Beim mobilen Surfen 80 Prozent sparen

14.11.2005
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Speed Optimizer helfen Mobilsurfern, die Handy-Rechnung klein zu halten. Dabei sind, wie unsere Versuche zeigten, enorme Einsparungen möglich.

Eine Technik aus der Modem-Ära feiert ihr Comeback, weil die Mobilfunk-Anbieter jedes einzelne Byte noch fast in Gold aufwiegen: Speed Optimizer sollen nicht nur die Geschwindigkeit erhöhen, sondern gleichzeitig das übertragene Datenvolumen reduzieren und damit die Mobilfunkkosten senken.

Hier lesen Sie ...

  • wie Sie beim mobilen Surfen bis zu 80 Prozent sparen können;

  • von der Wiedergeburt der Speed Optimizer im Mobilfunkzeitalter;

  • wie die Tools funktionieren;

  • was die Optimizer bringen.

Der Speed Optimizer von O2 ist ein nützliches Tool für mobile Surfer und einfach zu bedienen.
Der Speed Optimizer von O2 ist ein nützliches Tool für mobile Surfer und einfach zu bedienen.

Modembenutzer können sich noch daran erinnern, wie mit dem Siegeszug des WWW das weltweite Warten begann. Die damals gebräuchlichen 14,4- oder 28,8-Kbit/s-Modems waren mit der neuen Bilderflut des Internets schlicht überfordert. Dem verzweifelten User blieben nur zwei Möglichkeiten der Beschleunigung: Entweder er migrierte auf ISDN und später DSL, oder er versuchte mit Optimierungsprogrammen erträgliche Ladezeiten der Web-Seiten zu erreichen. Dazu versuchten die Tools mit verschiedenen Verfahren, die Daten möglichst effizient zu komprimieren, um so das zu übertragende Datenvolumen zu reduzieren.

UMTS und GPRS

Eine Technik, die mit dem Siegeszug des breitbandigen DSL und der Ankündigung von UMTS als schneller mobiler Übertragungstechnik wieder in Vergessenheit geriet. Doch egal ob der Benutzer per UMTS oder GPRS online geht, im Mobilfunkzeitalter haben die Tools wieder ihre Berechtigung. Das Datenvolumen von 2, 10 oder 20 MB, das in den volumenorientierten Mobilfunktarifen angeboten wird, ist nämlich schnell aufgebraucht, wenn der Benutzer nicht nur E-Mails abruft, sondern ab und an auch eine Web-Seite unterwegs anschaut. Allein der Abruf der "Spiegel"-Homepage schlägt für den Zeitungsfreund mit rund 400 KB zu Buche. Zudem sparen die Optimierungs-Tools im Ausland viel Geld, denn hier rechnen die meisten deutschen Mobilfunkanbieter noch in 5-KB-Datenblöcken ab, unabhängig von den zu Hause gewählten Tarif- optionen.

Entsprechende Datenturbos offeriert etwa der norwegische Browser-Anbieter Opera mit dem kostenpflichtigen Dienst "Opera Mobile Accelerator". Ebenfalls einen kostenpflich- tigen Optimierungsdienst vermarktet die britische Onspeed.com. Und der Mobilfunkanbieter O2 stellt auf seinen Webseiten mit dem "Speed Optimizer Client" für seine Kunden ein entsprechendes Tool für Notebooks und PDAs bereit. Das Werkzeug soll den Abruf von Internet-Seiten, den Empfang von E-Mails und den Upload von Daten beschleunigen. O2 verwendet hierzu die Client-Server-Software von Bytemobile, die sowohl in der Carrier-Variante "Bytemobile Optimization Services Node" (OSN) als auch unter der Bezeichnung "Optigo Enterprise Optimizer" für Unternehmenskunden erhältlich ist. Wir nahmen den Speed Optimizer Client auf einem Notebook in Verbindung mit einer GPRS-Datenkarte von Sony Ericsson unter die Lupe.

Software via Festnetz laden

Schön teuer: Ohne Optimierung kostet der mobile Seitenabruf fast fünf Euro.
Schön teuer: Ohne Optimierung kostet der mobile Seitenabruf fast fünf Euro.

Es empfiehlt sich, die Software bereits im heimischen Büro über eine normale Internet-Verbindung herunterzuladen, denn der Client ist 3,32 MB groß - wäre also unterwegs per Mobilfunk zu teuer. Nach der Installation ist der Optimizer als kleines Icon in der Systemleiste von Windows XP zu finden, wo er per Doppelklick geöffnet wird. Bereits auf der Eingangsseite des Tools kann der Benutzer per Schieberegler einfach die Optimierungsstufe für seine Verbindung in sechs Stufen auswählen. Dabei zeigt das Programm in der Maximalstufe keinerlei Bilder oder grafische Elemente an und verspricht so die größtmögliche Reduzierung des übertragenen Datenvolumens. In den anderen Stufen wird die Auflösung von Bildern und Grafiken schrittweise reduziert, bis nur noch grobpixelige Darstellungen zu sehen sind. Neben dem Schieberegler zeigt ein Beispielbild dem Benutzer, welche Auswirkungen seine gewählte Einstellung hat. Versierte Anwender haben zudem die Möglichkeit, unter dem Menüpunkt "Optionen, Erweitert" die Optimierung selbst einzustellen. Unter anderem können sie wählen, ob die Daten von Javascript-, HTML- oder CSS-Objekten reduziert und GIF-Objekte konvertiert werden sollen. Zudem besteht die Option, die Anzeige von Inhalten wie Audio, Video oder beispielsweise Animationen komplett zu sperren. Ferner kann der Anwender Protokolle oder Internet-Adressen von der Optimierung ausschließen. Das dürften etwa User schätzen, die sich per virtuelles privates Netz (VPN) mit ihrem Unternehmensnetz verbinden und bei aktivierter Optimizer-Software Probleme bekommen können.