Bereiche Comet, Utilities und Zeiterfassung veräußert

Bereiche Comet, Utilities und Zeiterfassung veräußert Winterschlußverkauf bei Baan

15.01.1999
MÜNCHEN (bs) - Die Baan Deutschland GmbH trennt sich von rund 35 Prozent ihrer Belegschaft. Neben dem Comet-Geschäft werden die Bereiche Personalzeiterfassung sowie die Ende 1997 übernommene Hamburger IVE GmbH, ein Anbieter für Software von Energieversorger, verkauft.

Bei zweien der drei nun von Baan veräußerten Divisionen handelt es sich um einst zugekaufte Produkte: Die Branchenlösung für Energieversorger stammt von der ehemaligen Hamburger IVE GmbH, während die Softwarelinie Comet Mitte 1997 von Siemens übernommen wurde. Anschließend war das Baan-Tochterunternehmen Q.4 IBS GmbH für den Ausbau und die Pflege der Comet-Produktfamilie verantwortlich. Hintergrund der Übernahme war damals, Comet-Kunden auf die eigene Software "Baan IV" zu migrieren. Doch der erhoffte Run ist, wie Insider berichten, ausgeblieben.

Käufer von Q.4 IBS ist der frühere Baan-Manager Karl-Heinz Voß. Die Geschäftsführung ist mit Burghard Kleffmann besetzt, der zuletzt als General Manager für die Baan Midmarket Solutions (BMS) tätig war. Nach Angaben von Jürgen Richter, Geschäftsführer von Baan Deutschland, wollte Voß als einziger Interessent alle 120 Q.4-Mitarbeiter übernehmen. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart. Insider gehen davon aus, daß der Preis im einstelligen Millionenbereich liegt.

Bestandskunden sollen Zukunft sichern

Grundlage für das Geschäft von Q.4 bilde die große installierte Comet-Basis, erklärt Manfred Debus, zuständig für Marketing bei der Paderborner Softwareschmiede. Von den weltweit zwischen 12000 und 15000 Anwendern hätten rund 3500 Kunden mittlerweile auf das Euro- und Datum-2000-fähige Release Comet 3.3 gewechselt. Ende des Jahres sollen es 5000 sein. Neben den Einnahmen aus Wartung und Updates laufe auch das Comet-Neukundengeschäft wider Erwarten sehr positiv. Im vergangenen Jahr schaffte Q.4 immerhin einen Umsatz von rund 30 Millionen Mark.

Helmut Gümbel, Managing Director von Strategy Partners aus Scuol, geht allerdings davon aus, daß es sich bei dem Neugeschäft weniger um zusätzliche Anwender handle, sondern daß Bestandskunden Erweiterungslizenzen geordert hätten. Die neue Q.4-Führungsriege verfolge nun erst einmal das Ziel, soviel Betriebe wie möglich über das Jahr 2000 zu retten. Danach werde aller Voraussicht nach eine eigene neue Lösung angeboten, die die völlig veraltete Comet- Software ablösen soll. Anwendern werde das neue Paket dann mit dem Versprechen einer möglichst "schmerzfreien" Migration schmackhaft gemacht. Dies war für Comet-Kunden bei einem Wechsel auf die Baan- Produkte nicht der Fall, so Gümbel weiter. Daß ein neues Release bereits in Planung ist, bestätigt auch Q.4-Marketier Debus. Über einen genauen Liefertermin wollte er jedoch keine Aussage machen.

Für Baan-Manager Richter jedenfalls sind die Restrukturierungsmaßnahmen für Deutschland und Zentraleuropa, bei denen die Belegschaft von 700 auf 500 Leute reduziert wurde, mit den jüngsten Verkäufen abgeschlossen: "Jetzt können wir uns endlich wieder auf unser Kerngeschäft konzentrieren", sagte er.

Künftige Zielmärkte sind die öffentliche Verwaltung, Industrie, Handel und Transport, Automobilindustrie, Telekommunikation sowie Banken und Versicherungen.