Die IT-Beratung Steria Mummert hat für ihre Studie "Erfolgsmodell Outsourcing 2011" mit 207 Entscheidern aus deutschen Unternehmen gesprochen. 94 Prozent berichteten, dass Outsourcing-Projekte bei ihnen auf der Agenda stehen. 78 Prozent der Befragten stufen die Relevanz von Outsourcing für den Unternehmenserfolg als hoch ein. Ein Jahr zuvor sahen das nur 68 Prozent der Befragten so. Unwichtig ist das Thema für sechs Prozent der Unternehmen.
Das Auslagern ganzer Geschäftsprozesse (BPO) wie zum Beispiel der Gehaltsabrechnungen ist die beliebteste Outsourcing-Form unter den Befragten. Fast drei Viertel der Unternehmen haben bereits BPO umgesetzt oder planen dies konkret (bei 40 Prozent umgesetzt, bei 32 Prozent konkret geplant). In weiteren Outsourcing-Disziplinen verfolgen mehr als die Hälfte der Unternehmen entweder konkrete Pläne oder sie haben diese bereits umgesetzt: Beim Infrastruktur Outsourcing, bei dem etwa das Netzwerk oder der Helpdesk ausgelagert werden (bei 30 Prozent umgesetzt, bei 33 Prozent konkret geplant) sowie beim Application Management (AM) durch IT-Service-Provider (bei 13 Prozent umgesetzt, bei 44 Prozent konkret geplant).
- Vorhersagen für 2011 "revisited"
Viele Outsourcing-Trends haben sich nicht durchgesetzt: Cloud-Services und die Schatten-IT blieben Randthemen. Auch neue Marktteilnehmer sucht man vergebens. - Outsourcing-Verträge auf dem Prüfstand
Kosteneinsparungen beim IT-Outsourcing sind nicht wirklich neu. IT-Verantwortliche haben das schon immer gemacht. IT-Budgets stehen unter Druck und CEOs und CFOs verlangen von ihren IT-Leitern, von den IT-Outsourcing-Providern (ITO) für weniger Geld mehr Leistung herauszuholen. Outsourcing-Vereinbarungen werden in der Regel nachverhandelt, um Kosten zu senken. Doch 2011 waren die Potenziale in diesem Bereich weitgehend ausgeschöpft. - Outsourcing Provider: Herantasten an die Cloud
Herkömmliche Outsourcing-Anbieter müssen mit der Zeit gehen und ihren Kunden auch Cloud-Services anbieten. Doch meist handelt es sich um herkömmliche Outsourcing-Pakete in neuer Verpackung. Cloud-Services sind im Hinblick auf die Datensicherheit und die gemeinsame Nutzung von IT-Infrastrukturen und -Ressourcen noch nicht reif für den Massenmarkt. - Outsourcing-Dienstleister halten an ihren Preisen fest
Das stimmt in den meisten Fällen. Allerdings gibt es häufig eine Art "quid-pro-quo"-Deals zwischen dem IT-Outsourcer und seinen Kunden. Ersterer gibt einen Preisnachlass und erhält dafür im Gegenzug von Letzteren eine längere Vertragslaufzeit. - Kostensenkungen durch Offshoring und Entlassungen
Alle großen US-Service-Provider haben im abgelaufenen Jahr ihre Offshore-Aktivitäten rund um den Globus weiter vorangetrieben und im Ausland in Arbeitskräfte investiert. Umgekehrt tun indische Outsourcing-Provider sich aufgrund von Einschränkungen bei der Visa-Vergabe schwer damit, in den USA Fuß zu fassen, was der US-Politik den Vorwurf des Protektionismus einbringt. - Mega-Merger zwischen US- und indischem ITO
Beobachter und Experten haben den Zusammenschluss zwischen einem namhaften indischen Outsourcing-Provider und einem multinational tätigen Outsourcing-Unternehmen aus den USA vorausgesagt. Dazu ist es bisher nicht gekommen. - China, Brasilien und Ägypten entern die Bühne
Ägypten hat in diesem Jahr für Schlagzeilen gesorgt, aber nicht im Hinblick auf das IT-Outsourcing. China und Brasilien boomen als Outsourcing-Provider für IT- und Business-Process-Services (BPO) - aber nur im jeweils heimischen Markt. Beide Länder sind derzeit nicht in der Lage, die von Unternehmen geforderten hochwertigen Services auch außerhalb ihrer Grenzen bereitzustellen. - Automatisierung soll Marge retten
Service-Provider verkaufen Automatisierungs-Tools an ihre Kunden, um Margen zu schützen: Dieser Trend setzt sich nur sehr langsam durch. Speziell bei komplexen Aufgaben und Prozessen ist eine Automatisierung problematisch. - Die "Schatten-IT" nimmt zu
Nicht bestätigt hat sich die These, dass Fachanwender die IT-Abteilung umgehen und massenhaft Public-Cloud-Services ohne deren Zustimmung nutzen und sich dadurch eine Schatten-IT im großen Stil etabliert. IT-Organisationen achten in der Regel auf alle IT-technologischen Aktivitäten im Unternehmen und verhindern durch Governance-Modelle unabgestimmte Cloud-Deals des Business. - Kunden akzeptieren Standard-Services
Laut Stephanie Overby wird hierbei viel Wind um nichts gemacht. Unternehmen würden standardisierte Services zwar akzeptieren, doch die meisten Anbieter sind nicht in der Lage diese umzusetzen, denn die Anforderungen des Business sind sehr komplex und individuell. Das wiederum erfordert ein hohes Maß an Customizing. Genau das ist auch eine Barriere für die allgemeine Cloud-Nutzung, die weitgehend standardisierte Prozesse voraussetzt.
Der Anteil von Unternehmen, die Softwaretests an externe Dienstleister auslagern oder das konkret planen, liegt bei 53 Prozent (bei 16 Prozent umgesetzt, bei 37 Prozent konkret geplant). Ein Jahr zuvor gab nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten an, dass sie Managed Testing Services nutzen oder dies bereits planen. Konkrete Pläne gibt es dafür besonders häufig bei der Transport-Branche, in IT-Unternehmen und in Banken.
Die Antwort auf die Fragen nach dem "Warum Outsourcing?" überrascht nicht, hier bleiben die Kosten der Haupttreiber. 61 Prozent der Befragten versprechen sich mit Outsourcing-Entscheidungen Ersparnisse von 20 bis zu mehr als 50 Prozent. In der IT-Branche, in Banken und Versicherungen rechnen rund drei Viertel der Befragten mit Kosteneinsparungspotenzialen von 20 bis 50 Prozent. Weitere Vorteile, die sich die Entscheider von Outsourcing versprechen, sind Entlastungen von Kapazitäten und Management.
Unternehmen stellen hohe Ansprüche an einen Outsourcing-Dienstleister: An erster Stelle bei den geforderten Anforderungen stehen Datensicherheit und Fachkompetenz (jeweils 57 Prozent). An dritter Stelle steht der Wunsch nach IT-Kompatibilität (39 Prozent). Nur knapp ein Drittel der Befragten erwartet von einem Dienstleister günstige Konditionen.