Berufe in der Datenverarbeitung (Teil 9) Analytiker: Betreuer von der Entwicklung bis zur Realisierung Von Achim von Michel*

01.10.1993

Das Berufsfeld des DV-Analytikers erfordert neben soliden DV- Kenntnissen vor allem Management-Faehigkeiten. Die Entwicklung neuer Anwendersoftware von der Bedarfsanalyse bis zum Routinebetrieb ist mit vielen unterschiedlichen Taetigkeiten verbunden - ein anspruchsvoller Job mit hoher Verantwortung, der zu den hochbezahlten Positionen in der DV-Branche zaehlt.

Eine gruendliche Konzeption und eine detaillierte Planung sind die wichtigsten Fundamente bei der Erstellung neuer Anwendersoftware. Der erste Schritt des Analytikers besteht darum meist in einer genauen Beschreibung und Bewertung von Prozessablaeufen, die mit Hilfe von Soft- wareloesungen automatisiert werden sollen. Auf Basis einer solchen Ist-Analyse werden anschliessend Konzepte zur konkreten Realisierung der Software-Anforderungen entwickelt. Dazu gehoert etwa der Aufbau der Programmlogik und die Festlegung der zugrundeliegenden Datenstrukturen einer Anwendung.

Im Verlauf der programmtechnischen Umsetzung sind dann vor allem organisatorische Faehigkeiten gefragt. Der Analytiker ueberwacht und koordiniert die Entwicklungsarbeit der Programmierer, organisiert und bewertet Testlaeufe und sorgt fuer die Schulung der spaeteren Anwender.

Die Betreuung eines kompletten DV-Projektes von der Grobplanung bis zum Routinebetrieb stellt hohe Anforderungen an die beruflichen Qualifikationen. Analytiker haben in der Regel ein fachspezifisches Studium (Informatik, Wirtschaftsinformatik, Betriebswirt DV) absolviert und bereits berufliche Erfahrung in der Realisierung von groesseren Softwareprojekten gesammelt.

Fuehrungsqualitaeten und organisatorisches Geschick sind in dieser gehobenen DV-Position ebenso unverzichtbar wie die Faehigkeit, komplexe Zusammenhaenge zu erfassen und zu strukturieren. Diese Qualifikationen lassen sich etwa im Rahmen einer Management- Zusatzausbildung (MBA-Programme fuer Ingenieure und Naturwissenschaftler) erwerben. Mit etwa sechs Prozent stellen die Analytiker einen recht kleinen Anteil innerhalb der Computerberufe. Wer jedoch einmal in dieses interessante Aufgabenfeld eingestiegen ist, dem bietet sich eine zur Zeit noch krisensichere Taetigkeit mit Aufstiegsmoeglichkeiten bis an die Spitze der DV-Karriereleiter.

Jobinhalte:

- Erstellung von Fachstudien und Entwicklungsplanungen,

- Ist-Analyse von bestehenden Organisationsablaeufen,

- Entwicklung von Vorgabenkonzepten (Pflichtenheften) auf der Basis der fachlichen Bedingungen beziehungsweise Notwendigkeiten,

- Konzeption von Optimierungsvorgaben,

- Aufbau der Programmlogik,

- Aufbau der Datenstrukturen,

- Prototyping,

- Schnittstellenanalyse beziehungsweise Grobkonzeption,

- Vorgabendokumentation,

- Grobkonzeption von Testvorgaben,

- Nutzung der grundlegenden Entwicklungsumgebung

Datenbankabfragesprachen,

Dokumentationstools und

Editiersysteme,

- Dokumentation von Anwendungskonzepten,

- Leitung von umfangreichen Paket- oder Integrationstests,

- Durchfuehrung der Qualitaetssicherung,

- Erstellung von Entwicklungsrichtlinien sowie

- Unterstuetzung der Nutzerausbildung.

Nichts ist schwieriger als Berufe in der Datenverarbei-tung zu definieren. Das konnte man auch an den Ergebnis- sen der letzten Volkszaehlung ablesen, bei der sich viele DV-Spezialisten als DV- Fachmann oder Datenverarbeiter bezeichneten. Stefan Rohr und Ernst Zander haben es trotzdem probiert: Als zusaetzliches Ergebnis ihrer Gehaltsstudie fuer den DV-Bereich haben sie Angaben zu ueber 200 Berufsbezeichnungen auf 20 Berufsbilder komprimiert. Anforderungsprofil, Gehalts-spiegel und Arbeitsmarktsi-tuation dieser Berufe sind Gegenstand dieser CW-Serie.

Jahresgehalt in Mark:

Minimal: 49 100

Mittelwert: 92 400

Maximal: 127 200