US-Anwenderorganisation zeigt größeres Selbstbewußtsein

Bei Konflikten mit Anbietern wird Zurückhaltung abgelegt

17.04.1992

WEST PALM BEACH (IDG) - US-amerikanische DV-Anwender werden aufmüpfig. Die traditionell eher zurückhaltende Society for Information Management (SIM) bereitet eine Positionsbestimmung der Berufsgenossenschaft zur Softwarelizenzierung vor.

"Das ist eine Zeitbombe", meinte ein Teilnehmer auf der Jahreskonferenz 1992 der SIM-Vollmitglieder am ersten April-Wochenende. Für permanenten Zündstoff bei den Debatten sorgten die schwebenden Gerichtsverfahren zwischen Computer Associates Inc. und Electronic Data Systems Corporation. (Siehe CW Nr. 4, 6 und 7/1992, jeweils Seite 1.)

Weil es in jüngster Zeit eine ganze Reihe von Streitigkeiten zwischen Herstellern und Anwendern über ungeklärte Rechtsfragen bei der Softwarelizenzierung gab, verlangen die Anwender nun Klarheit. Dabei geht es nicht nur um Probleme des Lizenztransfers im Falle von Outsourcing, sondern beispielsweise auch um die fragliche individuelle Lizenzierung in größeren Organisationen und in Verbote der Hersteller, Software während der Dauer von Streitigkeiten zu nutzen.

"Die Situation verlangt wohl nach einem beharrlichen und einhelligen Standpunkt. "Jeffrey Landau, Vice-President und DV-Chef bei Nutrisystem in Blue Bell, Pennsylvanien, spricht damit die Ansichten vieler SIM-Mitglieder aus. "Wir wollen nicht unbedingt auf Konfrontationskurs gehen", beschreibt Wayne Matthai, Abteilungsdirektor Management-Systeme bei Procter & Gamble, die Situation in der SIM, die sich früher nie in Kontroversen eingemischt hat. "Aber wahrscheinlich haben wir alle individuell mit diesen Fragen gerungen; also sollten wir es vielleicht mal als Gruppe tun."

Die SIM hat rund 3000 Mitglieder und betrachtet sich als die größte Berufsorganisation leitender DV-Angestellter in den USA. In den heftigen Diskussionen der Jahrestagung zeichnete sich eine Mehrheit dafür ab, daß die Vereinigung sich zukünftig als offizielle Organisation öffentlich zu Wort melden wird. "Wir vertreten Kaufkraft, also einen signifikanten Anteil der Umsätze von Softwareherstellern", bekundete ein Teilnehmer das wachsende Selbstbewußtsein.

Softwarelizenzen sorgen für Zündstoff

Der SIM-Vertreter Robert Rubin kündigte Erklärungen der Organisation "innerhalb des nächsten Jahres" an. Nach dem gegenwärtigen Diskussionsstand wird es eine Umfrage unter den SIM-Mitgliedern zu Problemen bei der Softwarelizenzierung sowie eine Umfrage unter Anbietern über ihre gegenwärtigen und künftigen Ansichten in dieser Frage geben. Eine Arbeitsgruppe der SIM hat mit ersten Gesprächen über ein Positionspapier der Berufsvereinigung begonnen.