POS-System MDS 2140 im C & C-Markt:

Bei Rewe macht MDS die Rechnung auf

20.04.1979

KÖLN (pi) - Die Rewe Zentral-AG mit Sitz in Köln, deren Mitgliedsbetriebe (Rewe-Genossenschaften) im Jahre 1977 13 C & C-Läger unterhielten und die über 31 Genossenschaften mit 6549 angeschlossenen Einzelhändlern verfügt, erzielte 1978 einen Umsatz von 5 Milliarden Mark. Der folgende Beitrag befaßt sich mit dem Einsatz eines Processing-Terminals MDS 21/40 in einem Cash & Carry-Markt in Roth.

Ende des Jahres 1977 stellte die Rewe-Zentrale Marktuntersuchungen an, um ein modernes und wirtschaftliches elektronisches Kassensystem, das kein großes Background-System erforderte, ausfindig zu machen. Es sollte mit einem zentralen Platz für den Kassiervorgang ausgerüstet sein und einen problemlosen Datenträgeraustausch zwischen Zentrale und C & C-Markt ermöglichen. Auch nicht EDV-geschultes Fachpersonal sollte diese Anlage bedienen und überwachen können. Weitere Forderungen beinhalteten gute Kontrollmöglichkeiten schon während des Erfassungsvorgangs und eine aussagekräftige Rechnung. Kassenbon oder Tippstreifen kamen nicht in Frage. Auch ein "Price-look up", die Möglichkeit des schnellen Eingriffs bei Änderungen und eine automatische Protokollierung der Änderungen zur Kontrolle durch die Zentrale sowie eine Weiterverarbeitung der Daten ohne zusätzlichen Aufwand, sollte gegeben sein. Das System mußte darüber hinaus manipulationssicher und mit Hilfe einer unkomplizierten höheren Programmiersprache frei programmierbar sein.

Die Intelligenz auszutesten reizte

Der deutsche EDV-Markt hatte viel zu bieten, doch entweder fehlte dem System

ein entsprechender HOST-Computer - die EDV-Abteilung in der Großhandlung verfügt über ein System /3 Modell 8 - oder aber die Programmiersprache war kompliziert. Darüber hinaus lag in den meisten Fällen außerdem der Preis zu hoch. Unter den Anbietern war auch MDS mit der Serie 21, der Terminalfamilie für Distributed Processing. Die Intelligenz dieses Systems auszutesten reizte, und der vielversprechende Befehlsvorrat der Sprache Mobol überzeugte. Mobol ist eine höhere Programmiersprache, die keinem starren Zyklus unterliegt, jedoch den Komfort von Cobol, RPG und anderen höheren Sprachen bietet und zugleich den Bildschirm unterstützt. "Assembler-Fans" können trotzdem ihre Tricks und Kniffe anwenden.

Hervorzuheben ist die Bildschirm-Programmierung. Der Bildschirm wird wie ein Datensatz beschrieben, und jedes Feld in einem aktiven Display kann an jedem Teil im Programm abgefragt oder beschickt werden.

Die ersten Tests waren überzeugend und führten zur Installation eines Processing-Terminals MDS 21/40 mit Anschluß einer Synelec-OCR-A-Lesepistole an eine der Tastaturen.

Das System ist ausgestattet mit einer Zentraleinheit 64 K und zwei Diskettenlaufwerken, einem Plattenlaufwerk von 2,5 MB, drei Bildschirm-Arbeitsplätzen, zwei Lesepistolen Synelec 330 und einem MDS-Drucker.

Für die Programmierung wurden die Anforderungen festgelegt, nach denen folgende Arbeitsgebiete auf dem MDS-System abgewickelt werden sollten:

1. Wareneingang, 2. Pflege des Artikelstammes, 3. Pflege des Kundenstammes, 4. Fakturierung, 5. Artikelanzeige ohne Update, 6. Kassenabrechnung, 7. Ausdrucken der Rechnungen.

Da die statistischen Auswertungen auf der EDV-Anlage der Großhandlung vorgenommen werden, sind in dem MDS-System teilweise verkürzte Datensätze mit den Markt-relevanten Daten enthalten.

Resident während der Öffnungszeiten

Das Programm auf dem MDS-System ist während der täglichen Öffnungszeiten des Marktes resident und beinhaltet folgende Funktionen:

Wareneingang

Die Erfassung des täglichen Wareneingangs erfolgt mit gleichzeitiger Buchung auf den Bestand des Stammsatzes.

Ebenso ist die mengenmäßige Erfassung von Bruch, Schwund oder Eigenbedarf mit Begründung und Abbuchung vom Bestand vorzunehmen.

Zur maschinellen Verarbeitung und Kontrolle wird je Buchung ein Kontrollsatz für die Zentrale ausgegeben.

Pflege der Artikelstammsätze

Neue Stammdaten und Änderungen werden manuell erfaßt und Protokollsätze für die zentrale EDV erstellt. Die Pflege der Stammdaten erfolgt per Diskette von der Zentrale aus.

Pflege der Kundenstammsätze

Die Funktionen sind die gleichen wie bei den Artikelstammsätzen.

Fakturierung

(Wird noch gesondert beschrieben.)

Artikelanzeige

Die Daten für Kundenanfragen, Warenauszeichner und Bestand werden angezeigt, aber nicht protokolliert.

Kassenverwaltung

Dieser Teil ist noch in der Planung, er soll der Kassiererin bei dem Tagesabschluß helfen.

Drucken

Diese Routine wird zum Ausdrucken der in Puffer-Dateien gespeicherten Rechnungen benutzt.

Die Arbeitsweise des Programms wird am besten veranschaulicht durch einen schematischen Tagesablauf:

System wird morgens geladen

Das MDS-System wird morgens bei Markteröffnung geladen. Es erscheint auf jedem der drei Bildschirme eine Abfrage des Tagesdatums und der Uhrzeit. Sind diese Abfragen beantwortet, so wird auf jedem Bildschirm eine Funktionsauswahl-Übersicht zur Verfügung gestellt.

Als nächstes werden im Kassenraum die Änderungs-Disketten mit der Funktion zum Pflegen der Stammdaten verarbeitet. Während oder nach Abschluß dieser Funktion sind die Bildschirme an der Check-out-line mit der Menüauswahl 4 für die Fakturierung vorzubereiten.

Der Kunde wird beim Betreten des Marktes am Kassenraum nach seinem Einkaufsausweis gefragt. Ist es ein Neukunde, so erhält er nach Angabe seiner Anschrift und Prüfung der Einkaufsberechtigung einen fälschungssicheren Einkaufsausweis. Während der Kunde seine Ware aussucht, werden über den Bildschirm-Platz im Kassenraum die Kundendaten erfaßt. Vor Verlassen des Marktes muß er an der Check-out-line seinen Einkaufsausweis vorweisen. Die maschinell lesbare Kunden-Nummer auf der Rückseite des Ausweises wird über die Lesepistole erfaßt und manuell über die Tastatur eingegeben. Das System füllt die Bildschirm-Maske mit der Kundenanschrift, wobei gleichzeitig ein druckaufbereiteter Satz mit Anschrift, Rechnungsnummer und Datum abgestellt wird. Jetzt erwartet das System die Eingabe der Artikelordnungsdaten. Diese Daten sind mit einem Handauszeichnungsgerät auf jedem Artikel codiert.

Das Personal an der Check-out-line liest per Lesepistole die obere Zeile auf dem Etikett des Artikels ab. Sollte ein Etikett nicht maschinell lesbar sein, so können die Daten per Tastatur eingegeben werden.

Das System liest den Artikelstammsatz, ergänzt die Artikelnummer um Artikelbezeichnung, Inhalt, Verpackungsart und Preis. Auf dem Bildschirm werden nun dem Kunden und Bediener diese Vorgaben, gegebenenfalls ergänzt um ein Symbol zum Beispiel für Sonderangebot sowie der Einzel- und der Gesamtpreis angezeigt. Bei jedem weiteren Lesen wird die Menge verändert und der Gesamtpreis neu angezeigt. Wechselt das Ordnungsmerkmal, so wird der Bestand abgebucht und der Umsatz des Artikels wertmäßig fortgeschrieben. Gleichzeitig speichert das System einen druckaufbereiteten Satz für die Rechnung und erstellt einen Positionssatz für Auswertungen in der Zentrale.

Zeile für Zeile wird auf dem Bildschirm nach oben "gerollt" und der aufgelaufene Warenwert wie auch der Rechnungsbetrag angezeigt. So läßt sich bei eventuellen Liquiditätsschwierigkeiten die Ware zurückstellen.

Für Artikel mit Tagespreisen wie Obst und Gemüse oder auch Frischfleisch werden spezielle Artikelnummern vergeben. Bei diesen wird vom System der Warenwert abgefragt. Wiegeartikel wie Käse oder abgepackte Wurst werden vom System erkannt und das Warengewicht wird ebenfalls abgefragt. Gutschriften und Mengenangaben werden durch Drücken von Kontrolltasten möglich und gesichert. Nachdem alle Artikel des Kunden eingelesen sind, wird die Rechnung des Kunden vom Personal am Check-out-Bildschirm abgeschlossen, und eine neue leere Maske für die Abwicklung des nächsten Kunden erscheint auf dem Bildschirm. An der Kasse erhält der Kunde die vom MDS-System erstellte Rechnung.

Nach Ladenschluß wird ein Rechnungsjournal ausgedruckt, anhand dessen die Kassiererin ihren Tagesabschluß vornehmen kann.

Die weitere Datenauswertung erfolgt auf dem EDV-System der Großhandlung. Die im Laufe des Tages angefallenen Daten der einzelnen Rechnungspositionen werden auf Disketten kopiert und zusammen mit den auf Diskette protokollierten Änderungen oder Neuzugängen der Stammdaten an die Zentrale übermittelt.

Dort werden die positionsweisen Daten auf dem Artikel- und Kundenstamm für spätere Auswertungen verbucht. Täglich wird eine Umsatzstatistik nach 42 Warengruppen erstellt, Kunden- und Artikelstatistiken stehen auf Abruf zur Verfügung. Selbstverständlich ist es bei entsprechender Organisation möglich, die Auswertungen auf dem MDS-System auszuführen. Darüber hinaus könnte durch die positionsweise Verarbeitung noch eine Vielzahl betriebswirtschaftlicher respektive warenwirtschaftlicher Auswertungen vorgenommen werden.

Das beschriebene Programm wurde in erster Linie für Cash & Carry-Betriebe

entwickelt. Es ist jedoch ebenso für artverwandte Märkte, bei denen es auf laufende warenwirtschaftliche Überwachung, aktuelle Managementzahlen wie Überwachung des Warenbestandes, Sortimentsteuerung, tägliche Umsatzstatistik, ankommt, von Interesse.

Jürgen Weinand ist EDV-Organisator der Rewe Zentral-AG.