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Bericht: Ebays Nazi-Filter taugt nichts

20.04.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Filtersystem, das von Online-Auktionshaus Ebay vor einiger Zeit eingerichtet wurde, um deutsche Surfer davon abzuhalten Nazi-Memorabilien zu ersteigern, ist lückenhaft. Einem Bericht von "Spiegel Online" zufolge ist die Sperre leicht zu umgehen. Derzeit erscheint auf der Ebay-Website für deutsche Besucher, die sich für derlei Artikel interessieren, folgende Botschaft: "Lieber Nutzer: Leider wurde der Zugriff auf diesen Artikel oder diese Kategorie auf Grund gesetzlicher Regelungen in Ihrem Heimatland gesperrt."

Ein Software-Filter, der bei jedem Zugriff auf eine virtuelle Auktion die Herkunft des Surfers überprüft, arbeitet dabei im Hintergrund. Das Aufrufen der entsprechenden amerikanischen Kategorien ist allerdings mit einigen kleinen Manipulationen am Web-Browser möglich. Ohne Fachwissen lassen sich dem Bericht zufolge Netscape oder der Internet Explorer so umkonfigurieren, dass der Filter überlistet werden kann. Das System ist danach wirkungslos und erkennt die Herkunft des Surfers nicht mehr.

Ebay-Sprecher Kevin Pursglove bezeichnete den jetzigen Filter als einen ersten Schritt. Das System zur Zugriffskontrolle sei aus freien Stücken eingeführt worden und Ebay habe die deutschen Behörden von Anfang an auf die Lücken des Systems hingewiesen. Wann die Filter ausgereift sein werden, konnte der Sprecher nicht sagen.

Nach Meinung von Michael Dickopf vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) kann jeder Filter, egal wie er konstruiert ist, nur bedingt wirksam sein. Er hält es unterdessen für effektiver, wenn die Internet-Auktionshäuser beim Versand der Artikel auf die Postadresse schauen, und dann gegebenenfalls die Auslieferung stoppen würden. Der beste Schutz wäre laut Dickopf jedoch gegeben, wenn sich die Unternehmen klar von Dingen wie Nazi-Devotionalien distanzieren würden und diese generell von der Versteigerung ausschlössen.