Berliner gehen über Wimax ins Netz

25.10.2005
Die deutsche Hauptstadt soll ein flächendeckendes Funknetz erhalten.

Am 8. November soll der Startschuss für das bislang größte Wimax-Projekt Deutschlands fallen. Unter der Federführung der Deutschen Breitband Dienste (DBD) GmbH aus Heidelberg soll zunächst im Berliner Stadtteil Pankow ein Funknetz entstehen, über das Privatkunden künftig drahtlos das Internet und Voice-over-IP-Angebote nutzen könnten. Sukzessive soll Wimax flächendeckend über die gesamte Stadt ausgebreitet werden.

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*80184: Standards für Wimax;

*79661: Forrester über die Chancen von Wimax;

*77551: Telekom testet Funktechnik.

Die DBD-Verantwortlichen bewerben das Projekt als erstes Wimax-Stadtnetz für Privatkunden. Spekulationen, die Offerte werde sich zunächst vornehmlich an Firmenkunden richten, seien falsch, verlautete aus der Heidelberger Firmenzentrale. Gemeinsam mit Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit und Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, will DBD das Vorhaben Anfang November auf den Weg bringen. Für den Aufbau der Netzinfrastruktur kooperieren die Heidelberger mit Intel.

Mit dem prestigeträchtigen Wimax-Coup in Berlin macht DBD-Chef Fabio Zoffi mit seiner Ankündigung Ernst, Wimax-Angebote auf Großstädte auszudehnen. Bislang adressierte der Anbieter mit seiner Marke "DSL-on-air" hauptsächlich ländliche Gebiete, die mangels DSL-Infrastruktur vom breitbandigen Internet-Zugang ausgeschlossen waren.

Im Sommer dieses Jahres nahm DBD mit seinen "Maxxtelekom"-Angeboten die Städte ins Visier. 16 solche Wimax-Netze sind Zoffi zufolge schon aktiv, beispielsweise in Heidelberg. Fortsetzung auf Seite 4

30 weitere Städte sollen bis Jahresende dazukommen. "Das ist der Startschuss in eine neue Ära der Telekommunikation", kommentierte der DBD-Chef das städtische Wimax-Angebot.

Allerdings steht Zoffi mit seinen Plänen erst am Anfang. So muss DBD noch die Preise für seine auf Datenvolumina und Flatrates basierenden Tarifstrukturen für Maxxtelekom finden. Die Standard-Bandbreiten sollen von 1,5 bis 3,5 Mbit pro Sekunde reichen. Bislang liegt die Kundenzahl von DBD deutlich unter 10000. Zoffi hofft jedoch, mit seinen Stadtangeboten bereits im kommenden Jahr mehr als eine Million Haushalte zu erreichen.

"Derzeit findet ein Rennen um die Breitbandkunden statt", stellt Roman Friedrich, Analyst von Booz Allen Hamilton, fest. Zwar versuchten die Wimax-Anbieter, mit ihren Projekten die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, an eine langfristige und nachhaltige Konkurrenzfähigkeit in Städten glaubt Friedrich allerdings nicht.

TK-Konzerne sind gefordert

Das Hauptpotenzial der Wimax-Technik liege nach wie vor im ländlichen Raum. In bereits DSL-versorgten Gebieten können die klassischen Anbieter breitbandiger Internet-Zugänge ohne weitere Kosten zusätzliche Kapazitäten anbieten. Dagegen fielen beim Ausbau der Funknetze für zusätzliche Kapazitäten weitere Kosten an. Ob die Wimax-Anbieter in den Städten kommerziell erfolgreich sein können, bezweifelt Friedrich.

Davon wollen sich die Funknetzanhänger jedoch nicht abschrecken lassen. Für Furore sorgte vor wenigen Wochen Google mit der Ankündigung, ein flächendeckendes drahtloses Internet-Zugangsnetz in San Francisco aufbauen zu wollen.

Angesichts dieses und weiterer Projekte, etwa in Philadelphia, wo im Sommer 2006 ein Funknetz in Betrieb gehen soll, fürchten die Telekommunikationsanbieter um ihre Pfründe. Hierzulande testet jedoch die Deutsche Telekom bereits das Potenzial der Funktechnik, um den Anschluss nicht zu verpassen. (ba)