Hausinternes Lernen hat auch Vorteile

Bei Inhouse-Schulungen sind die "Vielfrager" nicht lästig

21.09.1990

Noch schrecken viele DV-Verantwortliche und Personalchefs davor zurück, ein Netzwerk-Seminar als Inhouse-Schulung durchzuführen. Daß es sich aber bei einer genauen Vorbereitung der Veranstaltung und einem gut ausgebildeteten Referenten trotzdem lohnt, hausintern zu lernen, meint Michael Heimerl.

"Ein Netzwerk-Seminar in unserem Hause durchführen? Das ist doch ein viel zu großer Aufwand. Ich kann doch meine ganze Abteilung nicht drei Tage lang auf Schulung schicken wer macht denn dann die Tagesarbeit?" So argumentieren meist die für die Mitarbeiterausbildung Verantwortlichen.

Obwohl dieses Argument nicht gänzlich vom Tisch gewischt werden kann, so läßt es sich damit entkräften, daß die Chancen einer Inhouse-Schulung, die Nachteile bei weitem überwiegen.

Eines der ersten Ziele des Inhouse-Seminars ist immer, eine Atmosphäre zu schaffen, in der jeder, der Teilnehmer und der Referent, ungezwungen seine Fragen, Bedenken und auch sein Mißfallen äußert. Hat man dieses Stadium einmal erreicht, so entwickelt sich eine lebhafte Schulung, die für die Teilnehmer, und selbstverständlich auch für das Unternehmen, wesentlich effizienter ist als ein einseitiger Monolog des Referenten.

Die Erfahrung hat gezeigt, daß sich solch eine Atmosphäre bei einer Inhouse-Schulung wesentlich schneller und intensiver schaffen läßt, als bei Kursen in für den Teilnehmer fremden Schulungszentren.

Die größte Chance einer Inhouse-Schulung liegt jedoch darin, daß spezifisches nur das Unternehmen betreffende Fragen und Probleme, intensiver behandelt werden können.

Jeder, der schon einmal mit einem "Fragenkatalog" eine Schulung besucht hat, hat die Erfahrung gemacht, daß andere Schulungsteilnehmer die "Nase rümpfen" oder sich sogar beschweren, wenn der Referent zu lange auf die speziellen. Wünsche eines einzelnen eingeht, dessen Probleme nicht von allgemeinen, Interesse sind. Allein der wißbegierige Teilnehmer steckt schon mit seinen Fragen zurück, wenn er die desinteressierte Unruhe der anderen "Seminaristen" über das, was er alles wissen will, spürt.

Oft genug wird auf so speziellen Fraßen nur theoretisch eingegangen, weil in einen, Schulungszentrum nicht für jede denkbare Situation die entsprechende Hardwarekonfiguration vorhanden ist, Diese Fragen können im eigenen Unternehmen nicht nur ausführlicher behandelt, sondern auch gezielt in der Praxis erläutert und Lösungswege erarbeitet werden. Auf einen Nenner gebracht heißt das, daß sich eine Inhouse-Schulung viel praxisbezogener und effizienter gestalten läßt als Kurse in einem Schulungszentrum.

Für das Unternehmen erweist sich das Durchführen einer Inhouse-Schulung, vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt betrachtet, günstiger als der Besucht einer externen Schulung, von mehreren Mitarbeitern. Bei einer Inhouse-Schulung entstehen für das Unternehmen lediglich die Aufwendungen für den Referenten aufzubringen.

Die Chancen, die in der Durchführung von Schulungen "vor Ort" liegen, lassen sich erst dann wahrnehmen, wenn bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sind. Eine Voraussetzung ist, daß die Schulung in dem Unternehmen perfekt organisiert ist. Das bedeutet, daß der Teilnehmer die Schulung nicht dauernd unterbrechen muß, um dringende Kundenprobleme zu lösen. Die Organisation sieht vielmehr so aus, daß vor und nach der Schulung, und in eventuell längeren Pausen, besonders dringende Tagesarbeit erledigt beziehungsweise Lösungsprozesse eingeleitet werden. Weitere Rahmenbedingung ist, daß der Referent den Ansprüchen einer Inhouse-Schulung genügen muß.

Unter Berücksichtigung dieser Aspekte hat das Unternehmen durch einen didaktisch geschulten Referenten eine hervorragende Chance, die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter zu gestalten.

Die Überlegung, ein Mitarbeiter geht auf Schulung und gibt sein Wissen seinen Arbeitskollegen weiter, kann bei Themen, mit denen die Mitarbeiter täglich arbeiten, nie dasselbe Ergebnis bringen wie die Information aus erster Hand.