Berater müssen organisieren können

26.01.2005
Von Petra Stange

Moderation im Konfliktfall

Ein weiteres Beispiel ist die Moderation im Konfliktfall: Mit der Anzahl der Partner steigt auch das Konfliktpotenzial in einem Projekt. Zahlreiche IT-Projekte geraten durch Zeit-, Budgetüberschreitungen oder inhaltliche, später dann durch juristische Auseinandersetzungen zwischen Auftraggeber und -nehmer in eine Schieflage. Unabhängige Qualitätsprüfer und Moderatoren tragen dazu bei, die Zusammenarbeit der Partner von Anfang an klar zu strukturieren und im Konfliktfall zu versachlichen. Experten, die hier die kritischen Erfolgsfaktoren kennen, brauchen vor allem Projekterfahrung.

Deshalb haben Berater, die schon einige Jahre in wechselnden Projekten ihre Management-Qualifikation ausbauen konnten, derzeit bei Anbietern von IT-Services die besten Chancen. Das Beispiel der SQS Software Quality Systems AG spiegelt diesen Wandel wider: Viele Kunden fragten bei den Kölner Experten für Software-Qualitäts-Management vor fünf Jahren nach, um eine personelle Entlastung zu erreichen; sie brauchten Mitarbeiter für rein operative Tätigkeiten in Entwicklung und Test. Auch fachfremde Akademiker wie Geologen, Biologen oder Geisteswissenschaftler hatten eine Chance, wenn sie ein ausreichendes Interesse an IT-Themen mitbrachten und das notwendige Fachwissen schnell lernten. Ebenso waren Diplominformatiker auch ohne Berufs- erfahrung gefragt. Beide Gruppen haben es heute schwerer: Quereinsteiger und Informatikabsolventen mit bloßem Technikwissen kommen unter den derzeitigen SQS-Einstellungen praktisch nicht mehr vor. Dagegen zählt die Kombination aus

technischem Spezialwissen und Management-Qualitäten.

"Unsere Kunden fragen heute vor allem, welchen Beitrag die IT fürs Geschäft leistet, und stellen viele ihrer IT-Prozesse auf den Prüfstand", sagt der im SQS-Vorstand für die Personalentwicklung zuständige Heinz Bons. "Gefragt sind deshalb Experten, die Strukturen und Prozesse wirtschaftlicher machen können." Die künftigen Berater müssten über technisches Know-how und die Fähigkeit verfügen, in Prozessen, wirtschaftlichen Zusammenhängen und über Fachgrenzen hinaus zu denken.

Das auf dem IT-Arbeitsmarkt nach-gefragte Bewerberprofil ist anspruchsvoller geworden: Basis bleibt zwar eine handwerklich gute technische Aus-bildung, am besten mit Schwerpunkten in zukunftsträchtigen Technologien. Immer wichtiger werden jedoch praktische Erfahrungen bei der Projektorganisation, in Kommunikation und simultaner Zusammenarbeit mit mehreren Teams. Entsprechend sind IT-Dienstleister vor allem in der Weiterbildung ihrer bereits vorhandenen Mitarbeiter in der Pflicht. "Heute müssen wir dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiter ihre Fähigkeiten ständig verbreitern und vertiefen." (am)