Wie sehr können sich Einsteiger auf IBM verlassen?:

Bei SAA-Einsatz ist Behutsamkeit geboten

20.05.1988

FRAMINGHAM (IDG) - Wer bei IBM ein Einsteigersystem kauft und sich hinsichtlich Wachstumspfaden auf SAA verläßt, sollte vorsichtig sein. Denn SAA ist kaum mehr als ein etwas vages Versprechen; IBM selbst hat erklärt, SAA sei nicht für alle Zukunft festgeschrieben.

Stellen Sie sich vor, ein Anbieter würde von Ihnen verlangen, einen Kaufvertrag zu unterschreiben, in dem folgende Bestimmung steht: "Ob wir dieses System unterstützen und für wie lange, hängt davon ab, wievielen weiteren Kunden wir es verkaufen." Würden Sie diesen Vertrag ohne Bedenken unterschreiben? Bestimmt würden Sie zögern und zuerst einmal nachdenken. Genau dies haben aber Käufer in der Vergangenheit bei einigen Anbietern immer wieder erlebt.

Auch IBM, bekannt als der sicherste aller sicheren Anbieter, ist über diese Strategie nicht erhaben. Beispiel: das Ableben der 8100, als IBM fand, dieses System habe keinen strategischen Wert mehr.

Wenn ein Hersteller verschiedene Architekturen anbietet, möchten die Anwender und die Analytiker zu gerne wissen, welche davon denn die strategische ist. Unisys hat sich seit dem Zusammenschluß von Burroughs und Sperry mit solchen Fragen herumschlagen müssen. Auch IBM sieht sich mit ihren verschiedenen Low-End- und Mittelklasse-Architekturen von solchen Fragen bedrängt.

Wer heute ein kleines Unternehmen führt, und seinen ersten Computer kaufen will, steht bei IBM vor vier Alternativen: lokales Netzwerk mit PS/2-Rechnern, System/36, Mehrplatzsystem RT PC oder allenfalls 9370. Gesetzt den Fall, man findet für jede Variante eine passende Applikation, wäre wohl das Vorhandensein eines schrittweise und einfach gangbaren, preisgünstigen Wachstumspfades, der die Software-Investition schützt, die nächste Prüfung.

Anläßlich eines Interviews wurde Frank King, Vizepräsident für Entwicklung in der Entry Systems Division von IBM, gefragt, welches die bevorzugten Einstiegssysteme seien. King meinte, es sei besser, Alternativen zur Auswahl zu haben. Weiter sagte der IBM-Mitarbeiter: "Der Markt wird entscheiden".

Das klingt gut. Schließlich besagt es, daß der Kunde immer recht hat. Aber bedeutet es nicht gleichzeitig auch, daß es neben den Gewinnern auch Verlierer geben wird?

In der Vergangenheit führte kein Weg an dieser Schlußfolgerung vorbei. Heute gibt es bei IBM aber die Systems Application Architecture (SAA). Unter SAA können Sie Ihre Applikation auf eine besser geeignete Plattform überführen wenn sich das zuvor gewählte Hardwaresystem nicht in der gewünschten Richtung entwickelt. Zumindest hat man uns das glauben gemacht. So wurde SAA zum Allheilmittel gegen sämtliche Ängste bezüglich künftiger Wachstumspfade.

Doch ein IBM-Entry-System-Kunde sollte sich wirklich fragen, wie sehr er auf SAA vertrauen kann. Wird das System, das er kaufen will, von SAA von unterstützt? Hier kauft man nämlich ein Versprechen.

Zumindest bei den Systemen /36 und /38 ist dieses Versprechen sehr vage. Erst Silverlake dürfte dieses Dilemma lösen.

Obwohl SAA beim Schutz von Investitionen der Anwender eine Hauptrolle spielt, ist es nicht in Stein gehauen. IBM hat erklärt, daß SAA sich ebenso wie SNA entwickeln wird. Es ist somit keineswegs sicher daß es auch in Zukunft alle Übertragungsprobleme lösen wird.

In der Tat könnte auch die Entscheidung für SAA einengend sein. SAA wird nur dann vollen Nutzen bringen, wenn dafür in den kommenden Jahren eine Nachfrage quer durch die verschiedensten Systeme bestehen bleibt. Anderenfalls wird SAA vielleicht nie vollendet werden

Eine schriftliche Stellungnahme von IBM zur Zukunft von SAA wird es wohl nie geben; SAA wird vermutlich stets ein Versprechen bleiben. Alle Anwender sollten es daher sorgfältig prüfen und IBM soweit wie möglich auf einzelne SAA-Merkmale festnageln.