SIS-Chef Christoph Kollatz

Bei SIS kracht und raucht es nicht mehr

23.06.2008
Kollatz: Es gibt keinen Kontrahierungszwang und keine exklusiven Vereinbarungen mit den Siemens-Sektoren. Wir müssen uns täglich im Wettbewerb beweisen.
Kollatz: Es gibt keinen Kontrahierungszwang und keine exklusiven Vereinbarungen mit den Siemens-Sektoren. Wir müssen uns täglich im Wettbewerb beweisen.
Foto: Redaktion COMPUTERWOCHE

CW: Wie weit sind Sie in diesem Vorhaben?

KOLLATZ: Das ist eine Reise, auf die wir uns vor zirka einem Jahr gemacht haben. Wir haben heute schon sehr viel erreicht, tolle Erfolge am Markt erzielt und eine Reihe hochinteressanter gemeinsamer Projekte mit den Siemens-Sektoren realisiert. Zum Beispiel: Komplettlösungen bei den zwei indischen Flughäfen Hyderabad und Bangalore, den Wasserwerken Bratislava oder auch Projekte wie Smart-Metering für intelligente Stromablesung und geringeren Energieverbrauch in Italien und Großbritannien. Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir nach etwa drei bis fünf Jahren den ganzen Erfolg der jetzt angelaufenen Kooperationen ernten werden.

CW: Wie läuft das in der Praxis? Bislang sind die Vertriebskollegen und Techniker in den Sektoren auch ganz gut ohne SIS zurechtgekommen.

KOLLATZ: Siemens hat für mehr als 20 Branchen so genannte Market Development Boards definiert, in denen jeweils die Einheiten mit entsprechendem Fachwissen vertreten sind. In etlichen dieser Branchengremien sind auch wir vertreten. Dort werden mögliche Kundenvorhaben besprochen und erörtert, wie wir sie gemeinsam vorantreiben können. Zudem arbeiten wir mit den Stammhäusern der anderen Sektoren systematisch zusammen, indem wir etwa diskutieren, welche Innovationen geplant sind und welche Rolle SIS dabei spielen kann. Zum Dritten kommen viele Anfragen aus den Landesgesellschaften. SIS führt viele der Vorhaben, wenn Kontakte zum Kunden-CIO gefragt sind, anderenfalls sind oft die Sektoren in der Verantwortung.

Siemens kennt keinen Kontrahierungszwang

CW: So ein Modell steht immer im Verdacht, dass es den Wettbewerb aussperrt. Wenn SIS der bevorzugte IT-Partner ist, kommt nicht zwangsläufig der beste Anbieter zum Zuge.

KOLLATZ: Es gibt keinen Kontrahierungszwang. Wir arbeiten dort, wo es für den Kunden sinnvoll ist, mit den Siemens-Sektoren langfristig zusammen. Natürlich kann sich in bestimmten Projekten auch ein anderer Partner als besonders qualifiziert erweisen. Für die Siemens-Bereiche ist jedoch die Langfristigkeit der Zusammenarbeit und die Gewissheit, dass das Wissen im Hause bleibt und sich auch mehrt, besonders attraktiv. Dennoch gibt es keine exklusiven Vereinbarungen mit den Sektoren. Wir müssen uns täglich im Wettbewerb beweisen.

CW: Die enge Bindung an Siemens rückt die externen Kunden ins zweite Glied. Wenn Siemens ruft, bringt SIS die gesamte Energie ein. Das dürfte alle anderen Kunden beunruhigen.

KOLLATZ: Das habe ich bislang noch nicht ein einziges Mal von einem Kunden erfahren. Ganz im Gegenteil, die Kunden wollen von den Erfahrungen profitieren, die SIS im Konzern gesammelt hat. Und zudem verlängert in unserer Branche kaum ein Mitbewerber so häufig die Outsourcing-Verträge mit seinen Kunden - das spricht doch klar für Zufriedenheit.

CW: Sie haben das Ziel formuliert, dass SIS doppelt so schnell wie die weltweite Volkswirtschaft wächst. Das haben Sie noch nicht geschafft.

KOLLATZ: Der Schwerpunkt lag während der Turnaround-Phase und unmittelbar danach auf der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Die haben wir deutlich über das Wachstumsziel gestellt. Jetzt sind wir so weit vorbereitet, dass wir stark in die Geschäftsentwicklung investieren. Das Ziel bleibt, mittelfristig doppelt so schnell wie die Wirtschaft zu wachsen.