Durchwachsenes Echo auf die Login 96

Berlin ist für IT-Branche noch immer ein zu ruhiges Pflaster

24.05.1996

Eine Lücke in der Messelandschaft der Bundeshauptstadt soll die "Login - Messe für Netzwerk-Lösungen, Software+Systeme sowie Telekommunikation" schließen und dabei innovative Anbieter zumindest besuchsweise an den "zentralen Standort" locken. So jedenfalls sieht es der Veranstalter, die in Starnberg bei München ansässige DC International Congresse+Fachmessen GmbH. Das seit Anfang der 90er Jahre vor allem als Organisator der "Exponet" und ihres Pendants, der "Exponet Wien" bekannte Unternehmen mietete zum zweiten Mal die "viel zu teuren Messehallen", um die (nach dem Wegfall der Bürodata und dem einmaligen Gastspiel der Networld+ Interop) "einzige Computer- und Kommunikationsmesse in Berlin" auf die Beine zu stellen.

Kein leichtes Unterfangen allerdings, wie DC-Geschäftsführer Nikolaus Bauer gegenüber der COMPUTERWOCHE bestätigte - obwohl sich die Bayern in diesem Jahr über steigende Aussteller- und Besucherzahlen freuten. 150 Aussteller (1995 waren es 80) und rund 8500 Gäste (1995 kamen rund 7000 Besucher) konnten an den drei regnerischen Maitagen begrüßt werden. Einige Probleme bereiteten Bauer zufolge "die große Bürokratie", die in Berlin nach wie vor das Arbeiten der Behörden bestimme, was sich unter anderem in einem Streit um die Aufstellung zusätzlicher Werbeflächen manifestierte.

Kein Ansturm von den Poster- und Spielefreaks

Die von einigen Besuchern gelobte ruhige Atmosphäre ohne den Ansturm von "Poster- und Spielefreaks" wurde indes von den Ausstellern differenzierter gesehen. Vertretern der IBM Deutschland Informationssysteme GmbH, die vor allem Facility-Management-Lösungen auf Unix-Maschinen ausstellte, war "einfach zuwenig los". Auch Bernd Teschmer vom Vertrieb der Berliner Krone AG beurteilte die drei Tage unter dem Funkturm als "insgesamt zu ruhig". Bei der Cisco Systems GmbH aus Unterschleißheim bei München sah man es ähnlich. Dort hatte man vor allem kleine und mittlere Unternehmen im Visier, um die eigene Internetworking-Lösung für den Desktop-Bereich, "Ciscopro", an den Mann zu bringen. Ihren Messeauftritt begleitet hatte die deutsche Dependance des kalifornischen Router-Marktführers mit einem Workshop zum Thema "Internet Access and Security". Nicht viel besser in puncto Besucherresonanz erging es auch den Vertretern der Leipziger Ixos-Anwendungs-Software GmbH, die mit ihrem "Ixos-Archiv" das eigenen Angaben zufolge weltweit einzige komplette Archivsystem unter Windows NT präsentierte.

Unverhohlen seinen Ärger über den noch lauen Berliner Messewind zeigte man bei der Bay Networks Deutschland GmbH. Die Wiesbadener Tochter der US-Company war nach Angaben von Mirja Girs-Freund, Managerin Marketing Communications, zum ersten Mal in der Bundeshauptstadt vertreten und wollte eigentlich nach neuen Resellern in der Region Ausschau halten. Eine Messe mit so schwachem Anklang habe sie jedoch noch nie erlebt, lautete ihr enttäuschtes Fazit. Dafür lohne sich kaum der Aufwand. Ein zweites Mal werde man wohl nicht antreten. Eine Meinung allerdings, die dem Veranstalter aus Bayern entgangen sein muß. Die DC meldete zum Abschluß ein "durchweg positives Urteil" der Aussteller und bereits "großes Interesse" an der Login 97. Diese soll vom 17. bis 19. Juni wieder unter dem Funkturm stattfinden.