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BenQ-Mobile-Pleite für Siemens teurer als gedacht

07.02.2007
Das Ausmaß der BenQ-Mobile-Pleite ist einem Pressebericht zufolge weit größer als angenommen.

Die ehemalige Siemens-Handy-Sparte sitze auf einem geschätzten Schuldenberg von 883 Millionen Euro, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf ein Gutachten von Insolvenzverwalter Martin Prager. Es sei zudem noch offen, ob sich bereits alle Gläubiger mit ihren Ansprüchen gemeldet haben. Prager gehe in seinem Gutachten von Ansprüchen in Höhe von 100 Millionen Euro gegen Siemens aus.

Siemens mache indirekt BenQ für die katastrophale Finanzsituation der Sparte verantwortlich: Der Konzern habe im Herbst 2005 kein überschuldetes Unternehmen übertragen, sagte ein Siemens-Sprecher der Zeitung. Wie es in der Folge trotz millionenschwerer Finanzspritzen zu einer derart hohen Verschuldung der hiesigen BenQ Mobile gekommen sei, könne sich der Konzern nicht erklären.

BenQ hatte die Sparte im Herbst 2005 mit der Zusage einer Mitgift über 400 Millionen Euro erhalten. Nur ein Jahr später stellte der Konzern die Zahlungen an die deutsche Tochter ein und brachte damit die Insolvenz ins Rollen. Seitdem verloren in Deutschland etwa 3000 Beschäftigte ihren Job. BenQ hatte im vergangenen Jahr behauptet, seinerseits weitere 800 Millionen Euro in die Tochter gesteckt zu haben. "Es ist schon rätselhaft, wie so viel Geld in so kurzer Zeit versickern konnte", sagte ein hochrangiger ehemaliger Betriebsrat von BenQ Mobile der Zeitung.

Der Insolvenzverwalter zweifele offenbar daran, dass Siemens die Finanzverhältnisse der Handysparte bei der Trennung korrekt angegeben hat, schreibt das Blatt. Es seien "noch eine Reihe von Bewertungs- und Finanzierungsfragen offen".

Siemens sei der Meinung, dass die Finanztransaktion mit BenQ korrekt verlaufen sei, sagte ein Sprecher. Dies hätten auch die Wirtschaftsprüfer von KPMG so testiert. Allerdings könne der Konzern weitere Zahlungen an BenQ Mobile auch nicht ausschließen. Siemens werde sich jedoch im Sinne der Aktionäre verhalten.

Aus dem vorhandenen BenQ-Vermögen könne Prager nur einen Teil der aufgehäuften Schulden des Unternehmens begleichen. Den Verbindlichkeiten von 883 Millionen Euro stünden dem Papier zufolge ein geschätztes Vermögen von 310 Millionen Euro gegenüber. Erhoffte Einnahmen aus der Auflösung von BenQ, darunter der Verkauf von Immobilien, Patenten und Maschinen sowie 66 Millionen Euro Bankguthaben, seien darin bereits berücksichtigt. Einen großen Teil der Verbindlichkeiten schulde BenQ Mobile mit 263 Millionen Euro seinen Lieferanten wie dem Chiphersteller Infineon. (dpa/tc)