Ausbildung zum Anwendungsbetreuer für PC- und Bürosysteme:

Berater verstehen sich heute als Dienstleister

09.10.1987

BONN (CW) - In vielen Unternehmen setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, daß eine permanente Anwenderbetreuung dringend erforderlich ist. Allerdings sind die dazu benötigten PC-Berater nach wie vor Mangelware. Um hier Abhilfe zu schaffen. entstand bei der Siemens-Schule, Region Rhein-Ruhr, der Lehrgang "Anwendungsberater für PC- und Bürosysteme".

Das Arbeitsfeld "Büro" wird in den nächsten Jahren - bedingt durch die heute zur Verfügung stehende Technologie - einem starken Wandel unterliegen. Dabei steht den Unternehmen auch das starke Vordringen von Personal Computern, Arbeitsplatz-Computern und Bürokommunikationssystemen ins Haus. Der Einsatz von Bürotechnik - organisierter Textverarbeitung, aufgabenorientierter Kalkulation und Grafikerstellung, elektronischer Post und benutzergerechtem Zugriff auf die Daten-Verarbeitung - bringt nicht nur Erleichterung. Normalerweise zeigt sich erst im Laufe der Nutzung, daß diese Dinge nicht richtig organisiert und gehandhabt werden können. Gemäß den werblichen Aussagen verläßt man sich bei der Installation der Bürotechnik auf Ersteinweisung und -schulung, Benutzerführungen, Gebrauchsanleitungen und Handbücher. Zunächst wird dieses als ausreichend angesehen. Die Probleme des Anwenders treten jedoch erst bei der konkreten, aufgabenbezogenen Büroarbeit auf. Hier entstehen Hürden, die der Benutzer ohne Hilfestellung und Beratung nicht mehr alleine überspringen kann. Der wirtschaftliche Nutzen, der durch den ganzheitlichen Einsatz der Bürotechnik prognostiziert wurde, gerät dadurch in Gefahr.

Diese Erfahrungen führen in Betrieben und Verwaltung mit neu einsetzender Bürotechnik zu der Erkenntnis, daß eine permanente Anwenderbetreuung notwendig ist. In Abteilungen wie Benutzerservicezentren, Benutzerdienste oder individuelle Datenverarbeitung sind Mitarbeiter gefragt, die die oben geforderte Hilfestellung und Beratung der Anwender realisieren können. Hierzu gehören neben der Grundeinweisung die permanente Ansprechquelle und periodische Nachschulung vor Ort. Aber auch die Konzeption von Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zur Bedienungsanleitung sowie Mitarbeit bei Systemauswahl,- pflege und -gestaltung sollten mit zu den Aufgaben solcher Anwendungsberater gehören. Die benötigten Fachkräfte sind indes in Anzahl und Qualifikation auch in absehbarem Zeitraum nicht auf dem Arbeitsmarkt verfügbar.

Dieser Mangel führte bei der Siemens-Schule für Kommunikations- und Datentechnik, Region Rhein-Ruhr, zur Konzeption und Durchführung eines Lehrganges für Kaufleute und Akademiker - hauptsächlich Pädagogen - zum "Anwendungsberater für PC-Bürosysteme".

In diesem sechsmonatigen Lehrgang erwerben die Teilnehmer ein Grundlagenwissen über die Büroorganisation und die Datenverarbeitung. Sie erlernen die Funktionalität und Bedienung der Betriebssysteme MS-DOS und Sinix (Unix) sowie die Systemgestaltung moderner Bürosysteme in einem lokalen Netzwerk Voraussetzung für die spätere Qualifizierung und Betreuung der Anwender ist das Beherrschen, die Einschätzung des Leistungsumfangs und der Funktionalität moderner Bürosoftware. Schwerpunkt des Lehrgangs sind daher typische Anwendungen auf den obengenannten Systemen Diese reichen von der Textverarbeitung über, Kalkulation und Datenbanken bis hin zur Grafik an Beispielen herstellerunabhängiger Standardsoftwarepakete. Die Ausbildung wird hier ergänzt um Grundlagen der Programmentwicklung in der Programmiersprache C.

Der Berater versteht sich heute als Dienstleister. Dafür stellt er seine Sachkompetenz in den Dienst derer die entscheiden müssen und gibt die nötigen Entscheidungshilfen, die den Anwender in die Lage versetzen, die Lösungen auszuwählen, die seinen Bedürfnissen genau entsprechen Diese Fähigkeiten werden im Lehrgang geprägt durch Bausteine wie Softwareübersicht, -trends und -auswahlmöglichkeiten sowie Visualisierung, Rhetorik und Präsentationstechnik.