Berater sind zu teuer fuer das praktische Doing Die IT-Chefs muessen sich an neuen Fronten beweisen. Kostenersparnis lautet allerorts die Devise.

10.06.1994

Sogenannte Schlankheitskonzepte haben deshalb Konjunktur, wenngleich sie oft genug mehr Sand in die Augen streuen als tatsaechlich zur Loesung der Kostenproblematik beitragen.

Outsourcing etwa wird gerne als Diaet gegen die uebergewichtigen DV- Budgets verordnet, entspricht aber nur selten den grossen Erwartungen. Eine aehnliche Skepsis ist auch gegenueber dem ausgebrochenen Client-Server-Fieber anzumelden. Besonders die sensationell wirkenden Meldungen einzelner Anwender, die den Kostendruck um dreissig, vierzig oder noch mehr Prozent verringert haben wollen, muessen mit sehr viel Zurueckhaltung bewertet werden.

Doch diese Unternehmen befinden sich strategisch wenigstens auf einem richtigen Weg und oeffnen sich das Informatiktor zur Zukunft, selbst wenn die Controller nur Ersparnisse in geringerer Groessenordnung registrieren.

Dass sich die Informationstechnik von ihren teils maerchenhaft komfortablen Budgets trennen muss, steht ausser Frage. Will sie sich - frei von ueberzogenen Innovationsgeluesten - als Instrument der Unternehmenspolitik verstehen und ohne Wenn und Aber in den Dienst der Wettbewerbsstrategien stellen, muss sie sich auch in die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Betriebes einordnen. Und die sind gegenwaertig alles andere als rosig.

Also sind betriebswirtschaftliche Konzepte und nicht Trend- Argumentationen erforderlich. Dazu gehoert genaue Betrachtung des Nutzens jeder Massnahme und sind Loesungen vonnoeten, die einerseits die Effizienz nachhaltig verbessern, unter dem Strich aber auch eine Einsparung bieten.

Grund genug, sich auch ueber den Einsatz externer Berater ernsthafte Gedanken zu machen. Jeder IT-Chef kennt die Situation: Es werden Projekte geplant und Consulter dazugeholt, doch dann zieht sich das Vorhaben schier unendlich in die Laenge, weil es zu immer neuen Zusatzanforderungen kommt. Wie gross der Nutzen der neuen Teilfunktionen tatsaechlich ist, wird kaum einer Pruefung unterzogen.

Noch weniger gilt das Augenmerk einer Kosten-Nutzen-Bewertung, obwohl immerhin taeglich plus/ minus dreitausend Mark an Beraterhonorar zu entrichten sind.

Nicht nur, dass die praezise Definition und das Controlling der Projekte reichlich Moeglichkeiten fuer eine kostenguenstigere Beschaeftigung externer Mitarbeiter bieten. Es stellt sich noch eine andere Frage: Benoetige ich als Anwender die ununterbrochene Unterstuetzung an jedem Tag eines Projektverlaufes, oder kann ich mich statt dessen auf den fachlichen Input konzentrieren, den ich dann mit eigenen Ressourcen fuer die konkrete Realisierung nutze?

Gemeint ist ein Modell, das auf den urspruenglichen Gedanken der Beratung zurueckgeht: Dem Consulter nicht das praktische Doing zu uebertragen, sondern sich darauf zu beschraenken, sein Wissen und seine Erfahrungen aufzugreifen. Also Beratung im ureigensten Sinne und keine hochdotierte Beschaeftigungsmassnahme, bei der die teuer eingekaufte Manpower sogar fuer Erfassungsaufgaben eingesetzt wird.

Der Berater ist fuer den Transfer von Kompetenz zustaendig. Er soll seine spezifischen Kenntnisse bereitstellen, technisch wie betriebswirtschaftlich fundierte Strategien anbieten, das Projekt- Management samt Controlling unterstuetzen, Try-and-error-Methoden vermeiden helfen und den Mitarbeitern des Anwenders bei der Realisierung ueber die Schulter schauen.

Nicht weniger - die genannten Aufgaben sind angesichts der Projektloesungen, die heute leider sehr oft ohne klare wirtschaftliche Orientierungen auskommen muessen und ausschliesslich technisch ausgelegt sind, schon sehr viel.

Aber auch nicht mehr, denn dagegen sprechen in erster Linie die Honorarrechnungen. Der Berater ist fuer die praktische Umsetzung viel zu teuer, und indem das Doing dem Anwender selbst uebertragen wird, erhalten dessen Mitarbeiter sofort eine viel groessere Naehe zu den neu eingefuehrten Techniken, wird konstruktives Bewusstsein wach und entsteht eine groessere Eigenstaendigkeit. Damit kann sich der Anwender so frueh wie moeglich technisch emanzipieren und die externen Beratungsleistungen reduzieren.

Es ist eine weniger bequeme Loesung, die Consulter-Unterstuetzung auf den technischen Input und die Mithilfe bei der Projektsteuerung zu reduzieren, aber sie steigert in jedem Fall den Nutzen und entlastet die Budgets.