Belegleser als Alternative

05.03.1976

Ing. (grad.) Wolfgang Koppmeyer, Leiter der EDV-Abteilung, Schubert & Salzer AG, Ingolstadt, Maschinenbau

Der Belegleser hat seinen festen Platz in der Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Banken, Fluggesellschaften und Krankenhäuser arbeiten erfolgreich mit ihm.

Was macht aber ein Industriebetrieb? Ein Maschinenbauunternehmen wie die Schubert & Salzer AG in Ingolstadt?

Vor Jahren sind die Fertigungs- und Materialwirtschaftskonzepte eingeführt worden: Alle haben als Informationsträger die Lochkarte. Monat für Monat werden von der DV-Anlage Materialentnahmebelege und Arbeitsgangkarten gestanzt, lochschriftübersetzt und in den Betrieb gegeben. Wenn sie zurücklaufen, müssen 45 000 Materialbelege, 60 000 Lohnbelege und 100 000 sonstige Belege teilweise nacherfaßt werden. Die Datenerfassung ist das sprichwörtliche Nadelöhr.

Eine Reduzierung der Belege ist notwendig, und die Erfassung der Lochkarten über Locher und Prüfer ist zu ändern. Das eine ist ein organisatorisches, das andere ein maschinentechnisches Problem.

Wenn man gedanklich diese Hürde genommen hat, ist es nur noch ein kleiner Schritt. Es scheint aber für jeden DV-Leiter eine große Überwindung zu bedeuten, andere Wege als die vorgezeichneten Lochkarten-Trampelpfade zu suchen. "Weg von der Lochkarte" wurde ein beliebter Slogan. Nachdem das erkannt war, wurden die Datensammelsysteme, die zahlreich auf dem Markt angeboten werden, auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft. Die errechneten Einsparungen überzeugten auch den kritischsten Interessenten.

Ein Datensammelsystem wurde eingesetzt und erbrachte die erhofften Einsparungen und den etwas höheren Belegdurchsatz.

Das Datensammelsystem brachte uns die Erkenntnis, daß man eine Organisation nicht nur auf der Lochkarte aufbauen muß. Aber noch wesentlicher war, daß wir alle Anwendungsprogramme umgestellt haben: Die Eingabe von der Lochkarte wurde auf die Eingabe vom Magnetband umprogrammiert. Selbst die Quellenprogramme sollen in absehbarer Zeit nicht mehr in Lochkarten gestanzt werden, sondern auf Magnetbändern stehen und geändert werden.

Unter diesen Voraussetzungen erscheint die Lösung für den Engpaß Datenerfassung die Beleglesung zu sein. In vielen Aufgabengebieten bleibt der Beleg als Informationsträger, auch wenn Fachabteilungen ihre Daten über Bildschirm-Terminals aus Datenbänken abrufen können.

Die neue Generation der Belegleser ist auf mittlere Datenvolumen ausgerichtet. Die Lesegeschwindigkeit beträgt 12 000 Belege pro Stunde (das sind etwa 1 Mio. Zeichen pro Stunde) und kann auf 48 000 Belege pro Stunde unter Sonderbedingungen gesteigert: werden .

Die Belegleser können unterschiedliche Zeichen lesen. Wenn zwei Lesestationen gewählt werden, können

- OMR-12 (mark sensing) oder z. B.

- OCRA (Klarschrift) oder andere

Schriftzeichen gelesen werden. Die Fehlerquote der gelesenen Belege ist durch die einfachere Technik verringert worden.

Für den Belegleser brauchen keine Spezialpapierqualitäten beschafft zu werden.

Die billige Lochkarte mit einem Rosa- oder Gründruck kann verwendet werden. Die meisten Belegleser-Belege haben fast das Lochkartenformat, nämlich 1/3 DIN A4.

Das entscheidende Argument ist aber der Mietpreis. Die Personalkosten für zwei Datentypistinnen und die Mietkosten für zwei Locher zusammen ergeben den Mietpreis für einen Belegleser samt Sortiereinrichtung. Denn gleichzeitig mit dem Lesen kann der Beleg für die Fachabteilung durch 50 Selektionsprogramme in Fächer sortiert werden.

Die Belege können heute rationeller über den Schnelldrucker in OCRA- oder OMR-Schrift beschriftet werden. Texte, die bisher auf einer 80stelligen Lochkarte keinen Platz fanden, können mehrzeilig in OCRA-Schrift gedruckt werden. Der Beleg ist für jeden Mitarbeiter sofort in Klarschrift lesbar.

Die Datenverarbeitung trennt sich mehr als bisher von den Zahlenkolonnen in den Belegen. Dadurch werden die Belege bearbeitunsfreundlicher.

Die DV-Nachbehandlungsgeräte, wie Lochschriftübersetzer, Kartendoppler, Kartensortierer, können endgültig aus der EDV-Abteilung verschwinden.

Folgende Kriterien sprechen für die neuen Belegleser:

- Sie sind technisch einfacher, aber robust gebaut (bezüglich Handhabung und Wartung).

- Sie beanspruchen keine besonderen Belege (Papiergewicht und -qualität spielen eine untergeordnete Rolle).

- Sie stellen keine besonderen Ansprüche an die Belegbehandlung (Verwendbarkeit in den Betriebswerkstätten).

- Es können verschieden Schrifttypen (z. B. OCRA) und mark sensing in Kombination gelesen werden (flexible Einsatzmöglichkeit).

- Die gelesenen Belege können sortiert werden (Wiederauffindbarkeit der Information).

- Die Fehlerquote bei der Beleglesung ist geringer (Sicherheit).

Der Belegleser ist eine Alternative für die Datenerfassung. Jedes Unternehmen muß sich damit kritischer auseinandersetzen. Wenn Sie mich fragen: "Ich bin für den Einsatz von Beleglesern in der Industrie!"