Kanadische Behörde macht ihrem Informationssystem Beine

Bei Statcan galoppiert der Amtsschimmel wie der Wind

06.09.1996

Rund 30 Millionen Menschen leben im zweitgrößten Flächenstaat der Erde. Statistics Canada (Statcan) interessiert sich für jeden einzelnen. Das gesammelte Datenmaterial stellt die in Ottawa ansässige Behörde auch der Wirtschaft zur Verfügung.

Ende der 80er Jahre nahmen die Anfragen ein solches Ausmaß an, daß die Kunden bis zu zwölf Wochen auf eine Auswertung warten mußten. Die damals eingesetzte Lösung lief auf IBM-Mainframes und nutzte ISAM-Dateien für die Informationsspeicherung.

Auf diese Weise konnte und wollte Statcan nicht weiterarbeiten. "Die Märkte ändern sich laufend Entscheidungen müssen heute sehr schnell getroffen werden - sowohl in den Unternehmen als auch in der Regierung", erläutert System- und Datenbank-Manager Ray Lackey.

Die bislang letzte der im Fünfjahres-Rhythmus stattfindenden Volkszählungen nahm Statcan zum Anlaß, ein neues Informationssystem zu entwickeln - auf Grundlage des Betriebssystems Unix und des Datenbank-Management-Systems "SQL Server" von Sybase. Eine in Smalltalk entwickelte Desktop- Schnittstelle soll vor allem die Nachfrage nach multidimensionalen Daten berücksichtigen. Im Mittelpunkt des Systems steht ein "Electronic Warehouse", das bereits generierte Tabellen und Reports aufnimmt, damit die Anwender nicht jede Abfrage neu formulieren müssen.

Laut Lackey krankte die 1991 in Angriff genommene Lösung an den Beschränkungen relationaler Datenbanksysteme die Requests würden in einem "Batch-System" verarbeitet. Deshalb entschloß er sich, Versuchskaninchen für ein Produkt zu spielen, das gerade auf den Markt gekommen ist: Die Ergebnisse der für Ende dieses Jahres geplanten Volkszählung sollen sich mit dem von Sybase angebotenen Analysewerkzeug "IQ" analysieren lassen.

Das Tool arbeitet mit "Bit-wise Indexing": Für jedes abfragbare Kriterium erstellt es eine Matrix, in der lediglich die Werte 1 (= "trifft zu") und 0 (= "trifft nicht zu") vorkommen. Auf diese Weise kann der Anwender die Abfragegeschwindigkeit steigern, ohne die Hardware aufzustocken. 90 Anfragen pro Tag heißt die Zielvorgabe, auf die sich Statcan mit seinen Kunden geeinigt hat.

Bis dato funktioniert der Multiuser-Betrieb noch nicht ganz reibungslos auch die Integration mit den vorhandenen Anwendungen bedarf zusätzlicher Arbeit. Zudem ist IQ bislang nur für das Sun- Betriebssystem "Solaris" zu haben. Statcan aber nutzt "Challenge"- Workstations von Silicon Graphics, muß sich also derzeit noch mit einem Beta-Release begnügen.