Gerangel endet bitter für France Télécom

Bell South überläßt KPN die Mehrheit beim deutschen Mobilfunker E-Plus

17.12.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Verkauf des drittgrößten deutschen Mobilfunkunternehmens E-Plus hat einen überraschenden Abschluß gefunden. Entgegen allen Erwartungen hat Bell South sein Vorkaufsrecht wahrgenommen, die Mehrheit jedoch sogleich an die Koninklijke PTT Nederland NV (KPN) weiterveräußert. Die beiden Partner vereitelten somit den Eintritt von France Télécom in den deutschen Markt.

Einmal mehr steht France Télécom mit leeren Händen da. Lange Zeit hielten sich die Franzosen aus dem größten europäischen TK-Markt fern, um den einstigen Partner Deutsche Telekom nicht zu verärgern. Als deren Chef Ron Sommer mit seinen gescheiterten Telecom-Italia-Plänen im Frühjahr dieses Jahres Absprachen im italienischen Markt ignorierte, hatte die Freundschaft jedoch ein Ende. Seitdem strebt France-Télécom-Chef Michel Bon eine rasche Ausweitung ohne Rücksicht auf das Global-One-Bündnis an. Der Versuch, hierzulande über E-Plus Fuß zu fassen, scheiterte nun an der amerikanisch-niederländischen Offensive.

Dabei sah Bons Strategie lange vielversprechend aus. Mit den E-Plus-Gesellschaftern RWE, Veba und Airtouch war man bereits handelseinig, für rund 18 Milliarden Mark deren aufaddierte Anteile von 77,5 Prozent zu übernehmen. Einzig die Zustimmung von Bell South stand noch aus. Dessen Vorkaufsrecht lief am Donnerstag, dem 9. Dezember aus. Der allgemeinen Auffassung, Bell South werde es nicht wahrnehmen, widersprachen die Amerikaner nun eindrucksvoll.

Neuer Eigentümer eines Anteils von 77,5 Prozent an E-Plus ist KPN. Hinter den Kulissen schmiedete das frühere niederländische Staatsunternehmen mit dem US-Carrier bereits seit Monaten den Deal, der folgende Preise und Optionen umfaßt: Bell South übernimmt die Beteiligungen von Veba, RWE und Airtouch und veräußert sie für rund 18 Milliarden Mark sogleich an KPN weiter. Die übrigen 22,5 Prozent verbleiben für mindestens 18 Monate beim US-Carrier. Dann muß er sich entscheiden, die Anteile zu behalten oder sie gegen KPN-Aktien zu tauschen.

KPN bejubelt den Freundschaftspreis

KPNs Vorstandsvorsitzender Wim Dik jubelt über den "Freundschaftspreis". E-Plus sei eine "hinreißende Braut", freute er sich, denn die rund 3,6 Millionen Kunden katapultieren KPN in die europäische Spitzengruppe der Mobilfunker. Die Holländer unterhalten neun Millionen Handy-Verträge. Größer sind nur Tim, Italien, und Vodafone Airtouch, Großbritannien, mit jeweils 15 Millionen Kunden.

Hinreißend ist aber auch der Preis: Zu den Übernahmekosten, die die Niederländer in die USA überweisen, kommen nämlich noch einige Kleinigkeiten hinzu. Als Mitgift bringt E-Plus etwa sechs Milliarden Mark Schulden mit in die Ehe, die Gewinnzone wollen die Verantwortlichen erst im Jahr 2001 erreichen. Inklusive der Bell-South-Optionen auf KPN-Aktien beziffern Marktkenner den Gesamtwert der Transaktion auf satte 36 Milliarden Mark. Bei 3,6 Millionen E-Plus-Kunden zahlt KPN somit für jeden Handy-Vertrag rund 10000 Mark.

Für KPN ist der Kauf jedoch eine Investition in die Zukunft. Im kommenden Jahr soll die Zahl der E-Plus-Mobilfunker auf 6,5 Millionen hochschnellen. Ihren Optimismus begründen die Verantwortlichen mit der schwachen Verbreitung von Handies im deutschen Markt. Während hierzulande 23 Prozent aller 82 Millionen Bürger mobil telefonieren, sind es europaweit 33 Prozent.