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Bericht: Mobilcom's Veräußerungspläne sind Makulatur

21.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Pläne des finanziell angeschlagenen Mobilfunkanbieter Mobilcom, durch den Verkauf von Unternehmenssparten, Immobilien oder technischen Einrichtungen die Liquidität zu sichern, sind offenbar nur ein frommer Wunsch. Alle werthaltigen Anlagegegenstände sind als Sicherheiten für Bankenkredite des Unternehmens verpfändet, berichtet die "Berliner Zeitung" mit Verweis auf Unternehmenskreise. So sei es den Büdelsdorfern gegenwärtig etwa nicht möglich, die profitable Festnetzsparte an die Internet-Tochter Freenet zu verkaufen. Erst nach einer Einigung mit France Télécom könnten diese Vermögenswerte verpfändungsfrei und lastenfrei übertragen werden, erklärte Freenet-Chef Eckhard Spoerr der Tageszeitung.

Einziger Hoffnungsschimmer sind daher mögliche Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Mobilcom und dem französischen TK-Konzern. Zwar dementierten die Franzosen am vergangenen Freitag Berichte über einen anstehenden Erlass von insgesamt 7,5 Milliarden Euro Schulden (Computerwoche online berichtete). Der Staatskonzern bestätigte aber immerhin Pläne, von seinem ehemaligen Kooperationspartner Bank- und Lieferantenverbindlichkeiten in Höhe von 5,8 Milliarden Euro zu übernehmen. Die Kredite sollen in Form von Anleihen bedient werden, die später in France-Télécom-Aktien umgewandelt werden können, hieß es.

Auch Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid will einer Rettung seines Unternehmens offenbar nicht mehr im Wege stehen. Presseberichten zufolge ist Schmid bereit, im Falle einer Einigung auf die vertraglich zugesicherte Übernahme seines über 50-prozentigen Mobilcom-Anteils durch die Franzosen zu verzichten. Außerdem soll der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung am 30. Oktober eingewilligt haben.

Für das UMTS-Netz des Büdelsdorfer Unternehmens soll sich offenbar der Konkurrent E-Plus interessieren. Eine Sprecherin von E-Plus bestätigte gegenüber der "Financial Times Deutschland" Gespräche, bei Übernahme der Infrastruktur von Mobilcom auf Forderungen in Höhe von 600 Millionen Euro zu verzichten. Mit dem UMTS-Netz sollen bereits heute 17 Prozent der deutschen Bevölkerung erreicht werden können. Bis Ende kommenden Jahres müssen alle Anbieter eine Netzabdeckung von 25 Prozent vorweisen, um ihre UMTS-Lizenz behalten zu dürfen. Auch die für rund acht Milliarden Euro ersteigerte Lizenz würde Mobilcom gerne veräußern. Ein Weiterverkauf ist allerdings nach den geltenden Bestimmungen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) nicht gestattet. (mb)