58 Prozent verwenden den Computer ebenso häufig zum Chatten oder zur Informationsbeschaffung. Fast jeder Zweite nutzt mehr-mals in der Woche virtuelle soziale Netzwerke oder Office-Programme.

"IT prägt den Alltag der jungen Generation, mit unserer Branche jedoch verbindet dies kaum jemand", erklärt Tuszik. "Der Alltag in der IT sieht heute so aus: In den Köpfen kreativer Leute entstehen Ideen, die sich dann im Team zu Lösungen

weiterentwickeln, die unser Leben positiv beeinflussen können."