EAG-Unix-Vereinigung neu organisiert

Berliner Unix-Forum: Kaum Besucher aus der früheren DDR

22.02.1991

BERLIN (gfh) - Das zweite Berliner Unix-Forum konnte den Erfolg vom letzten Jahr nicht wiederholen. Die angespannte wirtschaftliche Situation in den neuen Bundesländern hatte zur Folge, daß die Veranstalter von der Uniware GmbH und der amerikanischen IDG World Expo Corp. einen deutlichen Besucherrückgang hinnehmen mußten.

Nachdem auf der eintägigen Veranstaltung im Mai vergangenen Jahres über 1000 UNIX-Interessenten in die kleine Kongreßhalle am Alexanderplatz drängten, verloren sich diesmal nach optimistischen Schätzungen der Veranstalter an zwei Tagen knapp 900 Besucher in den weitläufigen Gängen des Berliner Internationalen Congress Centrums (ICC). Die Eröffnungsredner mußten sich gar mit nur 70 Zuhörern begnügen.

Trotzdem wurde das Konzept einer kleinen UNIX-Veranstaltung freundlich aufgenommen. "Wir brauchen so eine kleine Spezial-Messe", beurteilte ein Aussteller das Unix-Forum. Er gibt damit die Ansicht vieler Besucher wieder, die das Thema "offene Systeme" hier besser aufgehoben finden als auf Mammut-Messen wie der CeBIT. Für diese Meinung spricht auch, daß die Vorträge, obzwar meist produktbezogen, gut besucht waren. Das besondere Interesse galt hier dem Bereich Bürokommunikation.

Als Grund für den Besucherrückgang führt Uniware-Geschäftsführer Hennig Wilke die schlechten Witterungsverhältnisse und die Auswirkungen des Golfkriegs auf den Luftverkehr an, die vor allem Interessenten aus dem Westen von einem Messebesuch abgehalten hätten. Einige Aussteller kritisieren zudem, daß der Termin so kurz vor der Hannover-Messe CeBIT ausgesprochen ungünstig gewählt sei.

Vor allem blieben jedoch die Besucher aus den neuen Bundesländern aus, die noch vor einem Jahr das Gros der UNIX-Interessenten stellten. Wilke machte dafür die nach wie vor schlechte wirtschaftliche Lage auf dem Gebiet der ehemaligen DDR verantwortlich. Gespräche an den Ständen bestätigten diese Vermutung. "Warum", so ein Aussteller , "soll jemand 600 Mark Eintritt für eine Unix-Kongreßmesse zahlen, wenn er sowieso kein Geld hat um dort Produkte zu kaufen."

Besonders drastisch zeigte sich der Besucherrückgang bei der Entwickler- und Anwendergemeinschaft Unix-kompatibler Systeme (EAG). Zur Jahresversammlung der früheren DDR-Unix-Vereinigung, die bereits 1990 im Rahmen des UNIX-Forums stattgefunden hatte, waren lediglich 40 von 300 Mitgliedern erschienen, obwohl wichtige Entscheidungen anstanden.

Um den Fortbestand der EAG zu sichern, sollten die Mitglieder nach einem Vorschlag der GKI GmbH, einer Berliner Tochtergesellschaft von Uniware, individuelle Serviceverträge abschließen. Die GKI will für einen Gegenwert von jährlich 565 Mark monatlich ein Informationsblatt herausgeben und Unix-Tage veranstalten. Außerdem berechtigen die sogenannten EAG-Veträge zur Nutzung eines Bereichs im X-Netz, eines internationalen Netzwerks der UNIX-Benutzer. Ansonsten wird den bisherigen EAG-Mitgliedern empfohlen , der Ostsektion der German UNIX User Group (Guug) beizutreten.