Berliner Holding investiert in DDR-Beteiligungen\

30.03.1990

Am Tag nach den ersten freien Wahlen in der DDR gab die Berliner Elektro Holding AG die Gründung der Berliner Elektro Ost bekannt. Das Konzept zeigt: Auch für das Beteiligungsgeschäft in der DDR lassen sich mittelstandsgerechte und für Initiatoren beziehungweise Investoren attraktive Beteiligungsformen entwickeln.

Die Berliner Elektro Ostdeutschland und Osteuropa Holding AG ist eine Tochtergesellschaft der Berliner Elektro Holding AG. Aktionäre sind zu 40 Prozent die Berliner Elektro und zu je 20 Prozent die Familie des Gründers der Holding West (Dr. Bernau) sowie zwei institutionelle Anleger aus Frankreich und Großbritannien.

In einem ersten Schritt soll das Grundkapital der Ost-AG um sechs auf zehn Millionen Mark aufgestockt werden. Dabei werden die Gründungsaktionäre auf 50 Prozent ihrer Bezugsrechte verzichten und zur Verbreiterung der Aktionärsstruktur den Bezug der jungen Stammaktien außenstehenden Aktionären anbieten. Der Bezugspreis wird 150 Prozent beziehungsweise 75 Mark betragen.

Zusätzlich zum Grundkapital wurde ein genehmigtes Kapital von zwei Millionen Mark geschaffen, welches nach der Kapitalerhöhung um drei auf fünf Millionen Mark erhöht werden soll. Es ist für die Zeichnung durch DDR-Bürger zum Nennwert von 50 Mark je Aktie reserviert. Damit wird die Absicht verfolgt, DDR-Bürgern und -Unternehmern die Chance zu geben, sich als Mitunternehmer am Aufbau der neuen sozialen Marktwirtschaft und an der Stärkung des Mittelstandes zu beteiligen. Sobald es eine Börse in der DDR geben wird, soll die Berliner Elektro Ost-Holding eine der ersten börsenzugelassenen Gesellschaften dort werden.

Arbeitsziel wird sein, sich an Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie, der Verkehrstechnik sowie der Informations- und Kommunikationstechnik - nicht unbedingt mit Mehrheit - zu beteiligen oder in der Start-up-Phase Unterstützung in Form eines Betriebsführungsvertrages zu gewähren. Das sind auch die Operationsbereiche der Holding West.

Die Beteiligungstöchter der Berliner Elektro West haben von der Mutter dazugelernt, sie stricken die gleiche Stragegiemasche: Mittelständische Unternehmen werden nach dem Vorbild der Muttergesellschaft an- oder aufgekauft.

Die Berliner-Elektro-Holding-AG-Vorzüge wurden 1984 zu 123 Mark (um Bezugsrechte bereinigt) je Aktie plaziert. Der Kurs hat sich bis heute verfünffacht.

Im Juni sollen die Berliner Elektro-Aktionäre ein Bezugsangebot für die lange angekündigte und hoffentlich nicht zu ausgeknautschten Konditionen angebotene Neuemission der Chemie Holding AG des Dr. Manfred Bernau erhalten.

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensgesellschaft CMW GmbH in München.